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SCHWEIZER GEMEINDE 4 l 2015

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SOZIALES

aber beispielsweise dafür sorgen, dass

den Freiwilligen die Spesen gedeckt

werden.

Nur wenige Gemeinden besitzen

Baulandreserven, meist sind private

Wohnbauträger amWerk.

Wie kann die Gemeinde Ihr Modell

fördern?

Als Erstes gilt es, einen Überblick über

den Wohnungsbestand zu gewinnen.

Warum nicht der Spitex den Auftrag ge-

ben, übers ganze Gemeindegebiet die

Zugänglichkeit der Wohnungen zu doku-

mentieren? Weiter braucht es eine Zu-

sammenstellung, wem die Häuser gehö-

ren, um mögliche Ansprechpartner zu

eruieren: Genossenschaften, Banken,

Anlagestiftungen, Fonds. Wer 150 Woh-

nungen in einem Ortsteil besitzt und in

einen Sanierungszyklus kommt, wird

sicher gerne mit der Gemeinde an einen

Tisch sitzen.

Braucht es auchVorgaben?

Ich bin fürs Verhandeln, nicht fürs Ver-

ordnen. Öffentliche und private Akteure

sind eingeladen, sich in der Alterswohn-

politik auf neue Formen der Kooperation

einzulassen. Auch das ist ein Netzwerk.

Nehmen wir an, ein Investor möchte Par-

zellen zusammenlegen, die er erworben

hat, und darauf eine grössere Überbau-

ung mit intensiverer Ausnützung reali-

sieren. Die Gemeinde lässt bezüglich

Ausnützungsziffer mit sich verhandeln

und bewirkt, dass im Gegenzug al-

tersfreundliche Strukturen in die Über-

bauung integriert werden.

Im städtischen Umland gibt es viele

Einfamilienhausquartiere, in denen

kein Generationenwechsel stattfindet.

Was tun?

Einfamilienhäuser lassen sich oft mit

kleinen, intelligenten Veränderungen in

ein Haus mit Einlegerwohnung weiter-

bauen, sodass eine junge Familie einzie-

hen kann. Wo das nicht möglich oder

nicht erwünscht ist, braucht es Anreize,

damit sich Einfamilienhausquartiere er-

neuern können. Ältere Paare, die erwä-

gen, ihr zu gross gewordenes Haus auf-

zugeben, brauchen in erster Linie attrak-

tive Wohnalternativen innerhalb der

Gemeinde. Zum Beispiel eben Überbau-

ungen mit niederschwelligen Hilfeleis-

tungen.

Können Gemeinden, die auf netzwerk-

orientierte Alterswohnpolitik setzen,

Pflegekosten sparen?

Wenn ältere Menschen dank gutemUm-

feld länger zuhause wohnen können,

spart das sicher Kosten. Noch fehlen

aussagekräftige Studien. Bei starker

Pflegebedürftigkeit dürfte das ambu-

lante Setting teurer werden. Vergessen

wir aber nicht: Die Pflegekosten werden

ohnehin steigen, weil sich die Zahl der

über 80-Jährigen bis 2035 mehr als ver-

doppelt. Ich habe immerVerständnis für

Kostenargumente. Aber hier geht es

nicht nur um Franken und Rappen, son-

dern um eine Leistung für die älteren

Menschen und deren Lebensqualität.

Interview: SusanneWenger

Joris Van

Wezemael

ist Wirtschaftsgeograf und Architek-

tursoziologe. Er arbeitet als Privatdo-

zent am Departement Architektur der

ETH Zürich und als Dozent am «Cen-

ter for Urban and Real Estate Ma-

nagement» der Universität Zürich.

Van Wezemael ist Mitherausgeber

des 2014 erschienen Age Reports

über die Wohnsituation älterer Men-

schen in der Schweiz. Er kennt nicht

nur dieTheorie, sondern auch die Pra-

xis: Als Portfoliomanager bei der Pen-

simo Management AG in Zürich be-

gleitet er Wohnbauprojekte.

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