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GOLF TIME
|
3-2016
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MASTERS
Geburt seines Sohnes über den Teich nach
Augusta. Ohne große Vorbereitung, nur mit dem
Segen seiner Frau, sich auf dem trickreichen
Course tapfer zu schlagen. Willett: „Natürlich
wollte ich beimMasters spielen, aber wenn du
dann so ein kleines Wesen in Händen hältst,
verschieben sich die Prioritäten völlig.“
Der Rest ist Geschichte: Am 10. April siegte
der krasse Außenseiter Danny Willett beim
Masters, schlüpfte in das von Vorjahressie-
ger und Favoriten Jordan Spieth überreichte
Green Jacket und telefonierte als Erstes mit
seiner daheim gebliebenen Nicole, um von sei-
nem sensationellen Sieg zu berichten. Übrigens
das schönste Geburtstagsgeschenk, das der
neue Masters-Champion
seiner Frau machen konn-
te – sie hat am 11. April
Geburtstag, und durch
die sechs Stunden Zeitver-
schiebung kamen Dannys
Glückwünsche kurz nach
Mitternacht gerade richtig.
„Es ist geradezu un-
glaublich
unwirklich“,
strahlte Willett, der nach
José Maria Olazábals Sieg 1999 der erste
europäische Masters-Champion ist und nach
Nick Faldo 1996 der zweite Brite, der jemals
das grüne Sakko gewann. Abgesehen von
den 1,8 Mio. Dollar Preisgeld, die Willett
einspielte, rutschte er auch nach dem Sieg
unter die Top 10 der Welt und ist lebens-
lang berechtigt, an der Washington Road in
Augusta an den Start zu gehen.
Dabei zeigte das Scoreboard nach neun
gespielten Löchern alles andere als einen
möglichen Sieg von Willett an. Nach vier
Birdies in Folge (6 bis 9) lag Titelverteidiger
und haushoher Favorit Jordan Spieth, 22,
mit fünf Schlägen Vorsprung in Führung,
jeder lehnte sich schon gelangweilt zurück
und sah den Texaner als klaren Gewinner
dieser Masters-Week. Doch dann geschah,
was so typisch für Golf, aber in kaum einer
anderen Sportart möglich ist: Jordan kassierte
an der 10 und der 11 jeweils ein Bogey, und
dann an der berüchtigten 12, ein Par 3 über
150 Meter, ein Quadruple Bogey. Also sieben
Schläge, davon zwei ins Wasser, (Abschlag
Eisen 9) einen dann noch in den hinter dem
Grün liegenden Bunker und schließlich ein
Putt. Insgesamt verlor der bis dahin Führende
sechs Schläge und purzelte die Ränge runter.
„Die schlimmste halbe Stunde meiner
Golfkarriere“, resümierte ein sichtlich noch
immer geschockter Spieth nach dem Turnier.
„Die ersten Neun waren ein echter Traum,
was dann aber geschah,
werde ich hoffentlich nie
wieder in meinem Leben
erfahren müssen. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass
dies überhaupt für jeman-
den schön war zu erleben,
außer vielleicht für Danny
und seine Fans.“
Kein Grund, Willetts
Leistung zu schmälern.
Er spielte mit 67 Schlägen eine der besten
Schlussrunden – insgesamt blieben nur sechs
Spieler mit roten Zahlen unter Par, und er war
selbst erstaunt, als er auf dem Leaderboard
den plötzlichen Absturz von Jordan Spieth
mitbekam. Willett gewann bisher vier Tur-
niere auf der European Tour (siehe bitte Kas-
ten unten), siegte aber noch nie auf der PGA
Tour. Und dann gleich ein Major. Niemand
hatte den Briten wirklich auf einer möglichen
Sieger-Liste, auch wenn er sich bei seinem
Masters-Debüt im vergangenen Jahr auf dem
geteilten 38. Platz einordnete.
Der sympathische, offene Danny Willett ist
der beste Beweis dafür, dass eigentlich jeder,
der für das Masters die Spielberechtigung in
der Tasche hat, auch das Masters gewinnen
kann. Beispiel Bernd Wiesberger. Der Öster-
reicher ist leistungsmäßig absolut mit dem
Engländer vergleichbar, Wiesi führte gar
nach seinen ersten neun Löchern mit –2 das
Feld an. „Irgendein dummer Konzentrations-
fehler, und man ist weg vom Fenster“, so der
Österreicher.
Der geteilte 34. Platz für Wiesberger ist
eine stolze Leistung, ebenso die von Oldie
Bernhard Langer, der nach der dritten Runde
geteilter Dritter mit nur zwei Schlägen Rück-
stand hinter Spieth lag. Der Anhausener
wurde bereits als möglicher ältester
Sieger der Masters-Geschichte
gehandelt, und der zu dem Zeit-
JUNGE FAMILIE
Danny Willett im Vater-Glück:
Hier mit seiner Frau Nicole und dem zwei
Wochen alten Sohn Zachariah – Gebete erhört
2012
BMW INTER-
NATIONAL OPEN
2016
OMEGA DUBAI
DESERT CLASSIC
2015
NEDBANK GOLF
CHALLENGE
2015
OMEGA EUROPEAN
MASTERS
»Das waren wohl die
herrlichsten zwölf
Tage in meinem
Leben – einfach
unglaublich verrückt«
Danny Willett