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GOLF TIME

|

6-2017

www.golftime.de

TRAINING |

SPORTPHYSIO

DR. CHRISTIAN

HAID

Biomechaniker,

Universitätsklinik

Innsbruck

VERLETZUNGEN

VERMEIDEN

URSACHENFORSCHUNG

Drei Analysen, wie Sie sich vor Verletzungen

schützen können.

1

Im Zusammenhang mit Golf können für

die erste Gruppe einige Maßnahmen zur

Verletzungsvermeidung getroffen wer-

den. Dazu gehören vernünftiges Aufwärmen

und koordinative Bewegungsübungen. Ist die

Muskulatur aufgewärmt und vorbereitet, kann

sie auf plötzliche Ereignisse besser reagieren.

Dies gepaart mit vernünftigem Verhalten und

guter Ausrüstung kann dafür sorgen, dass

Ausrutschen, Umkippen und andere ungüns-

tige Geschehnisse glimpflicher ausgehen.

In diese Gruppe gehören jedoch auch Schlä-

ge mit übertriebenem Bodenkontakt, die zu

Muskel- und Sehnenverletzungen führen. Um

diese zu verhindern, sind ein lockerer Griff,

gute Schwungtechnik und der Verzicht auf

rohe Gewalt notwendig.

2

Ein schwerer beherrschbares Problem

stellt die zweite Gruppe der Verlet-

zungen dar. Es können häufige kleine

Überlastungen mit der Zeit zu großen Schädi-

gungen führen. So können ein Schuhwechsel

und die dadurch veränderten Fußbelastungen

aufgrund der hohen Schrittanzahl sogar zu

Ermüdungsbrüchen führen. Das Gleiche gilt

bei Veränderung der Schwungtechnik. Das

beste Hilfsmittel ist, bei Bewegungsverände-

rungen, die vermeintlich Belastungen hervor-

rufen, die Wiederholungszahlen begrenzt

zu halten. Also öfter Pausen machen und die

Intensität langsam steigern.

3

Die dritte Gruppe von Verletzungen stellt

eine wirklich große Gefahr dar. Wir

spielen Golf und bekommen dabei häu-

fig Kreuzschmerzen. Nun müsste man unter-

scheiden, ob „nur“ muskuläre Überlastung

oder ob Mikroschäden in den Bandscheiben

die Ursache für diese Kreuzschmerzen sind.

Wird vorgedehnte Muskulatur häufig belas-

tet, dann führt das zu Ermüdungserscheinun-

gen und zu krampfähnlichen Schmerzen. Es

sticht bei jedem Schlag und ab dem „12. Loch“

macht das Spielen keinen Spaß mehr. Häufiger

ist dabei die Muskulatur der Brustwirbel-

säule betroffen. Dieser Fall ist weniger kritisch,

auch wenn Golf so eigentlich keine Freude

macht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß,

dass kein Bandscheibenschaden vorliegt. Ab-

hilfe schaffen Haltungsveränderung, eventuell

längere Schäfte bei den Schlägern und die

Veränderung der Schwungtechnik.

Entstehen die Schmerzen im Bereich der

Lendenwirbelsäule, dann ist meistens Ge-

fahr im Verzug. Die Schwungtechnik erfor-

dert dann ein Bewegungsausmaß, bei dem

die Bandscheiben stark beansprucht werden.

Das geschieht z. B. immer beim Ausschöpfen

des gesamten Bewegungsumfanges. Es

helfen auch keine Dehnungsübungen, wenn

anschließend im Schwung entsprechend

weiter gedreht und gekrümmt wird.

Die zwingende Maßnahme ist, den Golf-

schwung so umzustellen, dass derartige Be-

wegungen nicht mehr vorkommen. Das passt

zwar häufig nicht ins Bild des typischen

gelehrten Golfschwunges, jedoch konnte ich

mir

Healthy-Swing.at

beweisen, dass sehr

gutes Golf extrem belastungsarm gespielt

werden kann und fast schon wie Therapie

wirkt. Seitdem schicken zahlreiche Ärzte

ihre Patienten zu mir, aber leider haben die

Krankenkassen diese Möglichkeit der Präven-

tion noch nicht in ihr Programm aufge-

nommen.

GT

ES GIBT UNTERSCHIEDLICHE URSACHEN FÜR

DIE ENTSTEHUNG VON VERLETZUNGEN:

Einen Schlag erhalten, mit dem Fuß

umkippen, sich stark verdrehen und

dabei Muskeln bzw. Bandapparat

überfordern, sind Verletzungen durch ein-

malige starke Überlastung.

Sehr häufige geringe Überlastung

mit Mikroschäden, bei denen die

nächste Überlastung erfolgt, bevor

die letzte ausgeheilt ist, führen zu großen

Schädigungen und zählen zu den „Ermü-

dungsverletzungen“.

Öfter vorkommende Belastungen

mit Mikroverletzungen, die nicht

vollständig ausheilen und später zu

einem größeren Schaden führen, betreffen

hauptsächlich die Bandscheiben.

1

2

3

OPFER VON

VERLETZUNGEN

Tiger Woods und

Brooks Koepka sind

typische Beispiele für

absolute Über-

belastung