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62

GOLF TIME

|

7-2016

www.golftime.de

CLUB

FITTING

MODETREND

DIFFERENZIERUNG

D

ieses Jahr war gekennzeichnet

von einigen sehr spannenden

Dingen, die im Bereich der

Schlägerentwicklung passiert

sind. Der übergeordnete Begriff für die

sich abzeichnenden Trends im Material-

bereich könnte „Differenzierung“ sein.

Was verbirgt sich dahinter? Die meisten

Hersteller gehen dazu über, ihre Produkte

klarer voneinander abzugrenzen, um eine

eindeutige Marktpositionierung zu er-

reichen. Einem Fitter soll so die Arbeit

leichter gemacht werden, wenn von vorn-

herein klar ist, für welchen Spielertyp

ein entsprechendes Produkt passen soll.

Das bedeutet im Umkehrschluss nicht,

dass man im Rahmen eines Fittings nach

Schema „F“ vorgehen soll, denn es passiert

immer wieder, dass ein theoretisch per-

fektes Produkt für einen speziellen Spie-

ler überhaupt nicht funktioniert und ein

eigentlich ungeeignetes Produkt hervor-

ragende performed.

BOTSCHAFT

Von der reinen Schläger-

physik her am interessantesten waren sicher

die Diskussionen über das Thema „Sub-

Zero“, um einen Begriff von Callaway zu

nutzen. Was verbirgt sich dahinter? Die-

ses Jahr ist es einigen wenigen Herstellern

zum ersten Mal gelungen, den Masse-

schwerpunkt eines Drivers unter die neu-

trale Achse des Designs zu verschieben.

Die Werbebotschaft „Masse hinten und

tief unten“ hören und lesen wir ja schon seit

etlichen Jahren, wenn es um die Driver-

themen „Höher-Schneller-Weiter-Gerader“

geht. Doch betrachtet man die Design-

daten aller Drivermodelle, die diese At-

tribute für sich in Anspruch genommen

haben, so stellt man fest, dass deren Center

of Gravity bislang immer oberhalb der

Mittelachse des Driverkopfes angesiedelt

war. Erst in diesem Jahr ist es insgesamt

drei Herstellern gelungen, das zu ändern.

Die folgenden Drivermodelle haben diese

interessante Eigenschaft: Taylor Made M1

430 (bei fast allen Gewichtsoptionen –

Ausnahme die Variante FADE/BACK),

Cobra F6+ (Gewichtskonfiguration Mitte

und Front), Cobra King LTD und LTD Pro

sowie Callaway mit dem Modell XR Pro

Subzero.

Welche Auswirkungen hat nun die Plat-

zierung des CoG unterhalb der Mittel-

achse? In erster Linie mal einen etwas

höheren Ballstart. Wird das CoG dann

noch relativ weit nach vorne verschoben,

entstehen auch noch sehr niedrige Spin-

raten. Allerdings werden diese Driver

dann auch absolute Zicken, die oft ähnlich

leicht aus der Ruhe zu bringen sind wie ein

Giovanni Trapattoni in seiner berühmten

„Flasche leer“-PK. Doch für einige Spieler

sind diese Produkte absolut perfekt – aber

eben nur für einige.

VORSICHT

Im Bereich der Schäfte ist auch

viel Interessantes in diesem Jahr passiert.

Vor allem True Temper mit seiner Schaft-

marke Project X hat im Graphit-Bereich

auf der PGA Tour den Vogel abgeschossen.

Die HZRDUS-Reihe hat sich innerhalb

kürzester Zeit zu einem der absolut hei-

ßesten Schäfte im Markt entwickelt und

kommt in der nächsten Saison dann auch

bei einigen größeren Schlägerherstellern in

deren Produkte. Allerdings sollte man hier

genauer hinschauen. Es gibt zwei Produk-

tionen für diese Schäfte. Die Massenware

kommt aus China und das richtig gute

Zeug wird in San Diego handgefertigt und

genauer kontrolliert. Welche Modellreihe

die Pros bevorzugt verbaut bekommen, ist

nicht schwer zu erraten.

ETABLIERT

ImEisenbereich haben sich die

Modelle mit eingesetzten Schlagflächen

endgültig etabliert. Fast alle Hersteller set-

zen inzwischen auf dieses Designkonzept,

wenn es darum geht, höhere Ballgeschwin-

digkeiten kombiniert mit höherer Konstanz

derselben auf der Schlagfläche zu kombi-

nieren. Puristen stören sich nachvollzieh-

barerweise amKlang dieser Eisen, doch auch

für sie könnte es zukünftig eine interes-

sante Option im Markt geben – vorausge-

setzt, das eigene Bankkonto ist gut gefüllt.

In den letzten Tagen haben wir schon

einen Teil der neuen Produkte für unsere

Fittingcarts bekommen und wir können

schon jetzt sagen, dass die Zahl der guten

Produkte, die sich sehr gut an den jeweili-

gen Spieler anpassen lassen, sehr groß sein

wird. Aus Sicht des Materialjunkies kön-

nen wir nur sagen: Wir freuen uns auf

2017.

GT

JOHANNES HERBIG

Jahrgang ’61,

Inhaber der Fitting-

Schmiede Clubmate Golf

mit Stützpunkten

in Pfungstadt und

im Jordan Golfdom,

Köln

Das Golfjahr 2016 aus Sicht eines Materialjunkies. Eine Marktanalyse.