

CellitinnenForum 4/2016
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in Schulen, Krankenhäusern und
Unternehmen ‚Lussekatter‘, ein
besonderes Safran-Hefegebäck‚
‚Glögg‘, eine Art Glühwein, und
‚Julmust‘, eine Kräuterlimonade,
verteilt. Der Festzug endet in der
Kirche, wo die Begleiterinnen der
Lucia am Altar vier Kerzen an-
zünden. Wenn sie brennen, setzt
die Gruppe mit traditionellen Weih-
nachtsliedern ein. So beginnt die
Weihnachtszeit.
In den Familien wird unter den
Töchtern eine Lucia ausgewählt,
die den übrigen Familienmitglie-
dern morgens Kaffee, Tee oder
Kakao ans Bett bringt und dabei
das traditionelle ‚Sankta Lucia-
Lied‘ singt. Bis zum Heiligen
Abend wird nun gebacken,
gebastelt und viel gesun-
gen. Die Tannenbäume
werden vorwiegend mit
Äpfeln, ‚Lussekatter‘, klei-
nen Schachteln mit Bonbons,
Lichterketten und gebastelten
Strohsternen geschmückt. Am 23.
Dezember, dem ‚Lillejulafton‘ oder
kleinen Weihnachtsabend, wird
für die kommenden Festtage das
Essen vorbereitet. Traditionell gibt
es kalte Speisen, wie den ‚Juls-
kinka‘, den Weihnachtsschinken,
eingelegte Heringe mit Roter Bete,
geräucherten Lachs, Sülzen, ‚Lute-
fisk‘, einen Trockenfisch, Rotkohl
und ‚Janssons frestelse‘ (Janssons
Versuchung), ein Gratin aus Kar-
toffeln und Hering. Ist alles vorberei-
tet, dann kann ‚Jul‘ (Weihnachten)
kommen.
Der Heilige Abend ist in Schweden
der eigentlicheWeihnachtstag. Man
sitzt in der Familie zusammen, isst
abends gut, tauscht Geschenke
(Julklapp) und Weihnachtsgedichte
(Julklappreime) aus und geht am
späten Abend in die Christmette.
Unter dem Tannenbaum steht in
jeder Familie ein Ziegenbock (Jul-
bock) aus Stroh. Bevor der Weih-
nachtsmann das Kommando über
die Geschenke übernahm, verteilte
in den skandinavischen Ländern
der ‚Julbock‘ Pakete und Päck-
chen.
Die beiden Weihnachtsfeiertage
sind auch in Schweden frei. Die
Schweden nutzen die Tage, um
ihre Verwandten und Freunde zu
besuchen. Es sind die verkehrs-
reichsten Tage des ganzen Jah-
res. Spätestens am 13. Januar,
am ‚Knutstag‘, ist Weihnachten
endgültig vorbei. Dann werden in
ganz Schweden die Süßigkeiten
vom Weihnachtsbaum geplündert
und die Tannen anschließend aus
den Fenstern und Türen geworfen.
Wesołych Świąt
Wer sich so richtig katholisch auf
den Heiligen Abend und die Weih-
nachtsfeiertage einstimmen möch-
te, fährt im Dezember am besten
nach Polen. Hier folgen die inneren
und äußeren Vorbereitungen einer
eigenen, für alle gültigen Drama-
turgie – und der Schnee sorgt
spätestens zur Christmette für ein
würdiges Bühnenbild.
Die meisten Polen, auch die Schul-
kinder, besuchen jeden Morgen die
Roratemesse. Die Kinder erhalten
nach der Messe ein Bildchen, über
das dann im Unterricht gesprochen
wird. Für ihr Durchhaltevermögen
bekommen sie am 23. Dezember
von der Gemeinde ein kleines
Geschenk. Auch das mit der Ad-
ventszeit verbundene Fasten wird
in vielen polnischen Familien ernst
genommen. Fleisch gibt es erst wie-
der am ersten Weihnachtstag bezie-
hungsweise nach der mitternächt-
lichen Christmette. Lebkuchen darf
aber gebacken und untereinander
als Zeichen der Freundschaft aus-
getauscht werden.
Im Advent werden auch die Woh-
nungen festlich geschmückt und
die Tannenbäume aufgestellt. Dabei
wird mit Selbstgebasteltem und La-
metta nicht gegeizt. Krippen findet
man in jedem Haushalt und in den
Kirchen füllen sie nahezu den ge-
samten Altarbereich aus. Am 5. De-
zember kommt der Nikolaus mit
Teufel, Engel und Schornsteinfeger
in die Häuser zu den Kindern und
lässt sich Gebete aufsagen. Einen
Tag später spielen dann die Jugend-
lichen den Nikolaus und befragen
die Erwachsenen. Am 23. Dezem-
ber steht praktisch die ganze Familie
in der Küche und bereitet das Es-
sen für den Heiligen Abend zu. Als
Symbol für die 12 Apostel kommen
12 Gerichte auf den Tisch. Immer
dabei sind Fischsuppe, Rote Bete-
Suppe, Maultaschen mit Pilzen,
Karpfen und Gemüse. Es ist ein
Gebot der Höflichkeit, jedes Gericht
zu probieren. Der Tisch ist festlich
gedeckt. Unter der Tischdecke liegt
Stroh, das an den Stall in Bethlehem
und die Krippe erinnert. Das Stroh
soll der Familie im kommenden Jahr
Glück bringen.
An jedem Tisch steht mindestens
ein zusätzliches Gedeck für einen
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