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DR. CHRISTIAN

HAID,

Biomechaniker,

Universitätsklinik

Innsbruck

88

GOLF TIME

|

1-2016

www.golftime.de

TRAINING |

SPORTPHYSIO

D

er Golfschwung hat sich im 20. Jahr-

hundert mehrfach verändert.

Betrachtet man diese Entwicklungen,

dann war nicht jede Veränderung

eine Verbesserung. Aus manchmal uner-

sichtlichen Gründen wird der Schwung eines

Golfers zum Leitbild und nahezu alle streben

diese Technik an. In den letzten Jahren

haben sich viele an der Bewegungsdurch-

führung von Tiger Woods orientiert. Manche

weisen jetzt jedoch darauf hin, dass die Ver-

letzungen von Tiger im Zusammenhang mit

seiner Schwungdurchführung und seinem

enormen Trainingspensum stehen könnten.

Als Biomechaniker, der die Effizienz

des Golfschwunges und gleichzeitig die

Belastungen für den Körper im Blick hat,

kann ich vielen großartigen Golfern keinen

nachahmenswerten Golfschwung attestieren.

Das, obwohl sie in ihrer Zeit oft-

mals die weltbesten Golfer waren.

Ebenso betrachte ich es als sehr kritisch,

wenn Physiotherapeuten bei Golfverletzungen

therapieren sollen, jedoch keine Äußerungen

zum Golfschwung abgeben sollen. So kann

man z.B. lesen, „dass Vorsicht geboten ist,

wenn ein Physiotherapeut versucht, Ihnen

einen anderen Golfschwung beizubringen.

Golf-Physiotherapeuten kennen sich mit

Anatomie und Muskelbehandlungen aus. Sie

sind aber in der Regel keine ausgebildeten

Golflehrer“.

Diese Aussage mag schon stimmen, jedoch

muss der Physiotherapeut die Möglichkeit

haben, auf die Bewegungsdurchführung der-

art einzuwirken, dass die ursächlichen Über-

lastungsmechanismen vermieden werden.

Somit liegt es dann am Golflehrer, Hinweise

und Informationen anzunehmen.

Als Biomechaniker, der einen belastungs-

armen Golfschwung entwickelt hat, bleibt

mir nur die Möglichkeit, Trainer auszubilden

oder den Golfer selbst als Endkunden zu

informieren. In zahlreichen Artikeln habe

ich bereits beschrieben, dass übermäßiges

Verbiegen und starke Rotation der Wirbel-

säule zu ungünstigen Belastungen führt.

Mancherorts trägt das Früchte und der Golf-

schwung entwickelt sich in eine Richtung,

in der Belastungen verringert werden. Man

kann auf frühere Golfvorbilder zurückgreifen

und altbewährte Muster aktivieren.

ALT

BEWÄHRTES

DER BIO-GOLFSCHWUNG

Es gibt eine Menge Schwung-Beispiele,

die absolut als effizient und gesund eingestuft werden können.

VORBILDER

Einen Golfer interessieren

an dieser Stelle natürlich Spieler, die er als

Vorbild nehmen kann. Da man sich heut-

zutage verschiedenste Schwünge sehr leicht

am Computer anschauen kann, ist es ein

einfacher Weg, Namen von nachahmens-

werten Golfern anzugeben. Wie in früheren

Artikeln möchte ich an dieser Stelle Bobby

Jones, Ian Woosnam und Annika Søren-

stam nennen. Die Schwünge dieser Spieler

haben viele Elemente, die als effizient und

gesund eingestuft werden können. Es kommt

natürlich häufig auf Kleinigkeiten bei der

Bewegungsdurchführung an, die man nur im

Rahmen einer Golfstunde vermitteln kann.

Trotzdem ist es sehr hilfreich, nachahmens-

werte Schwünge zu betrachten.

Für die neue Saison wünsche ich jedem

Golfer, dass er die Muße findet, günstigen

Vorbildern nachzueifern. Dazu gehört, nicht

sofort große Schlagweiten erreichen zu

wollen, sondern den Schläger zu spüren.

Sinngemäß hat Bobby Jones in einem seiner

Videos seinerzeit gesagt: „Ich möchte meinen

Schlägerkopf während meiner gesamten

Schwungdurchführung spüren.“ Das gelingt

natürlich nur mit einem lockeren Griff, und

damit sind die wichtigsten Voraussetzungen

für einen guten Golfschwung bereits her-ge-

stellt.

GT

Info:

christian.haid@i-med.ac.at www.Healthy-Swing.at

LOCKERER

SCHWUNG

Annika

Sørenstam

oder Bobby

Jones können

absolut als

Vorbilder

herangezogen

werden