SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2015
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Amden vor
Tatsachen gestellt
In Amden wird das Kurhaus geschlossen. Ab 2016 soll es als
Zentrum für Asylsuchende genutzt werden. Der Kanton hat die
Gemeinde erst informiert, als der Mietvertrag unterzeichnet war.
Das Kurhaus wird seit 91 Jahren von
Ordensschwestern geführt und ist vor
25 Jahren umfassend saniert und erwei-
tert worden. Nachwuchssorgen des Or-
dens und strukturelle Veränderungen
haben dazu geführt, dass der Orden den
Komplex an den Kanton vermietet hat,
der seinerseits bis zu 120 Asylsuchende
in unserer Gemeinde mit knapp 1800
Einwohnern unterbringen wird.
Die Gemeindebehörde erfuhr davon, als
der Mietvertrag bereits unterschrieben
und die künftige Verwendung beschlos-
sen war. Der Kanton begründete dieses
Vorgehen, das Übergehen der Gemein-
debehörden, damit, dass es sonst kaum
mehr möglich wäre, an geeignete Unter-
künfte zu gelangen.
Staatliches Handeln muss verhältnis-
mässig sein, so steht es in Artikel 5 der
Bundesverfassung. Der Anteil der Asyl-
suchenden an der Bevölkerung wird in
Amden künftig über sechs Prozent betra-
gen. Nimmt man nur das eigentliche
Dorf, wo sich das Zentrum befinden
wird, beträgt der Anteil gar um die zehn
Prozent. Ich muss Ihnen nicht vorrech-
nen, wie gross ein Asylbewerberzent-
rum sein müsste, wenn es in einer Stadt
wie Zürich oder St. Gallen betrieben
würde und das Verhältnis das gleiche
wäre. Ein Zentrum müsse eine gewisse
Grösse haben, um wirtschaftlich betrie-
ben werden zu können, heisst es. Das
leuchtet ein. Kleinere Zentren, auf mehr
Gemeinden verteilt, wären weniger
wirtschaftlich. Es stellt sich aber die
Frage, ob dies aus gesellschaftspoliti-
scher Sicht nicht einige Steuerfranken
wert wäre.
Das ginge allerdings nur im Einverneh-
men zwischen Bund, Kanton und Ge-
meindebehörden. Die Gemeindebehör-
den müssten frühzeitig informiert und
ins Boot geholt werden. Und die Ge-
meinden untereinander müssten eine
gewisse Solidarität an denTag legen.
Urs Roth, Gemeindepräsident
Vorschau
Die nächste Ausgabe erscheint nach
der Sommerpause. Schwerpunkt ist
der Service public und ein Rückblick
auf die Highlights der Suisse Public.
Ausserdem berichten wir über den
Heimfall der Wasserkraft imWallis.
MOSAIK
Impressum
52. Jahrgang / Nr. 525 / Juni/Juin
Herausgeber/éditeur
Schweizerischer Gemeindeverband
Association des Communes Suisses
Partnerschaften/partenariats
Fachorganisation Kommunale Infrastruktur
organisation Infrastructures communales
Konferenz der Stadt- und Gemeindeschreiber.
Conférence des Secrétaires Municipaux.
Verlag und Redaktion/éditions et rédaction
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Tel. 031 380 70 00
www.chgemeinden.ch www.chcommunes.chPeter Camenzind (czd), Chefredaktor
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Auflage/tirage (WEMF/REMP 2014/2015)
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Urs Roth, Gemeindepräsident von Amden.
Bild: zvg