Previous Page  21 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 21 / 32 Next Page
Page Background

21

Der Auftragnehmer hat die Herstellerangaben zur Verarbeitung

unter Berücksichtigung der individuellen „Baustellenbedingun-

gen“ zu prüfen. Stellt sich bei dieser Prüfung heraus, dass die Bau-

stelle die Verarbeitung des vom Auftraggeber vorgeschriebenen

Produkts nicht zulässt, muss er den Auftraggeber darauf hinwei-

sen (KG, Az.: 7 U 57/13 vom 15.04.2014. Nichtzulassungsbeschwerde

vom BGH mit Beschluss vom 27.04.2016 – VII ZR 105/14 zurückge-

wiesen).

AUcH BEI VIER WOcHEN BAUZEITVERLäNGERUNG DROHT OHNE

MAHNUNG KEINE VERTRAGSSTRAFE.

Kommt es zu Behinderungen während der Bauausführung und/

oder zu umfangreichen Nachträgen, kann entweder die gesamte

Vertragsstrafe hinfällig sein oder es wird die Fälligkeit entspre-

chend nach hinten hinausgeschoben. Dabei ist zu beachten, dass

ein Verzug des Auftragnehmers nicht ohne vorherige Mahnung

des Auftraggebers eintritt (OLG celle, Az.: 7 U 27/16 vom

26.10.2016).

WIRD DER FERTIGSTELLUNGSTERMIN EINVERNEHMLIcH VER-

ScHOBEN, IST EINE VERTRAGSSTRAFE NIcHT ZWANGSLäUFIG

HINFäLLIG.

Selbst wenn der ursprüngliche Fertigstellungstermin im Einver-

nehmen aller Vertragspartner verschoben wird, ist eine Vertrags-

strafe nicht unbedingt verwirkt. Die Vertragsstrafe für den neuen

Fertigstellungstermin gilt ebenfalls nicht automatisch. Nur dann,

wenn sie ausdrücklich auch für diesen verschobenen Termin wie-

derum vereinbart worden ist, kann sie im Fall der erneuten Ver-

zögerung der Fertigstellung geltend gemacht werden.

Ob die Vereinbarung einer Vertragsstrafe auch gültig ist, wenn

die Parteien einverständlich Vertragstermine ändern, hängt ins-

besondere von der Formulierung der Vereinbarungen von Ver-

tragsstrafen im Einzelfall sowie von der Bedeutung der jeweiligen

Terminverschiebung ab. Von einem Fortgelten der Vertragsstra-

fenregelung auf eine neu vereinbarte Ausführungsfrist würde so

z. B. auszugehen sein, wenn die Vertragsstrafenvereinbarung ter-

minneutral formuliert ist.

Die Vereinbarung einer Vertragsstrafe wird jedoch insgesamt hin-

fällig, wenn durch den Auftraggeber bedingte Verzögerungen

den Zeitplan völlig aus dem Takt gebracht haben und so den Auf-

tragnehmer zu einer durchgreifenden Neuordnung des gesamten

Zeitablaufs zwingen (OLG Düsseldorf, Az.: 5 U 81/15 vom

07.04.2016).

BLAUE SEITEN

Baurecht

Auch bei einvernehmlicher Terminverschiebung hat sich die Ver-

tragsstrafe nicht automatisch erledigt.

Fragen zum Baurecht?

Mitgliedsbetriebe der Dachdecker-

Innungen im LIV haben die Nase vorn.

Foto: Fotolia

Ohne Mahnung kein

Verzug

Vertragsstrafe trotz

Einigkeit?