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GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN

Seit 2011 Mitarbeiter bei

GOLF TIME und leidenschaftlicher

Profigolf-Junkie. Fragt sich seit

Jahr und Tag, warum fast alle

Golfturniere im Zählspielmodus

ausgetragen werden, wenn doch

der Ryder Cup mit seinen Match-

play-Variationen das beliebteste

Golfturnier der Welt darstellt.

GÖTZ

ZITAT

P

rofigolfturniere, die über vier Tage im

Zählspielmodus ausgetragen werden,

sind nichts anderes als eine große

Wundertüte. Egal ob Majorturnier oder

reguläres Tour-Event, das Interesse für das

Treiben der Golfstars steht und fällt mit der

Gemengelage auf dem Leaderboard. Wenn sich

Top-Stars wie Dustin Johnson, Jordan Spieth oder

Rory McIlroy ein Duell auf Augenhöhe liefern,

sitzen die Zuschauer gebannt vor den Bild-

schirmen. Zelebriert jedoch der Exot mit dem

unaussprechlichenNamen einen einsamenDurch-

marsch, geht die Sonne der Unterhaltung so

schnell unter, dass selbst Zwerge wie der „Tatort“

am Sonntagabend lange Schatten werfen können.

Um dieser Unberechenbarkeit, die der Zählspiel-

modus mit sich bringt, entgegenzuwirken, be-

ginnen die Verantwortlichen der großen Touren,

in neuen Bahnen zu denken. European Tour Chef

Keith Pelley testete im Februar in Australien

erfolgreich ein neues Format. Bei der „ISPS

Handa World Super 6 Perth“ absolvierten die

Profis erst ein Zählspielturnier über 54 Löcher,

um die besten 24 Teilnehmer zu ermitteln. Der

spätere Sieger musste am Sonntag schließlich

fünf K.-o.-Runden im Matchplay überstehen,

wobei die Duelle jeweils nur über sechs Löcher

ausgetragen wurden. Damit sollte Spannung bis

zum Schluss garantiert werden. Obwohl an dem

Turnier kaum namhafte Spieler teilnahmen, war

das weltweite Publikumsinteresse enorm.

Schon im Mai folgt mit „Golf Sixes“ ein weiteres

neuartiges European Tour-Event. 16 Nationen-

Teams, bestehend aus je zwei Spielern, treten im

Matchplay über sechs Bahnen gegeneinander an.

Nach einer Gruppenphase, in der es für einen Sieg

drei Punkte bzw. für ein Unentschieden einen

Zähler zu gewinnen gibt, wird ab dem Viertel-

finale im K.-o.-Modus gekämpft, bis der Sieger

feststeht. Als weitere Innovation plant die Euro-

pean Tour in naher Zukunft ein Nachtgolfturnier.

Mit der Hero Challenge präsentiert Keith Pelley

ein regelrechtes Golfspektakel. Schon im letzten

Jahr wurde das als aufsehenerregendes Turnier-

rahmenprogramm konzipierte Golf-Show-Event

erfolgreich vorgestellt. Die Zutaten: Ein Par-3-

Zielschießen mit Golfstars und Prominenten,

ausgetragen in einer Art Stadion, untermalt mit

lauter Rockmusik, Flammensäulen und Flutlicht.

2017 wird es drei weitere Hero Challenges geben

und auch für die folgenden beiden Jahre hat sich

Hauptsponsor Hero Motocorp verpflichtet.

In den USA erwartet die Zuschauer bei der Zurich

Classic Ende April ebenfalls ein neuartiges For-

mat. 80 Teams werden sich im Zählspiel messen,

jedoch wird abwechselnd (wie beim Ryder Cup)

im Foursome- bzw. Fourball-Format gespielt.

Nicht zuletzt aufgrund der Teilnahme vieler Top-

Spieler der PGA Tour sollte die Zurich Classic ein

voller Erfolg bei den Zuschauern werden.

Doch sollte man jetzt noch lange nicht aufhören

weiterzuexperimentieren. Um das Zählspiel

aufzupeppen, könnte man bspw. eine Variante

testen, bei der auf einem Grün eine Fahne leicht,

eine mittel und eine schwer gesteckt wurde. Ein

Spieler bekommt entsprechend mehr Punkte,

wenn er die schwere Variante wählt. Dies würde

dafür sorgen, dass es mehr taktisches Spiel bzw.

dramatische Aufholjagden in Turnieren gäbe und

riskantes Golf stärker belohnt werden würde.

Wenn alle Maßnahmen nichts fruchten, gibt es

immer noch genügend wirklich absurde Varia-

tionen. Ich könnte mir ein Turnier vorstellen,

bei dem der Spieler während der Runde zufällig

diverse Spielmodifikationen vorgegeben bekommt.

So muss er bspw. ein Loch mit Linkshandschlä-

gern absolvieren (als Rechtshänder), eine andere

Bahn muss auf Zeit gespielt werden (darüber

würde sich John Daly sicher besonders freuen).

Oder der Caddie und der Spieler müssten für ein

Loch die Rollen tauschen. Auch das „Nur-ein-

Schläger-Loch“ wird immer gern genommen.

Den Möglichkeiten, Profigolfturniere interessan-

ter zu gestalten, sind also keine Grenzen gesetzt.

Uns Zuschauern kann das nur recht sein.

GT

Alter Wein in

neuen Schläuchen

»Zelebriert der

Exot mit dem

unaussprechlichen

Namen einen ein­

samen Durchmarsch,

geht die Sonne der

Unterhaltung so

schnell unter, dass

selbst Zwerge wie der

„Tatort“ am Sonntag­

abend lange Schatten

werfen können ...«

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GOLF TIME

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3-2017

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