Traumberuf
Playing Pro?
MARTINA EBERL
spricht über die Höhen und Tiefen, die man in
einemLeben als Playing Pro erklimmen oder durchschreiten muss.
J
edes Jahr wird die Zahl der Golfer größer,
die mit diesem Spiel auch ihren Lebens-
unterhalt verdienen wollen. Bestes Beispiel
dafür ist, dass es auf der dritten Herren
Tour, der „Pro-Golf-Tour“ nun auch eine Quali-
fying School gibt. Das gab es bis vor Kurzem nur
auf den höheren Touren. So groß ist also der
Andrang. Die meisten jungen Golfer
haben allerdings eine sehr spezielle
Vorstellung von dem vermeintlichen
Traumberuf „Playing Pro“. Sie
denken: Man bereist und sieht die
Welt, kann so viel Golf spielen, wie
man möchte, hat fast immer Son-
nenschein, verdient gutes Geld und
ist mit Gleichgesinnten unterwegs. Ich
werde immer noch gefragt, ob ich das
Spielen und die Tour vermisse? Fast alle sind
von meiner Antwort überrascht: „Nein, überhaupt
nicht.“ Natürlich vermisse ich meine Freundinnen,
mit denen ich knapp zehn Jahre wöchentlich
unterwegs war. Ich vermisse die schönen Orte, die
ich mit tollen Erinnerungen verbinde und auch
mit Menschen, die mit den Jahren zu Freunden
geworden sind.
Aber den Wettkampf, das „Müssen“, die
Strapazen, die das Reisen in die vielen verschie-
denen Länder mit sich bringen, das vermisse ich
nicht. Ich war sieben Mal in Australien, durfte an
den herrlichsten Stränden des „Surfer’s Paradise“
wohnen. War ich einmal im Wasser?
Negativ. Die Vorstellung also, auf der
Tour Urlaub machen zu können, ist
leider absolute Fehlanzeige.
Meine durchschnittliche
Trainingszeit pro Tag betrug ca.
acht Stunden. Trainingstage bei
Turnieren bzw. Turniertage selbst
konnten sich locker auf zehn Stun-
den und mehr belaufen. Vor ein paar
Wochen erst habe ich einen Zeitungs-
artikel gefunden, wo ich unter die
zehn bekanntesten Sportlerin-
nen Münchens gewählt wurde.
Neben meinem Bild stand:
„Großverdienerin unter
allen Sportlerinnen“. Daneben die Summe, die ich
in diesem Jahr, als ich Dritte in der Europäischen
Rangliste wurde, erspielt hatte. Abgesehen vom
Doppelversteuerungsabkommen / Steuerklasse I,
den Tourgebühren, Flügen, Hotels etc. wurde in
der Zeitung jedoch nicht von den Jahren davor
geschrieben, die alles andere waren als ein „Groß-
verdienst“. Natürlich gibt es immer wieder
Ausnahmen wie Alexis Thompson,
Michelle Wie, Jordan Spieth oder Rory
McIlroy, die mühelos ganz nach oben
kommen. In der Regel ist es aber ein
ziemlich harter Weg, der begangen
werden muss, um nur irgendwie in
den Genuss zu kommen, einen „Traum-
beruf“ ausüben zu können.
Andererseits sind aber auch bei mir
Träume wahr geworden. Ich habe drei Turniere
gewonnen, tolle Menschen kennengelernt und viel
über mich und für mein weiteres Leben gelernt.
Dass ich 2009 am ersten Abschlag in der Final-
runde der „Unicredit Ladies
German Open“ mit meiner
besten Tourfreundin Paula
Marti als Flightpartner ste-
hen durfte, und das gesamte
erste Loch in Gut Häusern
von Tausenden Zuschauern
besucht war – das sind
natürlich Erinnerungen, die
mir niemand mehr nehmen
kann.
Ich könnte noch viel
mehr von der Tour er-
zählen, was ich 2016 in
„Martinas Ecke“ auch
tun werde. Jedoch zu
diesem Thema „Traum-
beruf Playing Pro“: Ja,
es kann ein Traum-
beruf sein, aber es auch
dazu zu machen,
ist alles andere
als ein
Zucker-
schlecken!
GT
MARTINAS ECKE
GRIFF-TIPP
DIE IDEALE
POSITION
FINDEN
Ohne einen ordentlichen
Griff kann kein guter
Golfschlag gelingen.
Nichts ist also wichtiger,
als die ideale Griff-
position zu finden.
So geht’s!
Griff an Fingerwurzeln
Hände greifen ineinander
Locker vor dem Körper
Handgelenke sind mobil
Greifen Sie nicht zu fest
www.golftime.deGOLF TIME
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1-2016
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