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GOLF TIME
|
2-2016
www.golftime.deINTERVIEW |
BUBBA WATSON
F
ür jemanden, der angeblich
nur einige wenige Freunde
auf der PGA Tour haben
soll, ist Bubba Watson an
diesem Mittwoch im Plain-
field Country Club in New
Jersey ein ziemlich gefragter Mann. Erst
sagt Ryder Cup 2016-Kapitän Davis Love
III „Guten Tag“, dann Jason Gore, Bill Haas
und schließlich auch noch Charl Schwartzel.
Jeder von ihnen begrüßt Bubba mit einem
freundlichen Lächeln und verabschiedet sich
mit einem noch breiteren Grinsen.
„Charl Schwartzel ist eine Legende“, ruft
Bubba dem Südafrikaner hinterher. Golfe-
risch gesehen mag dies stimmen, aber was
macht das dann aus Bubba? Der 37-jährige
Mann aus Florida hat im Vergleich zu
Schwartzel doppelt so viele Majors und
neunmal so viele PGA Tour-Titel gewonnen.
Und er bewegt sich den Großteil der letzten
beiden Jahre innerhalb der Top 5 der Welt.
„Ich bin ganz einfach nur Bubba“, lautet
Gerry Lester „Bubba“ Watson Jrs. Standard-
antwort, wenn ihm seine Erfolge vor Augen
geführt werden.
Aber seien wir einmal realistisch! Nichts
an diesem Golfer, der einen pinkfarbenen
Driver schwingt, zu christlicher Hip-Hop-
Musik rappt, nie Golfunterricht erhalten hat,
einen Golfball über abnorme Längen bzw.
in erstaunlichen Flugbahnen bewegen kann,
der das Auto aus der TV-Serie „The Dukes
of Hazzard“ besitzt, ein Luftkissengolfcart
erfunden hat und sich anschickt, in diesem
Jahr seinen dritten Masters-Titel in fünf
Jahren zu gewinnen, ist „ganz einfach“.
Ist der dritte Masters-Sieg dein Saisonziel?
Natürlich hoffe ich, genauso wie 2012
und 2014 zu gewinnen. Doch meine
Saisonziele sind immer gleich. Mein erstes
Ziel lautet, es ins Team des Ryder Cup
respektive Presidents Cup zu schaffen. Das
zweite Saisonziel ist, mindestens ein Turnier
in der laufenden Saison zu gewinnen.
Das ist dir ja schon bei der Northern Trust
Open im Februar gelungen. Nach einer
ziemlich turbulenten Woche.
Ja, am Montag vor dem Turnier wurde
mir ein Nierenstein entfernt. Danach
hatte ich einen Auftritt in der TV-Show „Girl
Meets World“ und traf schließlich am Diens-
tag Justin Bieber, mit dem Caleb (Bubbas
ältester Adoptivsohn) Schlagzeug spielen
durfte. Am Mittwoch war ich beim Match
der L.A. Clippers in der Halle und am
Sonntag gewann ich im Riviera Country Club
mein neuntes PGA Tour-Event.
Viele Beobachter sagen, das war vielleicht
der gereifteste Bubba aller Zeiten.
Sicher bin ich in den letzten Jahren
erwachsener geworden. Körperlich war
und ist das Spiel zwar kein Problem, viel-
mehr ist es die mentale Seite – im Fokus zu
bleiben, bei jedem Schlag. Wenn man ein
paar Jahre auf der Tour gespielt hat, wird
man zwangsläufig schlauer und spielt takti-
scher, weil man keine weiteren Fehlschläge
und schlechte Scores mehr erleben möchte.
Diese Veränderung meiner Mentalität macht
mich zu einem besseren Spieler. Und ich
arbeite hart an meinen kurzen Putts, davon
muss ich nämlich viel mehr lochen.
Wie erklärst du dir deine schlechten
Leistungen bei den Majors 2015?
Auf dem Papier liest sich das Verpassen
eines Cuts wie bei der U.S. Open und
der Open Championship immer enttäu-
schend. Jeder glaubt, ein Spieler wie ich sollte
in der Lage sein, bei diesen Events immer
ganz vorne mitzumischen. Doch auch ich
muss erst lernen, diese Art Plätze zu spielen,
vor allem bei einer Open Championship.
Wenn man auf einem Links-Platz wie dem
Old Course Erfolg haben will, muss man
seine Längen beherrschen. Man muss wissen,
wie man den Ball hoch oder flach schlägt
und wie man das Abprallverhalten kontrol-
liert. Das ist ein schwieriger Lernprozess, der
noch andauert.
Wann wurde dir klar, dass du es im Golf
schaffen könntest?
Als ich zwölf oder 13 Jahre alt war, ge-
wann ich ein Juniorenturnier mit einer
Schlussrunde von 62 Schlägen. Ich schaffte
zehn Birdies und acht Pars. Nach den drei
Spieltagen trennten mich und den Zweit-
platzierten 46 Schläge. In diesem Augenblick
begriffen meine Eltern, dass ich eine Gabe
hatte oder zumindest das Potenzial, wirklich
gut zu werden. Damals begann ich auch, Golf
im TV zu verfolgen. Von meinen Altersgenos-
sen unterschied mich, dass ich den Ball nicht
nur sehr lang, sondern eben auch sehr gerade
schlagen konnte. Ich lag zwar nicht immer
auf dem Fairway, aber selten im Aus und ich
schaffte meistens auch einen guten Score.
„SEVES KURZSPIEL UND
SEINE KREATIVITÄT,
DIE ER UNTER BEWEIS
GESTELLTHAT,
WENNER BÄUME
UMKURVTE, WAREN FÜR
MICH LOHNENDE
STUDIENOBJEKTE“
SENSATIONSSCHLAG
Bubba Watson im Stechen
auf Bahn 10 beim Masters-Sieg 2012 in Augusta