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GOLF TIME

|

7-2016

65

D

ie

Termini

„Albatros“,

„Eagle“, „Draw“ oder „Fade“

sind in der internationalen

Golfsprache durchaus keine

Fremdwörter. Wenn Ihnen

allerdings zu Begriffen wie

„Le Moulin“, „Reverse Leg“, „Drop Ball“ oder

„Sticky Train“ auf Anhieb so gar nichts einfal-

len will, so wundern Sie sich nicht: Herzlich

willkommen in der Welt von Romain Béchu,

seines Zeichens Trickgolfer aus Frankreich.

Als Romain nach einigen anfänglichen,

eher amateurhaft gedrehten Videos im Jahr

2013 eine Art „Compilation“ seiner besten

Tricks als Video auf YouTube hochlud, ging

dieses buchstäblich durch die Decke. Bis

heute wurde „GoPro Golf Tricks Romain

Bechu 2013“ über 520.000 Mal angesehen.

Seitdem sind zahlreiche weitere Videos hin-

zugekommen und das internationale Medien-

interesse an dem „Golfball Trickster from

France“ ließ nicht lange auf sich warten. ESPN

betitelte das Video damals als „das groß-

artigste Trick-Shot-Video, das die Welt jemals

gesehen hat“. CBS Sports ergänzte: „Das Video

lässt jeden Nike-Werbespot mit Tiger Woods

erblassen.“ Unter anderem produzierte und

veröffentlichte die European Tour Produc-

tions ein eigenes Video mit dem Ballkünstler

im Rahmen der BMW PGA Championship

2016 in Wentworth, das unter anderem auch

auf

SkySports.com

veröffentlicht wurde.

Darin zu sehen ist der heute 32-Jährige, wie

er mit Wedge und Golfball ausgerüstet, die

Londoner Innenstadt mit seinen Tricks un-

sicher macht: Angefangen mit dem klassischen

„Danteln“ des Balles mit dem Wedge durch

die Straßen von London oder in der U-Bahn

bis hin zu spektakulären Einlagen. Mal vor

sprachlosem Publikum, mal ohne Zuschauer.

Ein weiteres Video zeigt Béchu in der

Pariser Innenstadt seine Künste zum Besten

geben, anderewiederumlassendenMeister auf

einem schlichten Putting Grün seine Künste

vollführen.

AuS deR NoT eiNe TugeNd gemAChT

Wie bei so vielen anderen Trick-Künstlern

in ihren jeweiligen Sportarten, war auch bei

Romain Béchu das ursprüngliche Ziel ein

anderes: Im Alter von zehn Jahren begann er

mit demGolfen, drei Jahre später wies er bereits

ein beachtliches Handicap von –4 auf und

gewann mit 13 die French Junior Champion-

ship der bis 14-Jährigen. Von da an manifes-

tierte sich das Ziel bei dem jungen Franzosen,

Golfprofi zu werden. Er spielte verstärkt Tur-

niere in Frankreich und über die Landesgren-

zen hinaus, war zudem Mitglied des „French

Junior Teams“ bei diversen Austragungen.

Im Alter von 16 Jahren wurde Romain

Mitglied im RCF La Boulie, einem der an-

gesehensten Clubs in Frankreich. Er wurde

in Folge sieben Mal Französischer Meister

in unterschiedlichen Klassen, das Jahr 2007

hatte dabei Schlüssel-Charakter: Romain

gewann die French Amateur Championship,

die English Amateur Championship (Braba-

zon Trophy), wurde geteilter Elfter beim U.S.

Porter Cup und erhielt die Silbermedaille bei

der European Team Championship, wo er

Rory McIlroy im finalen Match mit 3&2 be-

siegte, eine Woche bevor dieser ins Profilager

wechselte. Am Ende des Jahres hatte Romain

das sagenhafte Handicap von +5 vorzuweisen

und wechselte ebenfalls ins Profilager. Er

nahm an der Qualifying School der European

Tour teil und schaffte es dort gleich auf An-

hieb in die Final Stage, erspielte sich am Ende

die Spielberechtigung für die Challenge Tour.

So weit, so gut, doch während der folgen-

den drei Jahre sollte eine bittere Verletzungs-

Serie Béchu dazu zwingen, seinen Plan als

Profigolfer zu verwerfen. Er spielte zwar

vereinzelt Turniere auf der Challenge, Asian

und Alps Tour, doch ohne die erforderliche

Konstanz. Dafür konzentrierte Romain sich

in den Auszeiten mehr und mehr auf seine

Tricks und perfektionierte diese zunehmend.

„Mit 19 ging ich mit einem guten Freund

zum Studieren nach Australien und auf dem

Campus gab es abends so gut wie nichts zu

tun“, sagt Béchu rückblickend, „da habe ich

meine Zeit monatelang nur mit dem Erfin-

den und Perfektionieren von Golftricks ver-

bracht“.

Als Highlight seines Repertoires sieht

Romain eine Kombination des sogenannten

„Flip“: „Das ist mein schwierigster Trick, weil

Ball und Wedge dabei gleichzeitig jongliert

werden“, so Béchu. Was das Geheimnis seines

Erfolgs ist? „Ich sehe das Golf-Tricksen nicht

als Job, sondern als eine Leidenschaft, die

mich von selbst dazu anhält, immer neue

Tricks zu erfinden und dabei stetig besser zu

werden.“

GT

iN AkTioN

Romain Béchu auf

YouTube und live bei Events:

Durch die Londoner innenstadt

(oben); mit Bubba Watson beim

Shenzen international (links)

»Ich sehe Golf-Tricksen nicht

als Job, sondern als Leiden-

schaft. sie hält mich an,

neue Tricks zu erfinden und

immer besser zu werden«

Romain Béchu