SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2017
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HOCHWASSERSCHUTZ IM URBANEN RAUM
des Zürcher Amts für Abfall, Wasser,
Energie und Luft (AWEL). Die umfas-
sende Planung zur Verbesserung des
Hochwasserschutzes erfolgt unter Ein-
bezug der Kantone, Bezirke, Gemein-
den und Planungsgruppen an Sihl, Zü-
richsee und Limmat. In der
Begleitgruppe vertreten sind auch der
Bund, die SBB, Umwelt- und Natur-
schutzorganisationen sowie die Kanto-
nale Gebäudeversicherung. Die Pro-
jektpartner engagieren sich gemeinsam
dafür, den Hochwasserschutz entlang
von Sihl und Limmat unter Einbezug
des Zürichsees zu optimieren und die
Risiken zu minimieren. Einige Mass-
nahmen, welche sich aus den Analysen
der verschiedenen Projektgruppen er-
geben haben, wurden bereits umge-
setzt:
•
Vorabsenkung von Seen für den
Hochwasserrückhalt:
Die Pegel von Zürich- und Sihlsee
können vor einem drohenden Hoch-
wasser abgesenkt werden. Die beiden
Seen dienen während starker Nieder-
schläge als Rückhaltebecken. Die Vor-
absenkung beginnt drei bis vier Tage
vor einem voraussehbaren Unwetter.
Dadurch steigt der Pegel der Sihl bzw.
der Limmat bereits vor dem Unwetter
stark an, während dieWitterung mög-
licherweise noch freundlich ist. Die
zuständigen Feuerwehren schreiten in
solchen Fällen die Flussufer vorgän-
gig ab und warnen gefährdete Erho-
lungsuchende, damit diese nicht von
den Fluten überrascht werden. Die
Vorabsenkung wurde bereits zweimal
praktiziert und konnte zumindest in
einem Fall grössere Schäden verhin-
dern.
•
Optimierung der Notfallplanung und
-organisation:
DieAbläufe, Aufgaben,Verantwortlich-
keiten und Kompetenzen von Bund,
Kantonen und Gemeinden wurden
aufeinander abgestimmt, dieWarnung
und Alarmierung optimiert sowie die
Zusammenarbeit von Feuerwehr und
Polizei verbessert.
•
Baulicher Hochwasserschutz und
Renaturierung:
1) Limmatauen Werdhölzli: Hochwas-
serschutz und Renaturierung zwi-
schen dem Stauwehr Zürich-Höngg
und der Autobahnbrücke bei Ober-
engstringen (Einweihung Septem-
ber 2013).
2) Sanierung des Linthwerks zwischen
Walen- und Zürichsee (Hochwasser-
schutz und Revitalisierung; Gemein-
schaftswerk der Kantone Glarus,
Schwyz, St. Gallen und Zürich, Ein-
weihung April 2013).
3) Platzspitzwehr in Zürich: Erneue-
rung der alten Holzbeplankung im
Winter 2013/14, damit der sichere
Betrieb bis zum geplanten Ersatz-
neubau gewährleistet ist. DasWehr
in der Limmat dient der Regulierung
des Zürichsees und zurWasserkraft-
nutzung durch das Kraftwerk Letten.
Der Schwemmholzrechen
An der Sihl gibt es indes ein Problem,
das alle Massnahmen zum Hochwasser-
schutz wirkungslos machen könnte: Ver-
stopfungen durch Schwemmholz an
kritischen Stellen wie Brücken oder den
Durchlässen unter dem Hauptbahnhof
Zürich. Diese Verstopfungen mit
Schwemmholz hättenAusuferungen zur
Folge. Aufgrund der Schwemmholzge-
fahr hat der Kantonsrat 2015 einen Kredit
von knapp 26 Millionen Franken für ei-
nen Schwemmholzrechen in der Sihl
genehmigt. Nach einer Bauzeit von zwei
Jahren ist der Schwemmholzrechen seit
diesem Frühling einsatzbereit. Seither
sind Langnau amAlbis, Adliswil und Zü-
Der Rechen in Zahlen
Abmessungen
Länge 350 m, Breite 5 bis 35 m
Stäbe
67, Höhe: 3,0 bis 4,5 m
Durchmesser: 0,4 m
Abstand zwischen den Stäben
3,7 m
Fassungsvermögen Rückhalteraum
12 000 m³ (Lockervolumen)
Schwemmholzrechen einsatzbereit
Seit April 2017
Kosten
Rund 25 Millionen Franken
Das Gebiet beim Zu-
sammenfluss von
Sihl und Limmat ist
heute dicht besie-
delt. Der Hochwas-
serschutz musste
angepasst werden.
Bild: zvg