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GOLF TIME
|
6-2016
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FITTING
Wissenschaft
BaLLwahL
J
edes Jahr wieder gibt es neue
Marketingversprechen
zum
Thema Bälle, gleichzeitig immer
wieder heiße Diskussionen über
die Limitierung des Balles bezo-
gen auf die absolute Schlaglänge, weil sonst
zu viele Golfplätze vom Design her eher
obsolet werden. Doch was macht eigentlich
so ein Golfball und was steckt hinter den
ganzen Marketing-Slogans? Wir versuchen
in dieser Ausgabe etwas Licht ins Dunkel
zu bringen und einige Begriffe genauer zu
erläutern.
KernKomPression
In den letzten Jah-
ren läuft ein regelrechter Wettbewerb zum
Thema softester Ball auf dem Markt. Um
den Härtegrad zu bestimmen, wird immer
wieder mit Kompressionszahlen argumen-
tiert. Doch was wird da überhaupt gemes-
sen und welcher Spieler profitiert von einer
weichen Kompression?
Zuerst zur Frage „Was ist überhaupt
Shore Härte?“ Hierbei handelt es sich um
einen Elastizitätswert, der gerne für Elasto-
mere als Kennzahl herangezogen wird.
Das Messverfahren wurde von einem
Herrn Albert Shore entwickelt und wird
mit einem relativ einfachen Gerät durch-
geführt. Vom Prinzip her drückt man mit
einem Stift aus gehärtetem Stahl auf den
Ball. Gemessen wird die Eindringtiefe, und
diese wird übersetzt in Shore-Härtegrade.
2,5 mm Eindringtiefe entspricht einer
JoHAnnes HerBiG
Jahrgang ’61,
Inhaber der Fitting-
Schmiede Clubmate Golf
mit Stützpunkten
in Pfungstadt und
im Jordan Golfdom,
Köln
Golfbälle
2 Piece, Multilayer, urethan
oderwas? hierwird ihnen geholfen ...
Shorehärte von 0,0 mm Eindringtiefe, ent-
spricht 100 Härtegradpunkten auf dieser
Skala. Bei den Härtegraden im Golfball-
bereich schwanken die veröffentlichten
Zahlen bei den weichsten Bällen derzeit
zwischen 38 und 50.
WAS BEWIRKT EINE GERINGE
KERNKOMPRESSION?
Im Wesentlichen haben weiche Bälle zwei
Grundeigenschaften: Einerseits generieren
sie im Normalfall einen höheren Ballflug,
andererseits nimmt der Ball mehr Spin
an als einer mit einer höheren Kompres-
sion. Wobei Spin natürlich auch abhängig
von anderen Faktoren ist (Eintreffwinkel,
Shaft Lean etc.).
FüR WEN SINd WEICHE BäLLE
SINNvOLL?
Jeder Spieler, der mehr Flughöhe braucht
und bei geringeren Schlägerkopfgeschwin-
digkeiten auf der Suche nach ein bisschen
mehr Länge ist, sollte sich mit einem wei-
chen Ball bewaffnen und auf dem Platz
schauen, ob das nicht ein Teil der Lösung
vorhandener Probleme darstellt. Man sollte
auch nicht davor zurückschrecken, mal einen
ausgewiesenen Damenball in die Tasche zu
packen. Wenn es dem eigenen Spiel gut tut,
sollte das Ego nicht im Weg stehen.
2 PIECE, 3 PIECE, MULTILAyER
–
WAS SOLL dER WIRRWARR?
Das Schlagwort hierzu lautet Spin-Slope.
Der perfekte Ball generiert viel Spin im
kurzen Spiel und wenig Spin beim Driver.
Dazwischen soll ein sinnvoller gradueller
Zuwachs erreicht werden – ein spielbarer
Spin-Slope also. Und, um diesem Ziel
gerecht zu werden, arbeiten die meisten
Hersteller inzwischen mit mehreren Lagen
in unterschiedlichenHärten undmit unter-
schiedlichen elastischen Eigenschaften.
Wenn man sich die Komplexität der Her-
angehensweise ansieht, wird den meisten
Spielern sehr klar, dass es ernsthaft nur
dann auf das eigene Spiel positive Auswir-
kungen hat, wenn man selbst einen sehr
reproduzierbaren Ballkontakt hat und sich
diesen Slope auch zunutze machen kann.
SCHALENCHEMIE – SURLyN,
URETHAN, CELLOPHAN?
Was unterscheidet Surlyn-Cover von Ure-
than-Covers? Im Wesentlichen ist es so,
dass die Urethanschalen im kurzen Spiel
etwas mehr Gefühl vermitteln und etwas
mehr Spin annehmen. Allerdings sind die
Surlyn-Cover meist haltbarer und vertra-
gen auch mal den Einschlag auf einem
Schotterweg ganz gut. Aufgrund der spezi-
ellen Eigenschaften im kurzen Spiel kom-
men Urethan-Cover eher bei hochwertigen
Bällen zum Einsatz. Die Surlyn-Schalen
finden sich – auch aus Kostengründen –
eher im mittleren und günstigeren Preis-
segment. Ausnahmen bestätigen natür-
lich auch hier die Regel. Es gibt ein paar
Vertreter im Mittelpreissegment, die auch
mit einer Urethanschale aufwarten kön-
nen. Im High End Bereich befindet sich
aber unserer Kenntnis nach kein Ball mit
Surlyn-Schale.
Unserer Erfahrung nach kommt ein
Großteil der Spieler mit einem guten 2-
Pieceball klar. Wenn gewisse Vorlieben
beim Spieler vorhanden sind, wird eine an-
dere Ballkategorie interessant. Doch egal,
was sich zukünftig in Ihrer Tasche befin-
det – es sollte immer der gleiche Ball sein.
Das Golfspiel ist komplex genug – Sie müs-
sen nicht noch mehr Variablen einbauen,
um es interessanter – oder besser – kom-
plizierter zu gestalten.
GT
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