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88

GOLF TIME

|

5-2017

www.golftime.de

TRAINING |

SPORTPHYSIO

DR. CHRISTIAN

HAID

Biomechaniker,

Universitätsklinik

Innsbruck

STRATEGIE

ÜBERDENKEN

ZWEI GRÜNDE

Es geht auch belastungsarm und elegant: In uns sind Bewegungsmuster program-

miert, die dazu dienen, einen Gegner niederzuschlagen, aber nicht, um einen Golfball zu schlagen.

D

ie meisten Golfer versuchen nach

der Platzreife, ihren Schwung eigen-

ständig zu verbessern. Manche neh-

men mit mehr oder weniger Erfolg

Golfstunden und viele glauben nach eifrigem

Bemühen, dass sie es halt nicht besser kön-

nen. Man hört Ausreden wie „ich hab es nicht

als Kind gelernt“ und letzthin hörte ich den

„aufmunternden Hinweis“: „Schauen Sie ein-

mal auf Ihre Geburtsurkunde.“ In Wirklichkeit

schöpfen die meisten ihr Potenzial nicht aus

und bekommen oft auch unzureichende Hin-

weise.

Es liegt nicht immer nur an falschen Anleitun-

gen, wenn unser Golfschwung nicht besser

wird. In uns sind Bewegungsmuster program-

miert, die dazu dienen, einen Gegner nieder-

zuschlagen, aber nicht unbedingt, um einen

Golfball auf eine schöne Flugbahn zu schicken.

Somit müssen wir unsere Bewegungsstrategie

überdenken.

Was ist nun eigentlich das Problem? Der Golf-

schwung ist nicht so wahnsinnig schwierig.

Wir stehen auf beiden Beinen, müssen keinen

Handstand beherrschen und schwingen die

Arme, während wir unseren Körper drehen.

Das machen wir auch ganz ordentlich, jeden-

falls solange kein Ball vor uns liegt. Kaum

sprechen wir den Ball an, brechen Urinstinkte

in uns durch. Wir schlagen zu. Allen Anleitun-

gen des Golflehrers zum Trotz ignorieren wir

Eleganz und Rhythmus. Wir sehen den Ball

und alle guten Vorsätze sind gelöscht. Wir

können auch nicht einfach wegschauen, denn

es wurde uns eingetrichtert, den

Ball anzuschauen. Dabei bleibt

der Ball am selben Ort, auch

wenn wir nicht hinschauen.

Am besten, wir hinterfagen

derartige Anleitungen nicht.

Unter obigen Gesichtspunkten analysiere ich,

weshalb immer mehr Golfer zu mir finden.

Es gibt wohl zwei Hauptgründe: Golfer, die

wirklich Probleme mit der Wirbelsäule haben,

vertrauen auf angeleitete Bewegungsmuster

eines Biomechanikers, der auf diesem Gebiet

geforscht hat. Auch Ärzte schicken Golfer zu

mir, wenn sie sicher sein wollen, dass

bestimmte Belastungen nicht ent-

stehen. Der zweite Grund, den Weg

zu Healthy-Swing.at zu gehen ist,

wenn mit der Zeit jene Golfer,

die ursprünglich wegen Schmer-

zen Golf schon aufhören wollten,

besser spielen und weiter schla-

gen als ihre gesunden Flightpartner.

Dann wird die Mundpropaganda

wirksam und plötzlich gilt nicht

nur „Krankheit als Weg“, sondern,

warum sich quälen, wenn es ein-

fach auch geht.

Was ist nun anders? Man kann den

Golfschwung in viele Einzelschritte

zerlegen und versuchen, dieses

komplizierte Zusammenspiel an

Bewegungen anzuleiten. Die an-

dere Möglichkeit ist, sich zu über-

legen, welche Grundbewegung

dominant ist und wie man diese

verstärken kann. Somit ergeben

sich in meinem Unterricht Anlei-

tungen, die Sie anderswo noch nie

gehört haben. Der Golfschwung

wird aufgebaut in grundsätzliche

Bewegungen, in Bewegungsab-

folgen und in effizienten Kraftein-

satz. Das kann jeder für sich üben,

ohne ständig Anleitungen in An-

spruch zu nehmen. Man muss bestimmte Be-

wegungsmuster automatisieren, bevor man mit

weiteren Anleitungen den Schwung verbessert.

Diese Vorgehensweise ermöglicht viel eigenes

Training und bringt mit der Zeit jedem einen

Bewegungsablauf, den ich dann tatsächlich als

Golfschwung bezeichnen möchte.

Es macht wirklich Freude, Golfer zu sehen, die

nach langen Jahren der Fehlversuche mit der

Zeit einen wirklich schönen Golfschwung ent-

wickeln. Mit all ihren individuellen Eigen-

heiten, aber unter Ausnützung der wichtigen

physikalischen Effekte und mit Bandscheiben-

schonenden Bewegungsmustern.

GT

»Allen

Anleitungen

des Golflehrers zum

Trotz ignorieren

wir Eleganz und

Rhythmus«

ELEGANT

Fred Couples ist

bekannt für seinen

rhythmischen Golfschwung