LSV-Sportforum

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Betriebe der Bauwirtschaft, die beim Bau oder der Unterhaltung von Sport stätten mitwirken. Es gilt für Bäckereien, die bei Sportveranstaltungen die Be sucher versorgen und für Gebäude reiniger, die Sportstätten säubern. Die Bedeutung des Sports geht aber weit über messbare wirtschaftliche Effekte hinaus. Im unmittelbaren Umfeld der Menschen, insbesondere im ländli chen Raum, hat der Sport eine wichtige soziale Funktion. Betriebsinhaberinnen und -inhaber sowie Beschäftigte leisten in den Sportvereinen ehrenamtliche Arbeit und tauschen sich mit anderen Mitgliedern aus. Viele Betriebe bringen sich als Sponsoren ein. Häufig lernen Betriebe hier auch junge Menschen kennen, die eine Berufsausbildung vor Ort absolvieren möchten. Der Sport stärkt also überall im Flächenland Schleswig-Holstein das gesellschaft liche Miteinander und die Wirtschafts struktur.“ Prof. Dr. Jens Flatau erläuterte die Ergebnisse der Studie. Der Sport sei ökonomisch betrachtet eine Quer schnittsbranche. Der durch die diversen Wirtschaftsbereiche, u.a. Angebote/ Gelegenheiten zum Sporttreiben, Sportartikelproduktion und -handel,

Sportanlagenbau, Sporttourismus, Zuschauersport oder Sportdienstleis tungen generierte steuerbare Umsatz des Sportsektors betrug im Jahr 2021 über 7 Milliarden Euro, was gut 3,5 Prozent des gesamten Umsatzes der schleswig-holsteinischen Privatwirt schaft entspricht. Da in der zugrunde liegenden Statistik weder der öffent liche Sektor noch die Freien Berufe mit enthalten sind, liegt der tatsächliche absolute Wert noch höher. Der in der aktuellen Studie ermittelte Umsatz des Sportsektors liegt damit um zwei Milliarden Euro höher als der in der Studie aus dem Jahr 2017 ausgewiese ne Umsatz. Die Sportveranstaltungen im Land stellen sich weiterhin als Umsatzmotor dar: Dabei belaufen sich allein die geschätzten Umsätze der zehn größten Sportveranstaltungen in Schleswig-Holstein auf etwa 115 Millionen Euro. Hinzu kommen noch einmal gut 24,5 Millionen Euro an Aus gaben der die Spiele der schleswig holsteinischen Profimannschaften, vor allem im Fußball und Handball, Besuchenden. Auch für den Arbeitsmarkt hat der Sport eine besondere Bedeutung. Der Effekt der Querschnittsbranche Sport

auf den Arbeitsmarkt mit rund 51.460 sozialversicherungspflichtigen Erwerbs tätigen bzw. 5,1 Prozent des Arbeits marktes ist dabei größer als beispiels weise derjenige der Querschnitts branche „Maritime Wirtschaft“ (rund 37.000 bzw. 3,7 Prozent), einem an deren, in Schleswig-Holstein wichtigen Wirtschaftszweig. Betrachtet man darüber hinaus den Gegenwert der ehrenamtlichen Arbeit im Sport, die von rund 236.500 Menschen (2017: 168.000) freiwillig geleistet wird, so ergibt sich laut der vorliegenden Studie ein monetärer Wert des ehrenamtlichen Engagements (sogenannte „Arbeits spenden“) in den Sportvereinen (rund 405 Millionen Euro) und Sportver- bänden (rund 35 Millionen Euro) des Landes von insgesamt rund 440 Millionen Euro. Der Wert des Sports für das Sportland Schleswig-Holstein lässt sich auch in Form von sportbedingten Steuerein nahmen beziffern, da die in der Unter suchung ermittelten Umsätze, Ein kommen etc. größtenteils steuer pflichtig sind. Diese Steuereinnahmen des Landes betragen − gemäß der sogenannten weiten Vilnius-Definition des Sports – mehr als 237 Millionen Euro pro Jahr, was 2,06 Prozent der gesamten Steuereinnahmen des Landes entspricht. Sie entstammen zu großen Teilen den Betrieben und Mitarbeitern der Wirtschaftszweige Handel, Verarbeitendes Gewerbe (einschließlich der jeweils zugeordne ten Handwerksbetriebe) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen. Die Sportverbände sind mit ihren vielen angebotenen Lehrgängen außerdem eine große Bildungsinstitu tion im Land. So werden von ihnen pro Jahr mehr als 40.000 Personen aus-, fort- oder weitergebildet. Die dort erworbenen Kennnisse und Kompe tenzen lassen sich auch in außersport lichen Kontexten anwenden. Dazu zählen etwa die pädagogischen und psychologische Inhalte oder die in den Ausbildungsgängen vermittelten sozialen Kompetenzen. Hinzu kommen Bildungs- und Sozialisationseffekte durch die soziale Interaktion in Sport vereinen, wo Werte, Normen und

Foto: Stefan Arlt

LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen (Mitte) übergibt im Beisein von (v.l.) Andreas Katschke (Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Schleswig-Holstein), Hagen Goldbeck (Präsident IHK Schleswig-Holstein) und Prof. Dr. Jens Flatau (Leiter Sportökonomie und Sportsoziologie am Ins titut für Sportwissenschaft der CAU zu Kiel, rechts) die neue Studie zum „Wert des Sports im Sportland Schleswig-Holstein“ an Landtagspräsidentin Kristina Herbst.

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SPORTFORUM NR. 210 | JUNI 2024

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