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FJERDE BILAG

21

g

e in e r se its n a ch d er R a th a u sh a lle g erich tet, a n d ererseits n a c h dem

o ffen en H o fe m it d er A u s s ic h t a u f d a s G eb ä u d e d er A rb eit.

D er u n ter ste K eller d e s R a th a u s e s ist d er In g en ieu r-K eller.

V om K e s se lh a u s w ird d er D am p f d u rch ein e L e itu n g a u s S c h m ie ­

d eeisen , w e lc h e in e in em B e to n tu n n e l lieg t, in d en K eller u n ter

d em H in terg eb ä u d e g efü h rt (F ig. 125). D ie H eizu n g fast aller R äum e

im R a th a u se g e s c h ie h t d u rch Z u fü h ru n g v o n w a rm er Luft. Im

W in te r w ird die k a lte L u ft für d a s H in ter g eb ä u d e a u s zw ei L u ft­

b ru n n en in d en E c k e n d e s o ffen en H o fe s en tn om m en ; im S o m ­

m er k a n n a u sse r d em L u ft zu g efü h rt w e r d e n a u s v ier an d eren

L u ftb ru n n en im H o fe u n d a u s z w e i B r u n n e n , die sic h in der

S tr a sse h in ter d em R a th a u se b efin d en . D er V o rd erb a u u n d der

M ittelb a u em p fa n g en frisch e L u ft a u s ein em L u ftb ru n n en in dem

o ffen en H o fe am M ittelg eb ä u d e.

F ü r d a s R a th a u s sin d a ls B a u m a te ria l für die A u ss e n se ite n

u n d für die In n e n s e ite n d e s o ffen en H o fe s rote, h a n d g efertig te

M a u erste in e v e r w e n d e t; K reid estein a u s S te v n s au f S eela n d ist

te ilw e ise für M a u e r flä c h e n , g e h a u e n e r B o r n h o lm er G ranit für

S o ck el, G esim se , K ra g stein e etc. b en u tzt w o rd en . D ie D ä ch er

sin d m it S ch iefer, K u p fer u n d G la s b ed eck t. K up fer h at m an

a u sserd em v e r w e n d e t für die D a c h r in n e n , für die H elm e d es

g r o sse n u n d d er fü n f k le in e n T ü rm e s o w ie für v er sc h ie d e n e g e ­

trieb en e V erzieru n g en . D ie H ö h e d e s V o rd erg e b ä u d es v o n der

S tr a sse b is zum o b eren G e sim s b eträ gt 23,23 m ., die Z in n en ­

m au ern b e fin d en sic h 35,46 m. b is 36,72 m. ü b er der S tr a sse, die

E c k tü rm ch en d er Z in n enm a u e r 48,02 m ., d a s H in terg eb ä u d e ist

v o n d er S tr a sse b is zum G e sim s 17,58 m. h o ch , die Z in n enm au er

d e ss e lb e n 28,72 m ., d ie b e id e n E c k tü rm ch en 38,29 m. ü b er dem

E rd b o d en .

D ie Z in n enm a u er, w e lc h e sic h um d a s ga n ze G eb äu d e h er­

um zieh t, u n d die ein e so b e d e u te n d e R o lle für die W irk u n g der

a rch itek to n isch en S ilh o u e tte b ild e t, v erd a n k t ih re E n tsteh u n g

teils a e s th e tisc h e n , te ils p ra k tisch en R ü ck sich ten . Im B a u p ro ­

gramm h a tte m an e s d en A r c h ite k te n ü b erla ssen , ob sie d as R a t­

h a u s a ls E in zelb a u e n tw e r fe n w o llte n od er in F orm m ehrerer

z u sam m en h ä n g e n d er G eb ä u d e. D ie Z in n enm a u er, w e lc h e d as

G eb ä u d e k rö n t, h ä lt e s zu sam m en , so d a s s d a s G eb ä u d e für d as

A u g e ein G a n zes b ild et. A b e r in d en Z in n en b efin d en sic h a u s­

serd em d ie „ S c h o r n ste in e “ d e s G eb ä u d es, A b zu g sk a n ä le, durch

w e lc h e die v erb ra u ch te L u ft h in w e g g e fü h r t w ird . A u c h durch

die v ier E c k tü rm ch en w ird v erb ra u ch te L u ft a u s dem G eb äu d e

h in a u sg eleitet.

