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GOLF TIME

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2-2016

47

Das machte den Regeloffiziellen Angst. Angst,

dass die Putt-Technik das Spiel negativ ver-

ändern könnte. Sie suchten daher nach Statis-

tiken, die diese Befürchtung belegen könnten.

Weil Putting aber keine exakte Wissenschaft

ist, gibt es auch keine aussagekräftige Statistik

zu verschiedenen Techniken. Die Regelhüter

mussten sich also auf ihren Instinkt verlassen.

„Wir entschieden uns auf der Basis zu han-

deln, dass eine signifikante Zahl derer, die

sich für die Verankerungstechnik entschie-

den, gezeigt haben, dass sie daraus einen

Vorteil ziehen. Und das unterwandert eine

der Herausforderungen in diesem Sport“, be-

schreibt Rickman die Entscheidungsfindung.

In der Folge diskutierten R&A und USGA

im Februar 2012 über die Einführung einer

neuen Regel. Neun Monate später einigten sie

sich. Regel 14-1b, die besagt, dass Spieler den

Schläger nicht direkt oder durch einen Anker-

punkt am Körper fixieren dürfen, wurde am

28. November 2012 erstmals zur öffentlichen

Diskussion freigegeben.

Mehr als 2.500 Menschen äußerten sich auf

den Websites der R&A und USGA. Auch die

PGA of America und die PGA Tour nahmen

Stellung. Sie äußerten Bedenken, die sie gut

begründeten, wie Rickman berichtet: „Wir

waren jedoch der Meinung, dass es eine ein-

heitliche Regel für alle Golfer weltweit geben

soll.“ Am 21. Mai 2013 wurde diese Regel

beschlossen. Die R&A und USGA setzten sich

durch und entschieden, dass Regel 14-1b am

1. Januar 2016 in Kraft tritt.

„Wir werden das nicht einfach so akzep-

tieren, wir haben Anwälte eingeschaltet und

werden unsere Meinung vertreten“, sagte

der südafrikanische Pro Tim Clark damals.

Auch die PGA of America und die PGA Tour

blieben skeptisch.

Ohne Zweifel, Missverständnisse zu vermei-

den war die höchste Hürde, die R&A und

USGA überwinden mussten. Golfer jeglicher

Levels dachten beispielsweise, dass einige

Puttermodelle verboten würden. „Wir mussten

laufend erklären, dass es sich um eine

Änderung der Spielregeln, nicht der Equip-

mentregeln handelt“, sagt Rickman. „Es ist

weiterhin erlaubt, Belly- und Lang-Putter zu

verwenden, nur dürfen sie eben nicht mehr

am Körper fixiert werden.“

Was aber, wenn Probleme bei der Regel-

umsetzung auftreten? „Wir können immer

Anpassungen vornehmen“, sagt Rickman.

„Allerdings haben wir so viel Zeit in die

Ausarbeitung der Regel gesteckt, dass wir

nicht davon ausgehen, dass Probleme auf-

treten.“

GT

UNTERSCHIEDLICHE TECHNIKEN

Welchen Unterschied macht der Anchoring Ban im Profigolf aus? Hier

ein Statistikvergleich von sechs Topspielern, die davon betroffen sind.

KEEGAN BRADLEY

Der US PGA Championship-

Sieger von 2011 sortierte

seinen Belly-Putter Anfang

der Saison 2014/15 aus.

„Ich wollte im Rennen bleiben und mehr

gewinnen. Jetzt ist er weg, das ist o.k.“,

sagt er rückblickend. „Zu Beginn des Jahres

fehlte mir die Konstanz. Seit ich aber einen

leichteren Putter habe, läuft es so gut wie

niemals zuvor.“

ADAM SCOTT

Nachdem er sich Anfang 2015

mit dem kurzen Putter ver-

suchte, wechselte der Austra-

lier im Sommer wieder zurück

zu seinem gewohnten Broomstick-Putter.

