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EuroWire – Juli 2009

67

technischer artikel

Das Verständnis der Beziehung zwischen

den rheologischen Eigenschaften und dem

Nachschrumpfen kann durch das Prüfen

der komplexen Viskosität dieser Klassen

erworben werden. Versuche bezüglich

des

dynamischen

Frequenzdurchlaufs

wurden

mit

Einsatz

eines

ARES-LS

Dehnungsrheometers bei 190, 210, 230

und 250°C durchgeführt. Die 25mm

Parallelplatten-Geometrie wurde bei einer

Dehnung von 5% eingesetzt - durchaus

innerhalb des linearen viskoelastischen

Bereichs. Die Frequenz wurde von 100rad/s

auf 0.01rad/s variiert und die Speicher-

und Verlustmodule sowie die komplexe

Viskosität der Proben wurden abhängig von

der Frequenz erzeugt. SämtlicheMessungen

wurden unter einer Zwangskonvektion

von Stickstoffgas durchgeführt, um den

Abbau zu minimieren. Darüber hinaus

wurde das Zeit-Temperatur-Superpositions

(TTS)-Prinzip eingesetzt und es wurden

Masterkurven erzeugt.

Bild 1

zeigt die Überlagerung der Viskositäts-

Masterkurven jeder PVDF-Probe bei einer

Bezugstemperatur von 230°C. K2750-01

und K3120-50 stellen die Proben mit der

höchsten Viskosität dar, wo K2500-10

und K3120-10 die Proben mit niedrigster

Viskosität sind. Im Allgemeinen zeigt

K2500-10 rheologische Eigenschaften, die

für ein niedriges Zurückschrumpfen als

wünschenswert angesehen werden. Ein

wichtiges Merkmal, das in der K2500-10

Masterkurve beobachtet wurde, ist das

Vorhandensein eines newton‘schen Plateaus

imniedrigen Scherbereich. Diese Eigenschaft

stimmt mit der Kenntnis der Art und Weise

überein, in der dieses Produkt niedrige

Schrumpfeigenschaften bietet. Nachdem

die Schmelze gezogen wurde, befindet sich

die Schmelze in einem Nullscherzustand. Die

PVDF-Materialien, die dieses newton‘sche

Plateau vorzeigen, neigen dazu, besser

bei niedrigen Scherraten zu fließen und

dies ermöglicht eine Relaxation der

Polymerorientierung nach dem Ziehen.

Das Vorhandensein eines newton‘schen

Plateaus wird als eine wichtige Eigenschaft

bei

PVDF-Produkten

mit

niedrigen

Zurückschrumpfeigenschaften

betrachtet.

K3120-10 ist eine ähnliche Probe mit

niedriger Viskosität, jedoch unterscheidet

sie sich von der K2500-10 durch eine

nicht-newton‘sche Reaktion bei niedrigen

Scherraten. Daraus könnte hergeleitet

werden, daß diese rheologische Eigenschaft

die Relaxation der Molekülorientierung nach

der Vervollständigung des Ziehverfahrens

verzögern könnte, waswiederumeinhöheres

Zurückschrumpfen ergäbe. Dies wurde durch

darauf folgende Zurückschrumpf-Versuche

bestätigt.

Um das Verhältnis zwischen PVDF-Struktur

und Zurückschrumpfen besser zu verstehen,

wurden

Spannungsrelaxationsversuche

durchgeführt.

Es

kann

argumentiert

werden, daß ein Polymer, das die

Fähigkeit besitzt Spannungen schnell im

Schmelzzustand zu mildern, eine niedrigere

Polymerorientierung und demzufolge ein

niedrigeres Zurückschrumpfen aufweist.

Die Versuche in der Spannungsrelaxation

wurden

mit

Einsatz

eines

ARES-LS

Dehnungsrheometers

mit

25mm

Parallelplatten-Geometrie

durchgeführt.

Eine Dehnungsstufe von 100% wurde

an den PVDF-Proben angelegt und das

Zerfallen des Moduls zeitabhängig erfaßt.

Die Ergebnisse dieser Versuche sind in

Bild 2

ersichtlich.

Die Proben mit höherer Viskosität wie

z. B. K2750-01 und K3120-50 zeigen

erwartungsgemäß eine relativ langsame

Relaxationsreaktion, wo hingegen die

Proben mit niedriger Viskosität, wie z. B.

K2500-10 und K3120-10, eine schnelle

Relaxationsreaktion zeigen. Die schnelle

Relaxationsreaktion für diese Proben mit

niedriger Viskosität sollte eine geringe

Polymerorientierung

im

Endprodukt

ergeben. Zum Zwecke dieses Artikels

wurden die Relaxationszeiten je PVDF-Probe

untersucht, um den beliebigen Wert von

100 Pa zu erzielen. Diese Werte sind in der

Tabelle 2

ersichtlich.

Wie in der

Tabelle 2

zu erkennen ist, ist

die Relaxationsreaktion für die K2500-10

wesentlich schneller als irgendeine der

anderen

geprüften

Produkte.

Dieses

Verhalten

kann

überwiegend

der

Struktur dieses Produktes zugeschrieben

werden. Bei einem Vergleich zwischen

K2500-10 und K3120-10, kann bemerkt

werden, daß die Relaxationsreaktion für

K2500-10 (zufällige Copolymerverteilung)

wesentlich schneller ist als für K3120-10

(nichtzufällige Copolymerverteilung). Die

schnellere Relaxationsreaktion wurde von

der Masterkurve (

Bild 1

) vorhergesagt, in

der die rheologischen Unterschiede dieser

zwei Produkte im niedrigen Scherbereich

gezeigt wurden. Bei der Auslegung der

Angaben ist es vorteilhaft, eine Kenntnis

der Kühlumgebung zu haben, die bei der

Verarbeitung des PVDF typisch ist. Bei einem

Standard-Umhüllungsverfahren, das einen

0,020 Zoll Mantel bei einer Geschwindigkeit

von 300 Fuß pro Minute herstellt, mit einem

Abstand von 6 Zoll zwischen dem Kühltank

und dem Ziehstein, wurde geschätzt, daß

Bild 2

:

Relaxationsmodul der PVDF-Proben bei 230º C

PVDF Probe-ID

Zeit (s) bei 100 Pa

Viskosität (pa.s) bei

80 s

–1

K2500-10

0.65

795

K3120-10

2.0

650

K2500-20

6.8

1460

K3120-15

10.0

1230

K2750-01

220

2290

K3120-50

400

2390

Bild 1

:

PVDF-Masterkurven – komplexe Viskosität bei 230º C

Tabelle 2

:

Spannungsrelaxation bei 230º C und 100 Pa.

Zeit [s]