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SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2017

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UMWELT: HOCHMOORE REGENERIEREN

nen Franken notwendig wären. Diese

Investitionen würden sich nicht nur öko-

logisch, sondern auch wirtschaftlich po-

sitiv auf die Region auswirken. Denn die

Wiederherstellung von Moorgebieten

verursacht erheblichenArbeitsaufwand.

Bau-, Holzer- undTransportarbeiten ma-

chen bei der Renaturierung von Mooren

rund 60 Prozent der Umsetzungskosten

aus. Das zeigt eineAnalyse von 30 abge-

schlossenen Projekten unterschiedlicher

Grösse in den Kantonen Graubünden,

Neuenburg, Luzern, Schwyz, St.Gallen

und Zürich.

Durchschnittlich kostet die Wiederher-

stellung einer Hektare Moor 78000 Fran-

ken. Davon fallen nach konservativen

Schätzungen knapp 47000 Franken für

Arbeiten vor Ort an, die üblicherweise

vom regionalen Gewerbe oder von

Landwirten im Nebenerwerb erbracht

werden. 27000 Franken pro Hektare fal-

len zu ungefähr gleichenAnteilen für die

Planung der Projekte und baubeglei-

tende Massnahmen an; kantonale Pla-

nungsarbeiten sind in die Kostenanaly-

sen nicht mit eingeflossen. Die restlichen

4000 Franken pro Hektare, respektive

rund fünf Prozent der Kosten, verteilen

sich auf Öffentlichkeitsarbeit, Nachkont-

rolle und generelle Spesen.

Die durchschnittliche Fläche der natio-

nal geschützten Hochmoore beträgt

2,75 Hektaren. Bei der Renaturierung

eines Gebiets dieser Fläche fliessen

knapp 130000 Franken an das lokale Ge-

werbe und in den landwirtschaftlichen

Nebenerwerb. Moorrenaturierungspro-

jekte leisten somit auch einen Beitrag zur

Sicherung regionaler Arbeitsmöglichkei-

ten und zum regionalen Einkommen.

15 km

2

Hochmoore in der Schweiz

In der Schweiz existieren heute 545 na-

tional geschützte Hochmoore mit einer

Gesamtfläche von rund 15 Quadratkilo-

metern. Rund zwei Drittel dieser Fläche

sind entwässert und bedürfen dringend

einer Wiedervernässung. Der Bund und

die Kantone sind verpflichtet, die Kosten

der Wiederherstellungen zu überneh-

men. Aufgrund von Budgetrestriktionen

sind sie jedoch oft nicht in der Lage, ih-

ren Verpflichtungen nachzukommen.

Dies würde sich jedoch lohnen, denn in

Gebieten mit Hochmooren lassen sich

nicht nur wertvolle Biotope schützen;

Renaturierungsprojekte lenken Gelder in

die Region und erhöhen die landschaft-

liche Attraktivität.

Lena Gubler

Dominik Braunschweiger, WSL

Quelle: Kosten von Regenerations-

projekten von drainierten Hochmooren

in der Schweiz, L. Gubler, 2015.

(unveröffentlicht)

Für Fragen und Informationen:

lena.gubler@wsl.ch

CO

2

-Kompensation

Für Firmen und Privatpersonen gibt

es zukünftig die Möglichkeit, ihre CO

2

Emissionen freiwillig zugunsten von

Hochmoorrenaturierungen zu kom-

pensieren.

Ein Hochmoor enthält in der obersten

Torfschicht von 50 cm, welche am

stärksten von der Entwässerung be-

troffen ist, rund 280 t Kohlenstoff pro

Hektar. Durch Entwässerung verbin-

det sich der Kohlenstoff mit dem Sau-

erstoff und entweicht in Form von

CO

2

in die Luft. Wird ein Hochmoor

renaturiert, d. h. wiedervernässt, blei-

ben diese immensen Kohlenstoffvor-

räte gebunden und ihre Emission

wird verhindert. Umgerechnet kann

mit einer Wiedervernässung eines

Hochmoores der Ausstoss von rund

1000 Tonnen CO

2

pro Hektar verhin-

dert werden. Für Fragen zu CO2-Kom-

pensationen mittels Hochmoorrena-

turierung können martin.jenk@

myclimate.org oder o.zoller@south-

pole.com» kontaktiert werden.

DieWiederherstellung einer Hektare Moor kostet durchschnittlich 78000 Franken, mehr als

die Hälfte fliesst dem regionalen Gewerbe zu. Im Bild das Meinenstossmoos (LU).

Bild: zvg

Lena Gubler, Auto-

rin der Studie zu

den Regenerations-

kosten von Hoch-

mooren.

Bild: zvg

Dominik Braun-

schweiger ist

wissenschaftlicher

Assistent bei der

WSL.

Bild: zvg