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EuroWire – Juli 2010

55

technischer artikel

Verbesserung der

mechanischen Eigenschaften

von halogenfreien

flammenhemmenden

compounds

Von Jeremy R Austin, Herbert S.-I Chao, Sartomer Company

Übersicht

In der Regel werden halogenhaltige Com-

pounds, wie z. B. Tetrabromobisphenol-A

oder TBBPA, eingesetzt um flammen-

hemmende Kunststoffartikel herzustellen.

In der letzten Zeit haben akademische

und industrielle Forscher ihr Interesse

auf

halogenfreie

Flammschutzmittel

konzentriert,

diese

zwar

sichereren

und alternativen Technologien haben

jedoch eine schädliche Wirkung auf die

mechanischen Eigenschaften. Mineralische

Füllmaterialien, die als Flammschutzmittel

eingesetzt werden, benötigen über 60%

Gewichtsbelastung um die Flammtest-

Anforderungen zu erfüllen.

In

der

aktuellen

Studie

werden

funktionalisierte flüssige Polybutadiene

(LPBD) eingesetzt, um die Dehnung und

Zugfestigkeit der mit Aluminiumtrihydrat

(ATH)

gefüllten

Ethylen-Vinylacetat

(EVA) Copolymere zu verbessern. Die

Vor-Dispersion der Haftvermittler auf dem

ATH führt zu einer Erhöhung der Dehnung

von über 200%. Niedrige Belastungen

der Funktionalitäten, wozu Maleinsäure-

Anhydrid, Epoxid und Amin gehören,

haben sich als die wirkungsvollsten

erwiesen. Die Einlagerung eines ionischen

Diacryl-Monomers bietet Vorteile bei den

Zugmodulen, die von den Materialien mit

LPBD-Basis nicht erreicht werden können.

1 Einleitung

Wissenschaftliche Studien zeigten, daß

halogenhaltige Flammschutzmittel (HFR)

als weit verbreitete Schmutzstoffe für die

Umwelt gelten. Gefährliche Emissionen

durch die Herstellung, Entsorgung oder

Recycling von Kunststoffartikeln die HFR

enthalten, stellen eine derart ernsthafte

Bedrohung dar, dass einige HFR bereits

von

Elektro-

und

Haushaltsgeräten

entfernt wurden, und die Europäische

Union jene Richtlinien ratifiziert hat, die

die Kunststoffindustrie auffordern, diese

Werkstoffe zu beseitigen. Mit ähnlichen

bevorstehenden

Gesetzgebungen

in

allen Ländern, suchen Märkte im Bereich

der

Kunststoffindustrie

alternative

Technologien.

Verschiedene

halogenfreie

Flammschutzmittel

(NHFR),

wie

z.

B.

Ammoniumphosphate,

Melamin-

Compounds, Nanoclays oder hydrierte

Mineralien sind dafür anerkannt worden.

Aluminiumtrihydrat

(ATH)

ist

ein

anerkannter flammenhemmender Füllstoff

für Polymere, und ist eben halogenfrei. In

der Regel bewirken Flammschutzmittel

eine Verzögerung der Zündung, d. h. das

Feuer des Treibstoffs wird entzogen oder

die Zündungstemperatur unterdrückt.

Dennoch setzt ATH Wasserdampf während

der Zersetzung frei. Man ist der Meinung,

daß sich diese Wärme vom Substrat

zurückzieht und die Treibstoffzuführung

verdünnt. Nach der Verkohlung hemmt

der Rückstand von Al

2

O

3

die Migration von

Sauerstoff und flüchtigen Compounds, die

vom Polymer freigesetzt werden, das die

exothermische Reaktion weiterhin stark

vermehren kann.

In den meisten Anwendungen kann

eine einfache Ersatzstrategie angewandt

werden, wo ein NHFR ein HFR ersetzen

kann.

In manchen Fällen, wie z. B. bei hydrierten

Mineralien, d. h. Aluminiumtrihydrate oder

Magnesiumhydroxid, ist der Übergang

schwieriger.

Um die geforderte Flammbeständigkeit

zu erzielen sind hohe Belastungen vom

ATH erforderlich, oftmals mit 60% mehr

Gewicht. Wenn der Volumenbruchteil

von anorganischen Füllmaterialien 50%

überschreitet, ergibt sich eine markierte

Verschlechterung

der

physikalischen

Eigenschaften im Compound.

Plentz

u. a

.

1

haben bewiesen, daß in den

ATH-enthaltenden PP-Compounds ein

Verhältnis zwischen der Belastung des

Füllmaterials und der Abmessung der

Aggregate entsteht.

Diese Feststellung zeigte daß nicht nur

die physikalischen Eigenschaften durch

die hohe Belastung des Füllmaterials

beeinträchtigt werden, sondern daß

sich auch der ATH mit der Erhöhung der

Belastung aggregiert.

Studien zeigten, daß die Zugabe eines

funktionalisierten Polymers eine wirksame

Methode ist um die Grenzflächenhaftung

an der organischen/unorganischen Grenze

in Polymerverbunden

2,3,4

zu ändern.

Mai

u. a.

5

haben bewiesen, daß die

Einlagerung von gepfropften modifizierten

Acrylsäuren

in

PP-ATH-Compounds

eine chemische Interaktion zwischen

den Karboxyl- und Hydroxylgruppen im

Polymer bzw. Füllmaterial verursacht. Es

wurde gezeigt, daß eine Verbesserung

der Grenzflächenhaftung sowohl die

thermischen wie die mechanischen

Eigenschaften erhöht.