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GOLF TIME
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2-2016
www.golftime.deINTERVIEW |
BUBBA WATSON
HEILIGER ODER TEUFEL?
DIE ZWEI SEITEN DES BUBBA
Von wahnsinnig nett bis wahnsinnig ätzend...
SPENDENGELDER
Im März 2011 spendete Bubba 50.000
Dollar für die Opfer der Erdbeben bzw. des
Tsunamis in Japan. „Wir können vielleicht
nicht selbst mithelfen, die Trümmer auf-
zuräumen. Aber wir sind finanziell gesegnet,
also warum sollen wir nicht helfen?“,
erklärte Bubba sein Engagement.
CHARITY HILFE
Bubba hat Millionen Dollar
zugunsten karitativer Organi-
sationen im Umfeld des U.S.
Militärs gesammelt und selbst
gespendet. Im September
2015 allein stiftete er einen
seiner Oldtimer, der zuguns-
ten der Stiftung „Birdies for
the Brave“ für über 400.000
Dollar versteigert wurde.
GROSSZÜGIGKEIT
Nach der zweiten Runde der WGC-
Bridgestone Invitational 2013 ging
Bubba in eine Filiale der „Chipotle“-
Restaurantkette und lud 60 Gäste
zum Abendessen ein. Die Rechnung
belief sich auf fast 500 Dollar.
Dein PGA Tour-Debüt war 2002, doch erst
2010 warst du erstmals siegreich. War es
enttäuschend, so lange auf den Erfolg
warten zu müssen?
Nicht wirklich. Aus der eigenen Perspek-
tive heraus möchte man so früh wie
möglich gewinnen. Aber heute bin ich älter
und durch meine großartigen Kinder und
meine schöne Frau geerdet, deshalb kann ich
mit Erfolg besser umgehen. Wer weiß, was
der Erfolg und das Geld in so jungen Jahren
aus mir gemacht hätten? Ich wäre wahr-
scheinlich noch irrer gewesen als heute.
Was ist der größte Nachteil daran, berühmt
zu sein?
Es ist viel schwieriger als früher, einfach
ungestört rauszugehen und Spaß zu
haben. Am Anfang meiner Karriere, als mich
noch niemand kannte, spielten mein Caddie
und ich immer irgendeinen öffentlichen
Golfplatz in der Nähe des Turnierortes –
völlig egal, ob es das erste Event des Jahres
oder das Masters war. Wir sind einfach die
Straße runtergefahren und haben irgendwo
angehalten. Das geht heute nicht mehr so
ohne Weiteres.
Kommen wir nochmal auf deinen Kopf
zurück. Was denkst du vor dem Schlag?
Den Augenblick vor dem Schwung
widme ich der Visualisierung des Ball-
fluges (siehe Kasten). Deshalb bevorzuge ich
Plätze wie den Augusta National (Masters),
den TPC River Highlands (Travelers Cham-
pionship) oder den Riviera Country Club
(Northern Trust Open). Auf diesen Anlagen
kann man fast bei jedem Schlag die Lande-
zone sehen und auf allen drei Plätzen habe ich
je zweimal gewonnen. Auf der anderen Seite
wird die Open Championship oft auf Plätzen
abgehalten, auf denen es viele blinde Schläge
zu meistern gilt. Deshalb habe ich dort meist
eher schlecht abgeschnitten. Ich muss den
Platz im Blick haben, um erfolgreich zu sein.
Wann warst du das letzte Mal ratlos,
wie du den Ball spielen sollst?
Das passiert nur, wenn der Ball direkt
an einem Baum oder im tiefen Rough
liegt. Vom Baum chippe ich zur Seite weg.
Aus dem dichten Gemüse lege ich vor.
Ansonsten finde ich immer einen Weg, den
Schlag zu machen, den ich möchte.
Was war der kreativste Schlag, der dir je in
einem Turnier gelang?
Mein persönliches Highlight hatte ich
auf dem Old Course in St. Andrews 2009.
Ich puttete den Ball aus 80 Metern Entfernung
vom Fairway auf das Grün der 18 bis auf
wenige Zentimeter ans Loch. Für mich war
das der Höhepunkt des kreativen Linksgolf.
Aus meiner Lage hätte ich den Ball hoch oder
flach pitchen können – auch ein Chip and
Run wäre denkbar gewesen. Ich entschied
mich jedoch für den Putt. Kein Golfplatz in
den USA würde dem Spieler so viele sinnvolle
Optionen bieten.
In den letzten Jahren scheinst du mehr
zu reisen. Siehst du dich schon als inter-
nationaler Spieler?
Der Golfmarkt wächst weltweit, deshalb
wollte ich unbedingt einmal außerhalb
der Staaten gewinnen. Das gelang mir in
China 2014 (WGC-HSBC Champions). Das
ist einer der Gründe, warum ich viel reise.
Der andere ist, dass ich mich als Golfer und
als Mensch weiterentwickeln will, indem ich
die unterschiedlichsten Golfplätze in aller
Welt spiele. Deshalb mag ich es mehr als
manch anderer, außerhalb der USA an
Turnieren teilzunehmen.
Haben die modernen Golfprofis eine Ver-
pflichtung, das Publikum zu unterhalten?
Alle Sportstars sollten den Fans, die
angereist sind, um sie zu unterstützen,
eine gute Show bieten. Doch mein Haupt-
augenmerk liegt natürlich darauf, besser
als alle anderen Spieler zu sein. Aber da ich
es liebe, zu unterhalten, versuche ich dabei
auch, denkwürdige Augenblicke zu schaffen.
Wenn ich sieben Birdies in Folge spiele oder
Schläge ausführe, die sich kaum jemand vor-
stellen kann.
An welche Schläge denkst du da?
Bei Pro-Am-Turnieren will immer jeder
sehen, wie ich meinen Driver schlage,
„ICHHABE JEDEN
SCHLAGDRAUF,
DEN IRGENDJEMAND
SPIELENKANN.
IN PUNCTO SHOTMAKING
BEEINDRUCKTMICH
DESHALB KAUMJEMAND
SO LEICHT“