Background Image
Previous Page  47 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 47 / 68 Next Page
Page Background

auch wahrscheinlich in der Jun-

genabteilung, du warst ja bei den

Mädchen.“ Locker und lustig ging

es zu und so manche Anekdote

gaben auch die Mütter zumBesten:

„Wir saßen im Morgenmantel auf

der Empore und durften von dort

an der Taufe unserer Kinder teil-

nehmen.“ Getauft wurde nämlich

an zwei Wochentagen, mittwochs

und sonntags. Die Täuflinge, Va-

ter, Großeltern und Paten waren

herausgeputzt in der Kapelle, die

Mütter auf dem ‚Logenplatz‘.

Erinnerungen

Käthe Muschard, ehemalige Kin-

derkrankenschwester im St. An-

na-Krankenhaus und heutige Be-

wohnerin des Seniorenhauses, hat

das alles hautnah miterlebt. 1932

erblickte sie im St. Anna, das in

direkter Nachbarschaft zu ihrem

Elternhaus in der Herderstraße lag,

das Licht der Welt. Sie hatte schon

als Kind Kontakt zu den Cellitinnen,

denn sie brachte mit ihren Ge-

schwistern Küchenabfälle für die

Hühner und Schweine ins Kranken-

haus. Die Kinder taten dies sehr

gerne, da sie bei den Schwestern

immer frisch gebackene Teilchen

bekamen.

Nach dem Schulabschluss, mit

15, arbeitete Käthe Muschard zu-

nächst als Hauswirtschaftshilfe im

St. Anna-Krankenhaus. Nach drei

Jahren entschied sie sich, Kinder-

krankenschwester zu werden. Zur

Ausbildung ging sie nach Bonn und

kehrte zwei Jahre später mit dem

Abschluss in der Tasche zurück.

Und wo fand sie einen Arbeitsplatz?

Im St. Anna! Sie beschreibt die Ar-

beit als schön, aber auch sehr hart.

Dienstbeginn war um 07:00 Uhr,

Dienstende um etwa 22:00 Uhr,

freie Tage waren selten, Urlaubs-

tage anfangs auch. Ab und an gab

es einen freien Nachmittag. Das

bedeutete, dass sie um 14:00 Uhr

frei hatte und um 18:00 Uhr wieder

zum Dienst erscheinen musste.

„Die Arbeit mit den Krabbelkindern

war am schönsten“, erinnert sich

die alte Dame.

Während ihre Aufgabe zumeist

darin bestand, die Säuglinge zu wi-

ckeln, zu baden und fünfmal am Tag

den Müttern zum Stillen zu bringen,

war der Kontakt zu den Krabbel-

kindern im ‚Kinderzimmer‘ eine

willkommene Abwechslung. Hier

wurden die Kinder der Mitarbeite-

rinnen tagsüber betreut – heute

würde man von einem Betriebs-

kindergarten sprechen. Aber auch

kranke Frauen konnten ihre Kinder

ins Krankenhaus mitbringen, wenn

sie stationär aufgenommen werden

mussten.

Die Mütter auf den Geburtensta-

tionen verblieben früher nach der

Niederkunft noch zehn Tage in der

Klinik. Im Durchschnitt gab es etwa

40 Neugeborene und ihre Mütter zu

versorgen. Käthe Muschard leitete

die Säuglingsstation in den letzten

Jahren bis zur Schließung 1975. Bis

zu ihrer Pensionierung war sie dann

in der Uniklinik tätig. „Ich habe mein

ganzes Leben in und um St. Anna

verbracht. Es war eine sehr schöne

Zeit!“, freut sich die Seniorin. Von

1998 bis 2011 half Käthe Muschard

ehrenamtlich am Empfang des Se-

niorenhauses. 2013 zog sie dort

ein, an den Ort, wo sie 1932 das

Licht der Welt erblickte.

Käthe Muschard

CellitinnenForum 3/2015

47

Idee | Einsatz