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und Hirnschädigungen beim Fetus. Hier-

bei steigt das Fehlbildungsrisiko mit der

Dauer und der Stärke des Alkoholkonsums

der Mutter. Das Fetale Alkoholsyndrom

(FAS) ist die schwerwiegendste Form der

alkoholbedingten Schädigung. Sie äußert

sich in Wachstumsstörungen, körperli-

chen Missbildungen und geistigen sowie

seelischen Behinderungen. Die häufigsten

Symptome einer Alkoholembryo bzw. -fe-

topathie sind in Tabelle 3 aufgeführt.

Da bereits geringe Mengen an Alko-

hol das Kind gesundheitlich beeinträchti-

gen können, muss während der gesamten

Schwangerschaft auf Alkohol verzichtet

werden. Ein Schwellenwert existiert nicht.

Aber: Frauen, die aufgrund ihres Alko-

holkonsums ein Kind mit einem fetalen

Alkoholsyndrom geboren haben, kön-

nen bei Alkoholabstinenz in einer erneu-

ten Schwangerschaft ein gesundes Kind

bekommen.

Nikotin

Etwa 30 bis 35 Prozent aller Frauen im

gebärfähigen Alter und ca. 25 Prozent al-

ler Schwangeren rauchen. Im Tabakrauch

befinden sich eine Vielzahl an Schadstof-

fen, wie beispielsweise aromatische Koh-

lenwasserstoffe und Alkaloide. Nikotin

passiert die Plazenta und wirkt dabei va-

sokonstriktorisch. Dies führt zu Durchblu-

tungsstörungen der Plazenta und der Fe-

tus ist während der gesamten pränatalen

Entwicklung gefährdet.

Das Rauchen in der Schwangerschaft

kann je nach Umfang des Konsums zu ver-

schiedenen Schwangerschaftskomplikati-

onen führen, wie z. B. Erhöhung des Spon-

tanabort- und des Frühgeburtsrisikos,

niedriges Geburtsgewicht und Erhöhung

der perinatalen Mortalität.

14,15

Wenn Rau-

cherinnen in der Frühschwangerschaft

das Rauchen aufgeben, können sie nor-

malgewichtige Kinder zur Welt bringen.

Drogen

Der Drogenmarkt ist komplex und dyna-

misch. Neben pflanzlichen Drogen drän-

gen immer mehr synthetische Stoffe auf

den Markt. Werden derartige psychoakti-

ve Substanzen von Schwangeren konsu-

miert, können diese auf das ungeborene

Kind mit unterschiedlichen Folgen einwir-

ken. Das Neugeborene kann unter Entzug

bzw. an einer Intoxikation leiden oder es

kann zu zell- und organtoxischen Wirkun-

gen kommen, die zu Missbildungen und

Entwicklungsstörungen führen. In Tabel-

le 4 sind mögliche Folgen der Drogenein-

nahme während der Schwangerschaft

für eine Auswahl an gängigen Drogen

aufgelistet.

Drogenentzug in der Schwangerschaft

Die Drogenabhängigkeit von Schwange-

ren birgt mehrere Probleme. Einerseits

stellt der Drogenkonsum eine Gefahr für

die Gesundheit von Mutter und Kind dar.

Andererseits ist der Entzug eine besonde-

re körperliche und psychische Belastung

für die werdende Mutter, die auch Auswir-

kungen auf das Ungeborene hat. Ein Dro-

genentzug während der Schwangerschaft

muss daher immer unter ärztlicher Kont-

rolle durchgeführt werden.

Der Entzug von Drogen wie Amphe-

tamin, Crack, Ecstasy und Cocain kann

sofort ohne starke körperliche Entzugs-

erscheinungen durchgeführt werden.

Dennoch sollte wegen der psychischen

Abhängigkeit professionelle Hilfe in An-

spruch genommen werden. Ein langsa-

mes Absetzen ist bei Opiaten, wie Heroin,

Opium und Morphium erforderlich. Bei

einer Opiatabhängigkeit wird meist eine

Substitutionsmedikation mit Methadon

oder Buprenorphin unter medizinischer

Begleitung empfohlen.

14

Unter Substitu-

tionsmedikation kann im Übrigen gestillt

werden, wenn keine anderen Faktoren wie

Erkrankung oder massive psychische Pro-

bleme der Mutter, die das Säuglingswohl

gefährden, bestehen.

Sucht und Arbeitsplatz

Psychische Belastungen am Arbeits-

platz können eine Sucht begünstigen,

vor allem immer dann, wenn Mobbing,

unklare Arbeitsstrukturen oder prekäre

Arbeitsverhältnisse Stress und Überfor-

derung auslösen. Im Zusammenspiel mit

der persönlichen Lebenswelt des Einzel-

nen – Kindererziehung, Versorgen von

TABELLE 4:

Folgen des Drogenkonsums von Schwangeren für das Kind

15

Symptome

Häufigkeit bei Syndromträgern

Amphetamine

Mikrozephalie

Intrauterine Wachstumsverzögerung

Hirninfarkt

Entzugserscheinungen

Cannabis (Haschisch,

Marihuana)

Kein Einfluss auf Dauer der Schwangerschaft, Geburt und Geburtsgewicht

Keine embryo- bzw. fetotoxische Reaktion

Cocain

Vasokonstriktorische Wirkung

Durchblutungsstörungen der Plazenta und Minderdurchblutung der fetalen

Organe

Spontanaborte, Frühgeburtlichkeit, Totgeburt, Wachstumsrückstand,

Mikrozephalie, Verhaltensstörung, Urogenitalfehlbildung

Coffein

Erhöhung der motorischen Aktivität des Feten

Steigerung der Herzfrequenz

Erhöhte Gefahr der Abortneigung ab einer Menge von über 600 mg pro Tag,

der intrauterinen Wachstumsretardierung des Fetus und für eine Frühgeburt

Keine embryotoxische Coffein-Schädigungen

Heroin

Erhöhtes Risiko einer Frühgeburt und der perinatalen Mortalität, durch

Infektionen der Mutter; Häufige Begleiterkrankungen während der Schwan-

gerschaft: Venerische und parasitäre Erkrankungen, Abszesse, Thrombophle-

bitiden, Hepatitiden, HIV-Infektionen, Gestosen

Hemmung des intrauterinen Wachstums des Feten

Teratogenität wird unter Heroin nicht beobachtet

Problem unter der Geburt: mütterliche und kindliche Entzugserscheinungen

Lysergsäurediethyla-

mid (LSD)

Eine spezifische embryotoxische Wirkung ist nicht bekannt

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 

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DR. SYLVIA PRINZ / DR. CONSTANZE SCHÄFER