Vor zwei Jahren verursachte der
Taifun Haiyan auf den Philippinen
gewaltige Schäden. Trotz großer
eigener Anstrengungen und Hil-
fen aus dem Ausland wirkt die
Naturkatastrophe bis heute nach.
Während die Infrastruktur in den
Innenstädten weitgehend wieder
funktioniert, leiden einige Kliniken
und die Schwächsten der Gesell-
schaft, die Waisenkinder, noch unter
den Folgen des Tropensturms. Im
letzten Jahr erreichte ein Hilferuf
eines betroffenen Geburtshauses
die Hebammen des Heilig Geist-
Krankenhauses. Wir – Bettina Kit-
telmann und Giovanna Giorgio –
zögerten nicht lange und machten
uns auf den Weg. Sieben Wochen
nahmen wir uns Zeit, die Menschen
auf den Inseln Leyte und Samar
durch unsere Arbeit als Hebammen
tatkräftig zu unterstützen.
Wir landeten in der Provinzhaupt-
stadt Tacloban und besuchten am
nächsten Tag ein örtliches Geburts-
haus. Die kleine Privatklinik hatte
kaum Aufbauhilfe erhalten, so dass
das Ausmaß des Geschehens noch
gut sichtbar war: Das Dach war
undicht, die Klimaanlage defekt,
OP und Sterilisation waren zerstört.
Es fehlte an Medikamenten, tech-
nischer Ausstattung, Bettzeug und
vielem mehr. Die Hälfte unseres in
Deutschland gesammelten Spen-
dengeldes überbrachten wir der
Geschäftsführerin der Klinik. Ihre
Freude und Dankbarkeit war unbe-
schreiblich. Die Klimaanlage konnte
nun endlich repariert, das Nötigste
gekauft und weitere Instandset-
zungen geplant werden.
7000 Geburten im Jahr
Unsere nächste Station in Taclo-
ban war die größte Klinik Leytes
mit jährlich etwa 7.000 Geburten.
Unsere Hospitation verschaffte uns
einen guten Einblick in die dortige
Geburtshilfe. Der Kreißsaal gleicht
einem OP mit drei Kreißbetten ne-
beneinander. Da die Klinik eine Aus-
bildungsstätte für Ärzte und Heb-
ammen ist, befinden sich bei einer
Geburt mindestens 15 Personen
im Raum. Schmerzmittel werden
nicht angeboten. Mutter und Kind
bleiben zur Überwachung nach der
Geburt noch zwei Stunden imKreiß-
saal. Danach geht die Wöchnerin
mit ihrem Kind zu Fuß zur Wochen-
bettstation.
Unser weiterer Aufenthalt in Taclo-
ban führte uns in ein Waisenhaus.
Dort fütterten wir die Babys, spielten
mit ihnen und trugen sie spazieren.
Der normale Alltag dieser Kinder
spielt sich in ihren Gitterbettchen
ab, Spielzeug ist nicht vorhanden.
Einige Kinder zeigten bereits aus-
geprägte Anzeichen von Hospi-
talismus. Dieser Einsatz ging uns
sehr zu Herzen. Wir übergaben der
Leiterin die andere Hälfte unseres
Spendengeldes. Damit kaufte sie
Geburtshilfe auf den Philippinen
Zwei Hebammen aus Köln engagieren sich im Katastrophengebiet
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CellitinnenForum 3/2015
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