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GOLF TIME
|
6-2017
www.golftime.deCLUB
FITTING
IST TEUER GLEICH GUT?
I
n den vergangenen beiden Jahren
sind einige Barrieren gefallen, was
die Preisgestaltung derGolfschläger
angeht – zumindest wenn man sich
den Markt der Hersteller anschaut,
die einen Großteil des Schlägermarktes
repräsentieren. Es gab schon immer eine
Art Parallel-Universum im Schlägermarkt,
in dem sich Firmen wie Honma, Maruman,
Craz-E, Muira, Epon und weitere asiatische
Hochpreis-Firmen getummelt haben. Deren
Verbreitungsgrad ist allerdings bei uns
relativ gering, sodass die Preislagen zwar
durchaus registriert und kommentiert
werden, aber keine Diskussion nach sich
ziehen, aufgrund der Sonderstellung dieser
Produkte in der Kundenwahrnehmung.
BÜHNE FREI FÜR PARSONS
Vor zwei Jahren kam dann ein Unterneh-
men auf den Markt, das auch weit davon
entfernt ist, Schläger für jeden Spieler an-
bieten zu wollen. Bob Parsons trat mit
PXG
an, um in seiner poltrigen und durchaus
großspurigen Art einen Markt aufzurütteln.
Wenn man sich die Produkte von PXG an-
schaut und testet, kann man den Entwick-
lern attestieren, dass es sich um ein span-
nendes Sortiment handelt mit sehr interes-
santen Detaillösungen und einigen Perfor-
mance-Parametern, die einen Spieler sehr
wohl für das Thema begeistern können.
Doch was sind die eigentlichen Aus-
wirkungen auf den Markt durch den
Auftritt von PXG? Eine ganz klare und
pragmatische Auswirkung ist der Um-
stand, dass Preislagen salonfähig gemacht
wurden, die schon lange in der Schub-
lade der großen Hersteller verschwunden
waren. Die ersten Callaway Big-Bertha-
Driver waren auch nicht für ein Taschen-
geld zu haben, doch lange Jahre wurden
diese Preislagen eher gemieden, um Kon-
sumenten nicht zu verschrecken. Doch
wenn ein Driver eines Herstellers für
800 Euro angeboten wird, erscheinen
550 Euro auf einmal gar nicht mehr so
teuer – und diese 550 Euro entsprechen dem
Preis der Great Big Bertha aus alter Väter
Tagen. Dass dieneuenProdukte eine andere
Qualität und Spielbarkeit aufweisen als
Schläger von vor 20 und mehr Jahren,
darüber lässt sich nicht diskutieren.
TECHNIK UND MATERIAL
Doch neben der monetären Seite gibt es
natürlich auch technische Aspekte, die
wieder in den Vordergrund rücken. Es ist
en vogue, sich mit dem technisch Mach-
baren auseinanderzusetzen. Welche Mög-
lichkeiten bieten aktuelle Produktions-
methoden und Materialien? Was ist zu
erreichen, wenn man den Entwicklern
Carte blanche erteilt und ihnen keine oder
nur sehr wenige Beschränkungen auferlegt?
Einige sehr interessante Beispiele hat die
jüngere Vergangenheit imGolfmarkt gelie-
fert. PXG hat es vorgemacht – Titleist und
Callaway kommen kurz danach mit Neue-
rungen auf den Markt, die von der Produkt-
und Designseite her sehr interessant sind.
Titleist
lieferte mit der
C16-Serie
eine erste
limitierte Produktfamilie, in der alles ge-
macht wurde, was das Unternehmen mit
seinen Partnern und Entwicklern leisten
kann: neuartige Materialien, spezielle
Legierungen, hochwertige Schäfte als Stan-
dardausstattung – und das alles in einem
Titleist-typischen noblen Design. Die Serie
wurde wie eine Reihe von Concept Cars
behandelt und dient als Basis für die
zukünftigen Neuentwicklungen.
Einige Elemente fanden sich dann auch
kurz danach in der 917er-Serie wieder und
wir gehen davon aus, dass die neuen Titleist-
Eisen, die im Herbst vorgestellt werden,
ebenfalls Merkmale der C16-Serie tragen
werden. Zusätzlich zu diesen Produkten
kommt auch eine neue Wedgefamilie unter
dem Regime von James Patrick auf den
Markt. Die James-Patrick-Wedges können
im Rahmen eines persönlichen Fittings
mit dem Entwickler erworben werden, was
sich natürlich auf den Kaufpreis auswirkt.
Bei
Callaway
wurde – auch aufgrund des
Erfolgs der
Big-Bertha-Epic-Hölzer
– diese
Serie um
Eisensätze
und
Hybrids
erwei-
tert. Die Konstruktion ist ähnlich auf-
wendig wie bei den Drivern. Tragender
Rahmen, eingesetzte Schlagfläche, indi-
viduelle Wolframgewichte zur optimalen
Gewichtsverteilung innerhalb des Schlä-
gerkopfes, hochwertige Standardschäfte.
All das produziert sich nicht in der chine-
sischen Graugussbude nebenan und sorgt
so natürlich auch für höhere Verkaufs-
preise. Schon zu Beginn seiner Arbeit
für Callaway Golf hat der derzeitige Chef
aller Reußen – Chip Brewer – den Entwick-
lern mehr Spielraum für bessere Produkte
gegeben. Die Callaway-Epic-Serie ist hier
sicher der bisherige Höhepunkt.
POSITIVE ENTWICKLUNG
Am Ende stehen die Fragen: Was bringt es
für den jeweiligen Spieler? Ist teurer auch
immer gleich besser? Wenn sich diese
Fragen so leicht beantworten ließen, dann
wäre unser Leben als Fitter deutlich ein-
facher. Wir können sagen, dass in den ver-
gangenen Jahren sehr viel Positives im
Materialbereich passiert ist. Die neuen
Hochpreis-Produkte erschließen uns neue
Möglichkeiten, für die wir sehr dankbar
sind. Ob es für Sie als Golfer eine Option
darstellt, finden Sie am besten selbst bei
einem professionellen Fitting heraus. In
unseren eigenen Bags sind sehr viele aktu-
elle Produkt, weil sie einfach besser funk-
tionieren. Und wir haben nun wahrlich
den Luxus, alles jederzeit auf den Prüf-
stand stellen zu können.
GT
INFO
www.clubmategolf.comJOHANNES HERBIG
Jahrgang ’61,
Inhaber der Fitting-
Schmiede Clubmate Golf
mit Stützpunkten
in Pfungstadt und
im Jordan Golfdom,
Köln
Clubfitter Johannes Herbig über die aktuelle Entwicklung im Schlägermarkt.