SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2017
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rich wesentlich besser vor einem Sihl-
hochwasser geschützt.
Langfristiger Schutz
Für den langfristigen Schutz vor Extrem-
hochwasser an Sihl, Zürichsee und Lim-
mat prüft der Kanton Zürich momentan
zwei mögliche Konzepte:
•
Die «Kombilösung Energie»:
Erneue-
rung Etzel-Wasserkraftwerk der SBB
mit Hochwasserableitung und Ener-
giegewinnung vom Sihlsee via Druck-
stollen in den Zürichsee im Rahmen
der momentan laufenden Neukonzes-
sionierung des Kraftwerks.
•
Einen Entlastungsstollen
zur Hoch-
wasserableitung von der Sihl bei
Langnau amAlbis in den Zürichsee bei
Thalwil. Bis imWinter 2017/18 fällt der
definitive Entscheid, welches der bei-
den langfristigen Hochwasserschutz-
konzepte umgesetzt wird.
Widerstand gegen Schutzmassnahmen
Wie Medienberichten zur Einweihung
des Rechens vom 20. Juni zu entnehmen
ist, zeigen nicht alle Freude an dieser
Form des Hochwasserschutzes. So kriti-
sierten die Fischer die ökologischenAus-
gleichsmassnahmen als ungenügend.
Der Widerstand gegen Massnahmen
zum Hochwasserschutz kann noch wei-
ter gehen, wie das Beispiel der Ge-
meinde Uerkheim (AG) zeigt. «Warum
zwang der Kanton die widerspenstigen
Uerkner nicht zumHochwasserschutz?»,
fragte die «Aargauer Zeitung» nach
den verheerenden Überschwemmungen
vom 8. Juli in Uerkheim. Die Uerke sei
seit je ein Problembach gewesen. Im
letzten Jahrhundert sei der Bach in der
Region Kölliken in vorbildlicher Weise
korrigiert worden. Weiter oben in Uerk-
heim und Bottenwil hingegen nicht. Die
Uerkner hätten sich gleich zwei Mal
gegen Hochwasserschutzmassnahmen
ausgesprochen. Ein erstes Mal kurz nach
demHochwasser vomOktober 2012 und
ein zweites Mal im Herbst 2015. «Das
Baugesetz gibt dem Kanton die gesetz-
liche Grundlage, Sanierungsmassnah-
men an Gewässern durchzuführen, auch
dann, wenn Gemeinden das in Urnen-
abstimmungen oder an Gemeindever-
sammlungen abgelehnt haben», wird
Martin Tschannen von der kantonalen
Abteilung Wasserbau im Artikel zitiert.
«Dies wird aber kaum gemacht. Denn es
wäre nicht einfach, gegen denWillen der
Bevölkerung Projekte zu realisieren. Es
ist immer einfacher, die Einwohner im
Boot zu haben.»
In der Gemeinde Stettlen wurde diesem
Gedanken von allem Anfang an Rech-
nung getragen (vgl. Artikel auf Seite 88).
Dort wurden alle Beteiligten, das heisst
Behörden, Feuerwehr und Bevölkerung,
mit ins Boot geholt.
Corinne Aebehard
Mehr Informationen zum Projekt:
www.hochwasserschutz-zuerich.zh.chLinks: Eine Flugaufnahme der Baustelle
vom 21. Dezember 2012.
Rechts: So wird der Rechen aussehen, wenn
er mit Schwemmholz gefüllt ist.
Fotos: zVg
HOCHWASSERSCHUTZ IM URBANEN RAUM