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GOLF TIME

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2-2017

www.golftime.de

I

m letzten Jahr berichteten wir Ihnen

von einigen, teils haarsträubenden

Abenteuern mit unserem selbstge-

bauten Zeitmaschinen-Prototypen,

den wir liebevoll „GOLF TIME

Machine“ nennen. Mal nahmen wir

Jordan Spieth mit in die Vergangenheit, um

ihn gegen einen jungen Jack Nicklaus antre-

ten zu lassen. Wir reisten mit John Daly ins St.

Andrews der Zwanzigerjahre, wo wir Bobby

Jones und Walter Hagen begegneten. Bubba

Watson spielte Golf mit Seve Ballesteros, als

sein Idol noch ein Teenager war. Doch es

gibt noch viele andere Zeitreise-Experi-

mente, die ziemlich katastrophal verlie-

fen und die zur Folge hatten, dass alter-

native Zeitlinien entstanden, die nicht

korrigiert werden konnten. Die hier

geschilderte Episode soll beispielhaft

für einen dieser monumentalen Fehl-

schläge stehen. Da fortan beide Reali-

täten gleichwertig existieren, möchten

wir nicht aufdecken, welche Zeitlinie den

ursprünglichen Verlauf darstellt und

welche fatalerweise manipuliert wurde.

BROOKLYN, NEW YORK

im (alternativen) Jahr 2016

Von der Clubhausterrasse des Dyker Beach

Park and Golf Course winkte uns eine hüb-

sche Blondine zu, die ein fröhlich gackerndes

Kleinkind auf ihren Knien balancierte. Mein

Spielpartner warf den beiden lachend Kuss-

hände zu.

„Thelma und Louise“, meinte Rick und

zwinkerte mir zu. Er sah mir an, dass ich ihm

nicht folgen konnte.

„Thelma, meine Frau, wollte die Kleine

unbedingt Louise nennen. Sie liebt den Film.

Wahrscheinlich würde sie mich noch mehr

lieben, wenn ich Brad heißen würde.“ Wieder

das Fragezeichen über meinem Kopf.

„Brad Pitt?“, antwortet Rick amüsiert. „Du

gehst nicht oft ins Kino, oder?“

Wir spielten ein freundschaftliches Match-

play umdie Getränke an der Clubhausbar und

Rick gab mir je fünf Schläge auf den vorderen

und auf den hinteren neun Bahnen vor. Rick

ist ein wahres Golfphänomen und weit über

die Grenzen seines Heimatclubs Dyker Beach

Park hinaus bekannt. Erst 2006, im zarten

Alter von 32 Jahren, hatte er begonnen, Golf

zu spielen. Seit drei Jahren rangiert er konstant

in den Top 10 der Amateurweltrangliste. Vor

einem Jahr gewann er die U. S. Amateur, das

renommierteste Amateurturnier der Welt.

Aufgrund dieser beeindruckenden Leis-

tungen hatte ich ihn in meiner Rolle als Golf-

journalist (was noch nicht einmal gelogen

war) um ein Interview und eine gemeinsame

Golfrunde gebeten.

SERIE |

FANTASY MATCHPLAY

SCIENCE FICTION

So mancher Spitzengolfer

verdankt es nur einer Kleinigkeit, dass sein

Talent in jungen Jahren entdeckt und

gefördert wurde – oder eben nicht.

Von Götz Schmiedehausen