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SCHWEIZER GEMEINDE 1 l 2017

in Mailand zu konzentrieren. Nicht nur

gingen rund 100 Stellen verloren, son-

dern auch Steuereinkünfte in Höhe von

jährlich 8 Mio. Franken für die Gemeinde

Mendrisio. Stadtpräsident Carlo Croci

erklärte wiederholt, es sei äusserst

schwierig, einen solch hohen Steuerver-

lust zu kompensieren. Der Fall Armani

hat aufgezeigt, wie flexibel diese Unter-

nehmen sind, wenn es darum geht, eine

Niederlassung zu schliessen und Aktivi-

täten zu verlagern.

DieWaadt als Vorbild

Gemäss Finanzdirektor Vitta will auch

der KantonTessin soziale Massnahmen

ergreifen, um einen Konsens zur Unter-

nehmenssteuerreform III zu schaffen. Er

verweist auf den KantonWaadt, der zu-

sammen mit der Steuerreform ein sozi-

ales Ausgleichspaket vorgelegt hat. Das

Abstimmungsresultat imMärz 2016 war

mehr als eindeutig: 87% der Stimmbür-

ger im Kanton Waadt sagten Ja. Luca

Albertoni, Direktor der kantonalen In-

dustrie- und Handelskammer (CCIA), ist

allerdings aus zwei Gründen skeptisch,

dass der KantonTessin dasWaadtländer

Modell kopieren kann: «Erstens sind un-

sere öffentlichen Finanzen nicht so ge-

sund wie in der Waadt, und zweitens

haben wir schon ein recht soziales Sys-

tem.»

Erleichterungen für Start-ups

Im Tessin wird zudem angestrebt, von

neuen, international akzeptierten steuer-

lichen Entlastungsmassnahmen Ge-

brauch zu machen, es etwa für Start-up-

Betriebe. Das erlaubt etwa, Investitionen

in innovative Betriebe steuerlich zu be-

günstigen. «Wir sind gerade im Bereich

der Innovation und neuer Technologien

sehr aktiv», sagt Stefano Rizzi, Direktor

des Tessiner Wirtschaftsamtes. Daher

passten diese Möglichkeiten in das Kon-

zept der Wirtschaftsförderung.

LucaAlbertoni wiederum ist der Ansicht,

dass es möglich sein müsste, interna-

tionale Firmen im Tessin zu behalten,

selbst wenn die Steuern steigen sollten,

weil in- und ausländische Betriebe gleich

behandelt werden müssen. Dafür sei es

aber wichtig, dass die restlichen Rah-

menbedingungen gut und unternehmer-

freundlich seien. «Gerade in dieser Hin-

sicht sehe ich aber momentan ein

Problem», so Albertoni. Der KantonTes-

sin müsse unbedingt wieder ein positi-

veres und unternehmerfreundlicheres

Klima schaffen. «Wenn die USR III abge-

lehnt wird, haben wir aber vor allem ein

nationales Problem», so der Direktor der

Tessiner Industrie- und Handelskammer.

Gerhard Lob

Seit das Modehaus Giorgio Armani den Schweizer Sitz von Mendrisio (im Bild der Blick auf die Altstadt) aufgegeben hat, geht imTessin die

Angst vor Arbeitsplatz- und Steuerverlust um.

Bild: zvg