INTERVIEW |
BUBBA WATSON
Welche Spieler waren deine Vorbilder?
Ich habe alle großen Spieler im Fernsehen
gesehen und versucht zu lernen, wie sie
spielen und wie sie in bestimmten Situationen
reagieren. Payne Stewart war mein Held,
aber ich bewunderte auch Seve (Ballesteros),
Greg Norman und Nick Faldo. Allesamt
spielten sie grundverschieden. Ich denke,
von Seve habe ich am meisten gelernt.
Was genau?
Ich lag sehr oft im Rough und Seves
Heldentaten abseits des Fairways waren
unglaublich. Wir können uns alle diese
Schläge vorstellen, aber sie im Turnier erfolg-
reich auszuführen, ist die hohe Kunst. Seves
Kurzspiel und seine Kreativität, die er unter
Beweis stellte, wenn er bspw. Bäume um-
kurvte, waren für mich lohnende Studien-
objekte. Ich bin sicher nicht der Einzige, der
von ihm profitiert hat. Als Tiger auf der Bild-
fläche erschien, schlug er mit seinem Holz 3
oder seinen „Stinger“-Eisen (2 und 3) hohe
und flache Bälle und man merkte sofort, dass
er Seves Spiel ebenfalls verinnerlicht hatte. So
lernen junge Golfer, hochklassige Schläge
auszuführen. Sie studieren jemanden aus der
vorangegangenen Generation. Seve war mein
Vorbild, doch unglücklicherweise habe ich
nie mit ihm spielen können.
Lernen auch einige der jungen Wilden
auf der Tour von dir?
Ich weiß es nicht. Einige Jungs fragen
mich, warum ich nicht so viele Bälle
auf der Range schlage oder warum ich keinen
Trainer habe. Ich glaube jedoch, meine
Herangehensweise unterscheidet sich zu sehr
von der anderer Spieler. Die neuen Tour-
spieler sind es gewohnt, mit einem Trainer
oder einem Schwung-Guru zu arbeiten. Doch
kein Trainer wird ihnen zeigen können, wie
man Bubba Watson-Golf spielt.
Letztes Jahr hast du deine Longhitter-Krone
an Dustin Johnson verloren. Bist du heiß
darauf, sie dir zurückzuholen?
Diese Statistik interessiert mich nicht.
Jeder weiß, ich kann den Ball weit schla-
gen und ich kann ihn shapen. Mich interes-
sieren Resultate und wie ich jedes Jahr etwas
besser werden kann. Die einzigen Statistiken,
auf die ich schaue, lauten: Habe ich genug Geld
verdient, um meine Tourkarte zu erhalten?
Habe ich genug FedEx-Punkte gesammelt,
um es in die Play-offs zu schaffen und ist
mein Ergebnisdurchschnitt niedriger als in
der Saison davor. 2014/15 hatte ich meinen
drittbesten Saisondurchschnitt und gewann
zweimal. Das ist ganz ordentlich und bedeu-
tet, ich mache etwas richtig.
KREATIVITÄT
BEI
DER WEITENJAGD
DAS WATSON-SYNDROM
Bubba verrät, wie er die Bälle
kilometerweit drischt und dabei Kurven fliegen lässt.
„Seit meinem ersten Turnier im Alter von
acht Jahren habe ich weiter geschlagen als
alle anderen. Ich hatte nie Golfunterricht,
deshalb ist die Art wie ich schwinge, wie
ich den Ball treffe und wie ich den Ball
kurven lasse im Grunde seither unver-
ändert. Vor jedem Schlag visualisiere ich
den Ballflug. Weil ich ein visueller Typ bin,
will ich immer den Verlauf der Bahn vor
Augen haben und sehen können, wie das
Fairway und das Rough verlaufen. Zudem
präferiere ich Golfplätze, auf denen man die
Landezonen und die Grüns einsehen kann,
das hilft mir bei der Vorstellung des Schla-
ges. Was die langen Schläge angeht, stelle
ich mir ein Bild meines Drivers vor, der den
Ball exakt im Sweetspot trifft. Die Leute
glauben, nur die reine Schwunggeschwin-
digkeit erzeugt die enormen Weiten, aber
ein solider Kontakt im Treffmoment
ist noch entscheidender, um die Länge zu
maximieren. Die modernen Driver sind
noch fehlerverzeihender als früher, aber
eines wird sich nie ändern: Am weitesten
fliegt der Ball, der in der Mitte der Schlag-
fläche im Sweetspot getroffen wurde.“
SQUARE AM BALL
„Viele glauben, ein Fade
fliegt nicht so weit wie
ein Draw, aber der
Unterschied ist marginal.
Versuchen Sie, den
Schläger zum Ziel zu
führen. Schließen sie
bloß nicht die Schlag-
fläche im Treffmoment“
ES SEHEN KÖNNEN
HEISST DARAN GLAUBEN
„Ein großartiger Drive beginnt im
Kopf. Man muss in der Lage sein,
einen Schlag zuerst im Kopf zu
sehen, bevor man diesen erfolg-
reich ausführen kann”
DEN SWEETSPOT FINDEN
„Mein Fokus liegt bei jedem Drive
auf dem Kontakt mit der Mitte
des Schlägerkopfes. Wenn es ein
Geheimnis gibt, wie man weit
schlägt, dann ist es dies“