GOLF TIME
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7-2016
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In den vergangenen 22 Jahren hat sich Phil
Mickelson jedesmal automatisch durch das
Punktesystem für den Ryder Cup qualifi-
ziert, mit seinen nunmehr elf Teilnahmen
hat er mit dem bisherigen Rekordhalter Nick
Faldo (Bernhard Langer und Lee Westwood
jeweils zehn Mal dabei) gleichgezogen.
„Dies ist jedesmal eine der schönsten
Wochen des Jahres“, schwärmt der Sunny-
boy, der als einer der nächsten U.S.-Team-Captains infrage kommt.
So sagt Brandt Snedecker über sein Vorbild Phil: „Er ist nicht nur in dieser
Ryder Cup-Woche eine Führungsperson, das ganze Jahr über engagierte er
sich im Ryder Cup-Team.“ Mickelson war es auch, der nach der schmerzlichen
Niederlage vor zwei Jahren in Gleneagles seinen Kapitän Tom Watson scharf
wegen dessen autoritären Führungsstils kritisierte. Die Folge: Ein elfköpfiges
Task Force-Komittee, das die U.S.-Recken wieder aus dem Niederlagen-Tief
gegen die Europäer führen sollte. Der Erfolg sollte Phil recht geben.
Prominentes Spektakel am Tag vor dem
Kontinental-Vergleich: Ehemalige Ryder Cup-
Captains spielten im Zweier-Scramble gegen-
einander. Das europäische Team mit Tony
Jacklin (1983, ’85, ’87 und ’89), Ian Woosnam
(2006), Colin Montgomerie (2010) und Paul
McGinley (2014) gewann klar 8:0. Die U.S.-
Oldies Dave Stockton (1991), Lanny Wadkins
(1995), Ben Crenshaw (1999) und Hal Sutton
(2004) hatten keine Chance.
kLarE kLaTsChE
TIGErMIT
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Auch unter den Spitzengolfern
scheint Bart tragen groß in
Mode: Etwa die Hälfte des
europäischen wie auch des
U.S.-Teams tragen Bart. Bei den
Europäern sind dies Kapitän Darren
Clarke und seine Vize Paul Lawrie, Thomas Björn, Sam
Torrance sowie die Spieler Lee Westwood, Chris Wood,
Andy Sullivan; bei den Amerikanern Vice-Captain Tiger
Woods sowie die Spieler Dustin Johnson, Jimmy Walker,
Brooks Koepka, J. B. Holmes, Patrick Reed und Ryan
Moore. Wahrlich eine haarige Angelegenheit.
rungen (abgesehen von Henrik Stenson und
Justin Rose) eher intuitiv und weniger auf
Basis von ernsthaften Praxistests zusammen-
gestellt hatte. Sonst hätte ihm im Vorfeld auf-
fallen müssen, dass die Spanier Garcia und
Cabrera-Bello sich optimal ergänzen und
McIlroy und Pieters ein ideales Paar bilden. So
jedoch demotivierten sich die Blauen auf dem
Platz mit jedem Blick auf das knallrot einge-
färbte Leaderboard gegenseitig, während sich
die Roten in ihren ersten Golfrausch spielten.
Bei den Fourballs (jeder Spieler spielt sei-
nen Ball, das beste Ergebnis zählt) am Frei-
tagnachmittag schien es kurzzeitig so, als
hätte Kapitän Clarke die richtigen Schlüsse
gezogen. Er hatte scheinbar begriffen, dass
Stenson und Rose im Grunde sehr unglück-
lich, aber trotzdem hochklassig gespielt
hatten, und stellte sie erneut ins Match gegen
Patrick Reed und Jordan Spieth.
Dann gab er endlich dem spanischen Duo
Sergio Garcia und Rafa Cabrera-Bello eine
Chance, sich zu beweisen, und wurde nicht
enttäuscht. Ebenso wenig von Rory McIlroy
und Thomas Pieters, die fortan bei jeder
ihrer drei Partien siegreich sein sollten. Doch
erneut wollte Clarke Martin Kaymer in Szene
setzen, dessen Putter nach wie vor die Be-
triebstemperatur von flüssigem Stickstoff
aufwies. Diesmal testete Clarke ihn in Kom-
bination mit Danny Willett. Der amtierende
Masters-Champion hatte jedoch mit einer
weitaus schwereren Bürde zu kämpfen als
der, die jeder Rookie vor seinem ersten Ryder
Cup-Match zu schultern hat.
Sein Bruder Pete Willett hielt es nämlich
Anfang der Woche für eine großartige Idee,
sorgte Clarkes „Krisenmanagement“ letztlich
dafür, dass er den Engländer aus den Four-
somes am Freitagmorgen streichen musste,
für die er ihn eigentlich fest eingeplant hatte.
Doch auch am Nachmittag an der Seite
von Martin Kaymer und bei seinen weiteren
Auftritten spielte Willett weit unter seinen
Möglichkeiten und verlor schließlich in all
seinen Matches. Als er in der Pressekonferenz
am Sonntagabend nach seiner Ryder Cup-
Erfahrung gefragt wurde, antwortete er mit
nur einem Wort: „Shit.“
uNVERSTäNDLICHE TAKTIK
Die Foursomes am Samstagmorgen verliefen
eigentlich hinsichtlich der Punkteausbeute
nicht schlecht. Erneut siegten McIlroy und
Pieters souverän gegen Phil Mickelson und
Rickie Fowler. Jedoch gab Kapitän Darren
Clarke einen kurzen, jedoch umso erschre-
ckenderen Einblick in seine Ryder Cup-Tak-
tik, als er verkündete, von seinem im Vorfeld
ausgetüftelten Matchplan nicht abweichen zu
wollen. Vielmehr werde er in jedem Fall die
Rookies am Samstagmorgen einsetzen, die
in einem Internet-Artikel mal so richtig herz-
haft über die amerikanischen Fans herzu-
ziehen. Als Darren Clarke am Mittwoch-
morgen davon hörte, hätte er die Worte eines
unbedeutenden Mannes, der irgendwo in
England saß und Unflat in eine Computer-
tastatur hackte, einfach ignorieren können.
Doch der temperamentvolle Kapitän zog es
vor, die Angelegenheit künstlich aufzublasen.
Er stürmte auf den Platz, unterbrach Willetts
Training und konfrontierte ihn mit der un-
angenehmen Geschichte. Schließlich brachte
er ihn dazu, in einer Pressekonferenz zu be-
teuern, dass dies nicht seine Ansichten oder
die von Team Europa bzw. Kapitän Darren
Clarke seien.
Dankbar griffen die amerikanischen
Medien die Geschichte auf und Willett geriet
fortan unverschuldet zum Hassobjekt Nr. 1
der U.S.-Fans. Dieser ganze Zirkus brachte
den Spieler natürlich völlig aus demKonzept. So