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56

GOLF TIME

|

6-2016

www.golftime.de

CLUB

FITTING

Wissenschaft

BaLLwahL

J

edes Jahr wieder gibt es neue

Marketingversprechen

zum

Thema Bälle, gleichzeitig immer

wieder heiße Diskussionen über

die Limitierung des Balles bezo-

gen auf die absolute Schlaglänge, weil sonst

zu viele Golfplätze vom Design her eher

obsolet werden. Doch was macht eigentlich

so ein Golfball und was steckt hinter den

ganzen Marketing-Slogans? Wir versuchen

in dieser Ausgabe etwas Licht ins Dunkel

zu bringen und einige Begriffe genauer zu

erläutern.

KernKomPression

In den letzten Jah-

ren läuft ein regelrechter Wettbewerb zum

Thema softester Ball auf dem Markt. Um

den Härtegrad zu bestimmen, wird immer

wieder mit Kompressionszahlen argumen-

tiert. Doch was wird da überhaupt gemes-

sen und welcher Spieler profitiert von einer

weichen Kompression?

Zuerst zur Frage „Was ist überhaupt

Shore Härte?“ Hierbei handelt es sich um

einen Elastizitätswert, der gerne für Elasto-

mere als Kennzahl herangezogen wird.

Das Messverfahren wurde von einem

Herrn Albert Shore entwickelt und wird

mit einem relativ einfachen Gerät durch-

geführt. Vom Prinzip her drückt man mit

einem Stift aus gehärtetem Stahl auf den

Ball. Gemessen wird die Eindringtiefe, und

diese wird übersetzt in Shore-Härtegrade.

2,5 mm Eindringtiefe entspricht einer

JoHAnnes HerBiG

Jahrgang ’61,

Inhaber der Fitting-

Schmiede Clubmate Golf

mit Stützpunkten

in Pfungstadt und

im Jordan Golfdom,

Köln

Golfbälle

2 Piece, Multilayer, urethan

oderwas? hierwird ihnen geholfen ...

Shorehärte von 0,0 mm Eindringtiefe, ent-

spricht 100 Härtegradpunkten auf dieser

Skala. Bei den Härtegraden im Golfball-

bereich schwanken die veröffentlichten

Zahlen bei den weichsten Bällen derzeit

zwischen 38 und 50.

WAS BEWIRKT EINE GERINGE

KERNKOMPRESSION?

Im Wesentlichen haben weiche Bälle zwei

Grundeigenschaften: Einerseits generieren

sie im Normalfall einen höheren Ballflug,

andererseits nimmt der Ball mehr Spin

an als einer mit einer höheren Kompres-

sion. Wobei Spin natürlich auch abhängig

von anderen Faktoren ist (Eintreffwinkel,

Shaft Lean etc.).

FüR WEN SINd WEICHE BäLLE

SINNvOLL?

Jeder Spieler, der mehr Flughöhe braucht

und bei geringeren Schlägerkopfgeschwin-

digkeiten auf der Suche nach ein bisschen

mehr Länge ist, sollte sich mit einem wei-

chen Ball bewaffnen und auf dem Platz

schauen, ob das nicht ein Teil der Lösung

vorhandener Probleme darstellt. Man sollte

auch nicht davor zurückschrecken, mal einen

ausgewiesenen Damenball in die Tasche zu

packen. Wenn es dem eigenen Spiel gut tut,

sollte das Ego nicht im Weg stehen.

2 PIECE, 3 PIECE, MULTILAyER

WAS SOLL dER WIRRWARR?

Das Schlagwort hierzu lautet Spin-Slope.

Der perfekte Ball generiert viel Spin im

kurzen Spiel und wenig Spin beim Driver.

Dazwischen soll ein sinnvoller gradueller

Zuwachs erreicht werden – ein spielbarer

Spin-Slope also. Und, um diesem Ziel

gerecht zu werden, arbeiten die meisten

Hersteller inzwischen mit mehreren Lagen

in unterschiedlichenHärten undmit unter-

schiedlichen elastischen Eigenschaften.

Wenn man sich die Komplexität der Her-

angehensweise ansieht, wird den meisten

Spielern sehr klar, dass es ernsthaft nur

dann auf das eigene Spiel positive Auswir-

kungen hat, wenn man selbst einen sehr

reproduzierbaren Ballkontakt hat und sich

diesen Slope auch zunutze machen kann.

SCHALENCHEMIE – SURLyN,

URETHAN, CELLOPHAN?

Was unterscheidet Surlyn-Cover von Ure-

than-Covers? Im Wesentlichen ist es so,

dass die Urethanschalen im kurzen Spiel

etwas mehr Gefühl vermitteln und etwas

mehr Spin annehmen. Allerdings sind die

Surlyn-Cover meist haltbarer und vertra-

gen auch mal den Einschlag auf einem

Schotterweg ganz gut. Aufgrund der spezi-

ellen Eigenschaften im kurzen Spiel kom-

men Urethan-Cover eher bei hochwertigen

Bällen zum Einsatz. Die Surlyn-Schalen

finden sich – auch aus Kostengründen –

eher im mittleren und günstigeren Preis-

segment. Ausnahmen bestätigen natür-

lich auch hier die Regel. Es gibt ein paar

Vertreter im Mittelpreissegment, die auch

mit einer Urethanschale aufwarten kön-

nen. Im High End Bereich befindet sich

aber unserer Kenntnis nach kein Ball mit

Surlyn-Schale.

Unserer Erfahrung nach kommt ein

Großteil der Spieler mit einem guten 2-

Pieceball klar. Wenn gewisse Vorlieben

beim Spieler vorhanden sind, wird eine an-

dere Ballkategorie interessant. Doch egal,

was sich zukünftig in Ihrer Tasche befin-

det – es sollte immer der gleiche Ball sein.

Das Golfspiel ist komplex genug – Sie müs-

sen nicht noch mehr Variablen einbauen,

um es interessanter – oder besser – kom-

plizierter zu gestalten.

GT

www.clubmategolf.de