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SCHWEIZER GEMEINDE 4 l 2017

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Institutionen verfolgen: Bis 2050 soll sich

die Energieversorgung aus Biomasse

ungefähr verdoppeln. Die meisten Insti-

tutionen innerhalb des SCCER BIO-

SWEET legen ihren Fokus aufTechnolo-

gieforschung; sie untersuchen, wie sich

Biomasse in Zukunft effizienter in Strom,

Biogas oder flüssigeTreibstoffe umwan-

deln lässt. Das WSL-Team um Oliver

Thees nimmt die einzelnen Biomasse-

ressourcen und ihre Verfügbarkeit für

energetische Zwecke genauer unter die

Lupe. Einerseits ist da die verholzte

Biomasse. Dazu zählt nicht nur dasWald-

holz – zum Beispiel Baumkronen, Äste

oder dünne Stämme, die nicht für die

Industrie verwendet werden. Auch Holz

aus dem Unterhalt von Bäumen und

Sträuchern, die in Siedlungsgebieten

wachsen, oder von Strassen- oder Ufer-

böschungen (Flurholz) lässt sich ener-

getisch nutzen. Genauso wie Holz aus

Gebäudeumbauten (Altholz) oder Pro-

duktionsabfälle aus Sägereien oder Zim-

mereien (Restholz). Andererseits gibt es

auch nicht verholzte Biomasse. Neben

dem oben beschriebenen Landschafts-

pflegegrün zählen dazu auch Hofdünger,

landwirtschaftliche Ernteabfälle, Grün-

abfälle aus Haushalt, Garten und Indus-

trie sowie Klärschlamm.

Forscher wollen Biomassepotenzial

für Regionen aufschlüsseln

Da alle Biomassetypen in Bezug auf

Menge und Energiegehalt sehr verschie-

den sind, gilt es zuerst einmal, eine ver-

gleichbare Basis zu schaffen. Das For-

scherteam berechnet für alleTypen, wie

viele Tonnen Trockensubstanz theore-

tisch und tatsächlich nachhaltig nutzbar

vorhanden sind, und errechnet ihr Ener-

giepotenzial für die Zukunft – aufge-

schlüsselt für alle Regionen der Schweiz.

OliverThees: «Diese Zusammenstellung

erlaubt es uns erstmals, die Biomassen

miteinander zu vergleichen und abzulei-

ten, wo heute und in Zukunft energetisch

am meisten herauszuholen ist» – eine

wichtige Entscheidungsgrundlage für

Politiker oder Betreiber von Biomasse-

kraftwerken.

Die erste Phase des Forschungsprojek-

tes wurde Ende 2016 abgeschlossen und

liefert die Daten für alle Biomassetypen.

Im zweitenTeil wird das Team verschie-

dene Energieszenarien definieren und

simulieren, wie sich dieseTypen auf der

Basis der SCCER-BIOSWEET-Projektda-

ten bis 2050 entwickeln werden. Aus

einerVorstudie lassen sich jedoch schon

jetzt erste Schlüsse ziehen: Im For-

schungsprojekt «Erneuerbare Energien

Aargau» untersuchte eine Mitarbeiterin

von OliverThees die Biomassen im Kan-

tonAargau auf ähnlicheArt, wie dies nun

beim SCCER BIOSWEET für die ganze

Schweiz geschieht. Dort zeigte sich, dass

Waldholz und Hofdünger die grössten

energetisch nutzbaren Biomassepoten-

ziale aufweisen (siehe Grafik). Der Ver-

gleich mit anderen erneuerbaren Ener-

gien im Aargau ergab, dass der Beitrag

der Biomasse zur erneuerbaren Energie-

versorgung mengenmässig wohl auch

in Zukunft bescheiden bleiben wird.

Schwankungen ausgleichen

Für Oliver Thees aber kein Grund, die

Hände in den Schoss zu legen: «Bio-

masse ist im Gegensatz zu Sonne oder

Wind speicherbar und so zeitlich flexibel

verfügbar, um schwankende Energie-

mengen aus Sonne undWind auszuglei-

chen. Zudem lassen sich daraus als

einzigem erneuerbarem Energieträger

sowohlWärme und Strom als auchTreib-

stoff gewinnen. Deshalb bin ich über-

zeugt, dass die Biomasse in Zukunft,

trotz geringer Mengen, im Gesamtener-

giesystem eine bedeutendere Rolle als

heute spielen wird.»

Christine Huovinen

Quelle: WSL-Magazin Diagonal 2/16

Infos:

Bericht zur Studie «Energie aus Landschafts-

pflegegrün»:

https://tinyurl.com/jgld2sc

SCCER-BIOSWEET auf:

www.wsl.ch/more/

biosweet

Der gesammelte Bioabfall wird auf eine Korngrösse von maximal 6 cm zerkleinert und dem Biogasfermenter zugeführt. Dort findet die indus-

trielle Umwandlung von unverholzter Biomasse in Biogas statt.

Bild: Axpo

BIOMASSE