D a d a s V o rd erg e b ä u d e h ö h er ist a ls d a s H in terg eb ä u d e, und

die S e ite n flü g e l d e s V o rd erg e b ä u d es k ü rzer sin d als die d es

H in ter g eb ä u d es, erga b e s sic h , d a ss die S eite n fa ssa d e n d es R a t­

h a u se s u n sy m m e tr isc h w u rd en . A n d er O stse ite , w e lc h e der

A ltsta d t z u g e w e n d e t ist, w ird d er U eb erg a n g v o n dem v ord eren

zum h in teren G eb ä u d e d u rch d en h im m ela n streb en d en T u rm

m arkiert (F ig. 174. ig8), a n d er W e s ts e ite w ird der U eb erg a n g b e­

zeich n et d u rch d a s le ic h t v o r tr e te n d e , g ieb elg ezierte T r ep p e n ­

h a u s , in w e lc h e m sic h die „ P rä sid en ten trep p e“ b efin d et; am

T r e p p e n h a u s erh eb t sic h ein k lein er p o ly g o n a ler T u rm , der

„T a u b en tu rm “, so b en a n n t, w e il er in se in em o b ersten T e il a ls

T a u b e n sc h la g e in g erich tet ist (F ig. 67. 170. 178. 279). D iese P a r ­

tie, d as T r e p p e n h a u s u n d d er T a u b en tu rm , die sich n ich t in dem

ersten E n tw u rf d es K ü n stle r s fa n d en , g eh ö ren zu d en le b e n s­

v o llste n u n d sc h ö n s te n M o tiv e n d es G eb ä u d es. D er g ro sse, g e ­

sc hm ü ck te G ieb el ist g e w is se r m a ss e n der V ater der fün fzeh n

k lein eren G ieb el, w e lc h e sic h um die g a n ze F a ssa d e d es H in ter­

g e b ä u d e s zieh en , u n d die in h o h em G rade dazu d ien en , dem A r ­

b eitsg eb ä u d e ein m u n teres A u s s e h e n zu g eb en . D ie F en ster in

d iesen g em a u erten G ieb eln u n d die D a ch fen ster b elich ten das

D a c h g e sc h o ss. A b er n ich t n u r an d en S eiten fa ssa d en h at sich

dem K ü n stler ein e u n sy m m e tr isc h e L ö su n g erg eb en ; a u ch die

V o rd erseite u n d die R ü c k se ite sin d u n sym m e trisch . A n der

R ü c k se ite m erk t m an d en g erin g en G rad m a n g eln d er S y m m e ­

trie in der V erteilu n g am w e n ig ste n . D er K ü n stler h a tte g e ­

w ü n sc h t, an d ieser S e ite d en G arten m it ein er U m fa ssu n g sm a u er

a b z u sc h lie sse n , w e lc h e n ich t a llein der R ü ck se ite ein e g rö ssere

B reite g eg eb en , so n d e r n a u ch die A sym m etrie h erv o rg eh o b en

h ä tte (F ig. 130). D ie H a u p tfa ssa d e d a g eg en m it dem m äch tigen

T u rm an der ein e n S e ite ist v o n G ru n d a u s u n sym m etrisch . A u c h

h ier h atte der K ü n stler ein e G a rtenm a u er b ea b sich tig t, w e lc h e die

F a ssa d e verb reitert, u n d d eren w a g e r e c h te L in ie ein G e g e n g e ­

w ic h t g eg en die se n k r e c h te L in ie d es T u rm es ergeb en h ätte. Im

üb rigen w erd en die drei F a ssa d en d es V ord ergeb äu d es v o n der

a n seh n lich en R eih e der m it stein ern en R ahm en und P fosten

v erseh en en F en ster in der zw eiten E tage b eh errsch t (Fig. 224-26).

U n terw ä rts ruht d iese F en sterreih e auf dem b lattgeschm ü ck ten

G esim sb a n d , ob en w ird sie g leich sam g eh o b en v o n den E n tla ­

stu n g sb ö g en , u n d an die F en sterreih e sc h liesst sich das ob erste

H a lb g esch o ss. In der V ord eran sich t w ird die F en sterreih e a u s­

serd em b eid erseits a b g esc h lo ssen durch ein paar kräftig v o r­

sp rin g en d e Erker. S o hat der K ü n stler den d eu tlich en H in w eis

g eg eb en , d a ss h in ter d iesen F en stern sich die H aupträum e im

V ord erh au s befind en . S ch o n an den G ru n d rissen der beiden

H ofräum e lä sst sich erk en n en , d ass der K ü n stler v o n stren ger

R eg elm ä ssig k eit a b g ew ich en ist. D ie H offassad en b ieten in fo lg e­

d essen au ch n ich t gerin ge A b w ech selu n g . In dem offen en H ofe

en tsp rech en sich freilich die b eid en L a n g seiten gen au , aber die

b eid en S chm a lseiten sin d v ersch ied en , indem die V ord erseite

d es M ittelb au es kräftig und b estim m t a ls H au p tfassad e h erv o r­

g eh o b en ist (Fig. 172-73). In dem ü b erd eck ten H of, der R a th a u s­

halle, en tsp rech en die drei S eiten einander, aber a u ch hier ist die

F a ssa d e d es M ittelb au es als H au p tfassad e h ervorgeh ob en . W ä h ­

ren d n äm lich die zw eite E tage an drei S eiten durch S äu len ar­

k ad en b ezeich n et ist (Fig. 235.251.280), sin d die F en ster d erselb en

E tage, die d es S ta d tv ero rd n eten -S a a les, v o n farbenreichen B le n ­

den um g eb en (Fig. 234). M an m erkt ü b e ih a u p tin v ielen R äum en

d es R a th a u ses, so w o h l in den g ew ö h n lich en A rb eitsräum en als

in den v o rn ehm er a u sg esta tteten Zimm ern, d a ss der K ün stler

bei der R a um ein teilu n g bestreb t w ar, das L a n g w eilig -R eg elm ä s­

sig e zu ü b erw in d en u nd durch U n regelm ässigk eit A b w ech slu n g

zu schaffen .

