SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2017
98
Anzeige
KURZNACHRICHTEN AUS DEN GEMEINDEN
Zermatt (VS)
Bundesgericht stoppt Verkauf
unter Ausländern
In Zermatt wollte eine Italienerin ihr ge-
erbtes Haus einemHolländer verkaufen.
Die Behörden des KantonsWallis bewil-
ligten das Geschäft mit der Begründung,
dass die Wohnung vor Inkrafttreten der
Lex Koller im Eigentum der Italienerin
war. Deshalb sei ein Weiterverkauf an
einen anderen Ausländer rechtmässig
und entspreche der gängigen und oft-
mals angewendeten Praxis. Das Bundes-
gericht hat dieser Praxis ein Ende gesetzt
und eine Beschwerde des Bundesamts
für Justiz (BJ) gutgeheissen. Zermatt
habe keine Kontingente für den Verkauf
von Wohnungen an Ausländer, begrün-
deten die Lausanner Richter ihren Ent-
scheid. Ausschlaggebend war für sie war
dieTatsache, dass Zermatt keiner Förde-
rung des Fremdenverkehrs bedarf und
daher auch nicht als Fremdenverkehr-
sort aufgelistet wird. Nur in solchen Or-
ten können die zuständigen kantonalen
Behörden einenWohnungsverkauf unter
imAusland lebendenAusländern bewil-
ligen. DerVerkauf vonWohnungen unter
Ausländern ist in Zermatt und anderen
grossen Tourismusstationen demnach
nicht mehr möglich.
sda
Zürcher Gemeinden
Für mehr Gemeindemitsprache
bei KESB-Entscheiden
Eine betroffene Gemeinde soll mitreden
können, wenn die Kindes- und Erwach-
senenschutzbehörde (KESB) eine teure
Massnahme anordnen will: Eine Mehr-
heit der zuständigen Zürcher Kantons-
ratskommission sprach sich Ende Juni
für eine entsprechende parlamentari-
sche Initiative aus. Die interkommunalen
Kindes- und Erwachsenenschutzbehör-
den ordnen weisungsunabhängig Mass-
nahmen an – die Kosten dafür hat die
betroffene Gemeinde zu übernehmen.
Eine parlamentarische Initiative der FDP
verlangt deshalb, dass die Gemeinden
stärker einbezogen werden: Sie sollen
vorgängig eine Gelegenheit zur Stel-
lungnahme erhalten, wenn sie durch
eine von der KESB geplante Massnahme
wesentlich tangiert werden. Die Kom-
mission spricht von einem Dilemma:
Einerseits seien die KESB an einen star-
ken Daten- und Informationsschutz ge-
bunden. Andererseits wüssten die Ge-
meinden gerne, wofür und weshalb sie
bezahlen müssten. Mit den beantragten
Gesetzesanpassungen soll nun zumin-
dest der Spielraum, der zum Informa-
tionsaustausch bestehe, besser ausge-
nutzt werden. Der Zürcher Regierungsrat
spricht sich gegen die parlamentarische
Initiative aus. Damit die Gemeinden
Stellung beziehen könnten, müssten sie
die KESB-Akten kennen, hält er fest.
Doch sei es fraglich, ob eine entspre-
chende Einsichtnahme gemäss Bundes-
recht überhaupt zulässig wäre.
sda
Aargauer Gemeinden
Meldung bei Umzug von
Sozialhilfebezügern
Wenn ein Sozialhilfebezüger im Kanton
Aargau in eine andere Gemeinde zügelt,
so werden seine Daten künftig automa-
tisch an die neueWohngemeinde weiter-
geleitet. Das hat der Grosse Rat mit 73
zu 54 Stimmen beschlossen. SVP, FDP
und CVP waren dafür – Regierungsrat,
SP und Grüne dagegen. Die neue Rege-
lung wurde bei der zweiten Beratung
des Sozialhilfe- und Präventionsgesetzes
beschlossen. Die Befürworter des auto-
matischen Datenaustausches betonten,
pro Gemeinde und Jahr seien im Durch-
schnitt drei Sozialhilfeempfänger betrof-
fen. Bei einem Wohnortswechsel könn-
ten die Akten zwischen den Gemeinden
bereits jetzt ausgetauscht werden. SVP,
FDP und CVP machten sich für die neue
Regelung stark. SP und Grüne sowie
EVP/BDP und GLP kritisierten die Pläne.
Die Regierung erachtet den Datenaus-
tausch als unverhältnismässig. Die Ge-
meinden sollten selber entscheiden, ob
und in welcher Form der Austausch not-
wendig sei. Die neue Bestimmung
werde den Gemeinden viel Aufwand,
jedoch kaum Nutzen bringen.
sda
Solothurner Gemeinden
Neuer Anlauf für Stimm- und
Wahlrecht für Ausländer
Im Kanton Solothurn sollen Ausländer
mit Niederlassungsbewilligung (Aus-
weis C) auf kommunaler Ebene ein
Stimm- undWahlrecht erhalten können.
Nach dem Regierungsrat unterstützt
auch die Justizkommission des Kantons-
parlaments diese Forderung. Sie ent-
spricht einem Volksauftrag, der von
mehr als 200 Personen unterzeichnet
wurde. Als nächsten Schritt muss nun
der Kantonsrat entscheiden, ob er den
Volksauftrag für erheblich erklären will.
Ist dies der Fall, muss die Regierung
einen Gesetzesentwurf ausarbeiten. Bis-
her sind im Kanton Solothurn mehrere
politische Anläufe zur Einführung des
Ausländerstimmrechts gescheitert.
sda