auch wahrscheinlich in der Jun-
genabteilung, du warst ja bei den
Mädchen.“ Locker und lustig ging
es zu und so manche Anekdote
gaben auch die Mütter zumBesten:
„Wir saßen im Morgenmantel auf
der Empore und durften von dort
an der Taufe unserer Kinder teil-
nehmen.“ Getauft wurde nämlich
an zwei Wochentagen, mittwochs
und sonntags. Die Täuflinge, Va-
ter, Großeltern und Paten waren
herausgeputzt in der Kapelle, die
Mütter auf dem ‚Logenplatz‘.
Erinnerungen
Käthe Muschard, ehemalige Kin-
derkrankenschwester im St. An-
na-Krankenhaus und heutige Be-
wohnerin des Seniorenhauses, hat
das alles hautnah miterlebt. 1932
erblickte sie im St. Anna, das in
direkter Nachbarschaft zu ihrem
Elternhaus in der Herderstraße lag,
das Licht der Welt. Sie hatte schon
als Kind Kontakt zu den Cellitinnen,
denn sie brachte mit ihren Ge-
schwistern Küchenabfälle für die
Hühner und Schweine ins Kranken-
haus. Die Kinder taten dies sehr
gerne, da sie bei den Schwestern
immer frisch gebackene Teilchen
bekamen.
Nach dem Schulabschluss, mit
15, arbeitete Käthe Muschard zu-
nächst als Hauswirtschaftshilfe im
St. Anna-Krankenhaus. Nach drei
Jahren entschied sie sich, Kinder-
krankenschwester zu werden. Zur
Ausbildung ging sie nach Bonn und
kehrte zwei Jahre später mit dem
Abschluss in der Tasche zurück.
Und wo fand sie einen Arbeitsplatz?
Im St. Anna! Sie beschreibt die Ar-
beit als schön, aber auch sehr hart.
Dienstbeginn war um 07:00 Uhr,
Dienstende um etwa 22:00 Uhr,
freie Tage waren selten, Urlaubs-
tage anfangs auch. Ab und an gab
es einen freien Nachmittag. Das
bedeutete, dass sie um 14:00 Uhr
frei hatte und um 18:00 Uhr wieder
zum Dienst erscheinen musste.
„Die Arbeit mit den Krabbelkindern
war am schönsten“, erinnert sich
die alte Dame.
Während ihre Aufgabe zumeist
darin bestand, die Säuglinge zu wi-
ckeln, zu baden und fünfmal am Tag
den Müttern zum Stillen zu bringen,
war der Kontakt zu den Krabbel-
kindern im ‚Kinderzimmer‘ eine
willkommene Abwechslung. Hier
wurden die Kinder der Mitarbeite-
rinnen tagsüber betreut – heute
würde man von einem Betriebs-
kindergarten sprechen. Aber auch
kranke Frauen konnten ihre Kinder
ins Krankenhaus mitbringen, wenn
sie stationär aufgenommen werden
mussten.
Die Mütter auf den Geburtensta-
tionen verblieben früher nach der
Niederkunft noch zehn Tage in der
Klinik. Im Durchschnitt gab es etwa
40 Neugeborene und ihre Mütter zu
versorgen. Käthe Muschard leitete
die Säuglingsstation in den letzten
Jahren bis zur Schließung 1975. Bis
zu ihrer Pensionierung war sie dann
in der Uniklinik tätig. „Ich habe mein
ganzes Leben in und um St. Anna
verbracht. Es war eine sehr schöne
Zeit!“, freut sich die Seniorin. Von
1998 bis 2011 half Käthe Muschard
ehrenamtlich am Empfang des Se-
niorenhauses. 2013 zog sie dort
ein, an den Ort, wo sie 1932 das
Licht der Welt erblickte.
Käthe Muschard
CellitinnenForum 3/2015
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