D a s R a th a u s hat v ier H au p tein gän ge. D er E in ga n g zum H in ­

tergeb äu d e ist die „W a lro ssp fo rte“, die ihren N am en daher hat,

w eil jed erseits der T ü r ein in G ranit g em eisseltes W alro ss liegt

(Fig. 132-33).V om E rd g esch o ss führt ein e D op p eltrep pe zum ersten

S to ck . D u rch d as gan ze H in tergeb äu d e erstreckt sich ein 53,36 m.

lan ger u n d 8,79 m. breiter R aum der „grosse L ich tg a n g “, der L ich t

v o n ob en durch ein d op p eltes G lasd ach em pfängt. A n den ein ­

zeln en E tagen en tlan g sin d W a n d el-G a lerien , w elch e die A m ts­

stu b en m itein an d er verb in d en . H ier b efind en sich a lso A rb eits­

räum e so w o h l an der S tr a ssen -w ie an der H o fseite; die S eiten ­

flügel en th alten nur ein e ein reih ige F lu ch t v o n A rb eitsräum en,

deren F en ster n ach der S tra sse geh en . In dem L ich tgan g sind

die E ta gen m itein an d er v erb u n d en teils durch G ranittreppen,

teils durch ein en stän d ig b ew eg ten A ufzug. D ie m annigfaltigen

gem alten V erzieru ngen tragen dazu b ei, d a ss d ieser L ich tgan g

n ich t etw a ein trock en es, la n gw eilig es G epräge hat; in dem ob er­

sten S to ckw erk sieh t m an u. a ein e sehr lu stige H olzarchitektur

(Fig. 134-52). A u ch die K orridore in den S eiten flü g eln , w elch e

v om L ich tg a n g a u sg eh en , sin d so w o h l v o n seiten d es A rch itek ­

ten a ls v o n der H an d d es D ek oration sm alers versch ied en artig

b eh an d elt. S ie zieh en sich an dem offen en H ofe entlang, so d a ss

m an a u s ih n en w echselnde!1A u ssich te n über d iese h ü b sch e P a r­

tie hat, in der sich der „B ären sp rin gb ru n n en “ befindet; auch d ie­

ser ist ein e g em ein sam e A rb eit v o n Joakim S k ovgaard und Th.

B in d esb ö ll (Fig. 176). D a s M obiliar der K ontore ist au s am eri­

k a n isch em F ich ten h o lz (pich-p in e) gearb eitet, in den Zimm ern

der A b teilu n g sv o rstä n d e sin d jed o ch die g rö sseren M öbel aus

T ea k h o lz. D ie v o rn ehm en R äum e (der B ü rgerm eister etc.) sind

m it h oh en P a n e elen au s E ich en h o lz und m it M ahagon im öb eln

a u sg esta ttet (Fig.

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-

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)-

In jed em S eiten flü g el d es H in tergeb äu d es b efindet sic h , w ie

erw äh n t, ein e D urchfahrt, die in den offenen H o f führt; au s d ie­

sem führen zw ei breite G ranittreppen, au s deren W a n g en gra-

n itn e B a silisk en h erv o rw a ch sen , h in auf zur R ath au sh alle (Fig.

171. 175. 177. 187-88). A u s den D urchfahrten führen zum teil T rep ­

pen h in au f zum H a u p tg esch o ss in den h interen F lü gelgeb äu d en

durch zw ei n a h elieg en d e p o ly g o n a le T reppentürm e sind die

E ta gen m itein an d er v erb u n d en — zum teil führen T rep p en h in ­

au f zum H a u p tg esch o ss im V ordergebäude und zu den beiden

b en ach b arten H au p ttrep p en , zur „B ü rgertreppe“ im gro ssen

T u rm u n d zur „P räsid en ten trep p e“ gegenüber. D iese beiden

T rep p en sin d m it G ranitstufen verseh en . D a s eich en e G eländer

der B ürgertrepp e ist m it gesch n itzten F iguren von H an dw erk ern

etc. n ach Z eich n u n gen v o n H arald S lott-M öller geziert (Fig. 200.

201); an den W ä n d en ob en sin d nach alten K upferstichen A n ­

sich ten der S tad t K o p en h a g en gem alt so w ie B ild n isse berühm ter

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