Um sich auf die näherrückende Regelände-

rung vorzubereiten, nutzt er seit Oktober

2015 wieder einen kurzen Putter. Geschadet

hat es seinem Spiel nicht: Ende Februar ge-

wann er die Honda Classic.

2014/2015

Strokes gained putting

-.396 (158th)

3-putt avoidance

4.86% (183rd)

Putts per round

30.11 (179th)

Scoring average

70.456 (38th)

Money leaders

$1,382,365 (70th)

2013/14

2014/2015

.253 (47th)

-.70(126th)

2.27% (33rd)

3.90% (168th)

28.88 (65th)

29.49 (144th)

70.031 (17th)

70.450 (37th)

$2,828,638 (28th)

$1,565,079 (64th)

WEBB SIMPSON

Ende 2014 verabschiedete

sich Webb Simpson von sei-

nem Belly-Putter. Seitdem

spielt er mit einem traditio-

nellen Modell. „Es ist zehn Jahre her, seit

ich das letzte Mal mit einem kurzen Putter

gespielt habe, also weiß ich noch nicht, was

mich erwartet“, sagte er damals. „Ich bleibe

einfach bei meinem Motto ‚Konzentriere

dich auf deine Technik und versuche besser

zu werden.“

DAVID HEARN

„Goodbye old friend“, twit-

terte PGA Tour-Spieler David

Hearn, als er seinen Lang-

Putter in Rente schickte. Seit

Anfang des Jahres puttet er nun mit einem

neuen Modell. „Ich habe großes Vertrauen,

den Wechsel gut hinzubekommen. Ob es

tatsächlich so gut gelingt, wird sich mit der

Zeit zeigen. (…) Putting ist eigentlich sehr

einfach: Wenn Geschwindigkeit und Linie

stimmen, geht der Ball ins Loch.“

2014/2015

Strokes gained putting

-.357 (27th)

3-putt avoidance

2.06% (11th)

Putts per round

28.93 (69th)

Scoring average

70.843 (84th)

Money leaders

$1,817,043 (49th)

2013/14

2014/2015

.301 (34th)

-.646 (174th)

3.04% (107th)

4.06% (171st)

28.88 (65th)

29.35 (132nd)

70.234 (31st)

70.310 (27th)

$3,569,601 (17th)

$2,046,620 (43rd)

TIM CLARK

Clark spielt seit seiner Kind-

heit mit einem langen Putter.

Er hat eine körperliche Ein-

schränkung, kann seine Ellen-

bogen nicht an den Körper heranziehen.

„Ich kann den Schläger nicht richtig greifen,

wenn er nah am Körper geführt werden

muss“, erklärt er. Was nun? „Ich habe einige

Ideen, die werde ich aber nicht verraten.

Sonst verbieten sie sie noch“, lacht Clark.

BERNHARD LANGER

Deutschlands bester Golfer

spielt seit 1997 mit einem

Broomstick-Putter. Er bleibt

ihm treu, verändert aber seine

Technik. „Ich werde zu dem Stil zurück-

kehren, den ich vor 17 oder 18 Jahren ge-

pflegt habe. Wir werden sehen, was pas-

siert. Aber ich liebe das Spiel und ich liebe

es, zu konkurrieren, also werde ich auch

eine Lösung finden.“

2014/2015

Strokes gained putting

N/A*

3-putt avoidance

1.64% (6th)

Putts per round

28.91 (15th)

Scoring average

68.69 (1st)

Money leaders

$2,340,288 (1st)

2013/2014**

Strokes gained putting

-.206

3-putt avoidance

2.78%

Putts per round

29.23

Scoring average

71.395

Money leaders

$1,028,139

** Tim Clark hat nicht genügend Runden auf der PGA Tour

gespielt, um seine Statistik für 2014/15 darzustellen.

* Die Champions Tour erfasst die Kategorie „Strokes gained

putting“ nicht.