Previous Page  89 / 100 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 89 / 100 Next Page
Page Background

Traumberuf

Playing Pro?

MARTINA EBERL

spricht über die Höhen und Tiefen, die man in

einemLeben als Playing Pro erklimmen oder durchschreiten muss.

J

edes Jahr wird die Zahl der Golfer größer,

die mit diesem Spiel auch ihren Lebens-

unterhalt verdienen wollen. Bestes Beispiel

dafür ist, dass es auf der dritten Herren

Tour, der „Pro-Golf-Tour“ nun auch eine Quali-

fying School gibt. Das gab es bis vor Kurzem nur

auf den höheren Touren. So groß ist also der

Andrang. Die meisten jungen Golfer

haben allerdings eine sehr spezielle

Vorstellung von dem vermeintlichen

Traumberuf „Playing Pro“. Sie

denken: Man bereist und sieht die

Welt, kann so viel Golf spielen, wie

man möchte, hat fast immer Son-

nenschein, verdient gutes Geld und

ist mit Gleichgesinnten unterwegs. Ich

werde immer noch gefragt, ob ich das

Spielen und die Tour vermisse? Fast alle sind

von meiner Antwort überrascht: „Nein, überhaupt

nicht.“ Natürlich vermisse ich meine Freundinnen,

mit denen ich knapp zehn Jahre wöchentlich

unterwegs war. Ich vermisse die schönen Orte, die

ich mit tollen Erinnerungen verbinde und auch

mit Menschen, die mit den Jahren zu Freunden

geworden sind.

Aber den Wettkampf, das „Müssen“, die

Strapazen, die das Reisen in die vielen verschie-

denen Länder mit sich bringen, das vermisse ich

nicht. Ich war sieben Mal in Australien, durfte an

den herrlichsten Stränden des „Surfer’s Paradise“

wohnen. War ich einmal im Wasser?

Negativ. Die Vorstellung also, auf der

Tour Urlaub machen zu können, ist

leider absolute Fehlanzeige.

Meine durchschnittliche

Trainingszeit pro Tag betrug ca.

acht Stunden. Trainingstage bei

Turnieren bzw. Turniertage selbst

konnten sich locker auf zehn Stun-

den und mehr belaufen. Vor ein paar

Wochen erst habe ich einen Zeitungs-

artikel gefunden, wo ich unter die

zehn bekanntesten Sportlerin-

nen Münchens gewählt wurde.

Neben meinem Bild stand:

„Großverdienerin unter

allen Sportlerinnen“. Daneben die Summe, die ich

in diesem Jahr, als ich Dritte in der Europäischen

Rangliste wurde, erspielt hatte. Abgesehen vom

Doppelversteuerungsabkommen / Steuerklasse I,

den Tourgebühren, Flügen, Hotels etc. wurde in

der Zeitung jedoch nicht von den Jahren davor

geschrieben, die alles andere waren als ein „Groß-

verdienst“. Natürlich gibt es immer wieder

Ausnahmen wie Alexis Thompson,

Michelle Wie, Jordan Spieth oder Rory

McIlroy, die mühelos ganz nach oben

kommen. In der Regel ist es aber ein

ziemlich harter Weg, der begangen

werden muss, um nur irgendwie in

den Genuss zu kommen, einen „Traum-

beruf“ ausüben zu können.

Andererseits sind aber auch bei mir

Träume wahr geworden. Ich habe drei Turniere

gewonnen, tolle Menschen kennengelernt und viel

über mich und für mein weiteres Leben gelernt.

Dass ich 2009 am ersten Abschlag in der Final-

runde der „Unicredit Ladies

German Open“ mit meiner

besten Tourfreundin Paula

Marti als Flightpartner ste-

hen durfte, und das gesamte

erste Loch in Gut Häusern

von Tausenden Zuschauern

besucht war – das sind

natürlich Erinnerungen, die

mir niemand mehr nehmen

kann.

Ich könnte noch viel

mehr von der Tour er-

zählen, was ich 2016 in

„Martinas Ecke“ auch

tun werde. Jedoch zu

diesem Thema „Traum-

beruf Playing Pro“: Ja,

es kann ein Traum-

beruf sein, aber es auch

dazu zu machen,

ist alles andere

als ein

Zucker-

schlecken!

GT

MARTINAS ECKE

GRIFF-TIPP

DIE IDEALE

POSITION

FINDEN

Ohne einen ordentlichen

Griff kann kein guter

Golfschlag gelingen.

Nichts ist also wichtiger,

als die ideale Griff-

position zu finden.

So geht’s!

Griff an Fingerwurzeln

Hände greifen ineinander

Locker vor dem Körper

Handgelenke sind mobil

Greifen Sie nicht zu fest

www.golftime.de

GOLF TIME

|

1-2016

89