GOLF TIME
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6-2016
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HocHbegabT
DJ ist mit 1,93 Metern Körper-
größe und einer unglaublichen Athletik gesegnet
Wirklich erstaunlich war jedoch Johnsons
Reaktion. Anstatt sich darüber aufzuregen,
dass ihn so ein unscheinbares Dreckloch den
Sieg gekostet hatte, blieb er ruhig und meinte
nur lapidar: „Ich hätte den Driver stecken las-
sen sollen.“ Und während die Golfwelt noch
hitzig über die Entscheidung der Regelhüter
diskutierte, macht DJ mit seinen Kumpels
schon kräftig Party in Florida.
„Das ist eben meine Mentalität“, sagt
Johnson in einem Interview, während er an
seinem Kautabak kaut. „Ich lass’ so Sachen
nicht an mich ran. Das Leben ist zu kurz.“
In Chambers Bay 2015 saust sein Putt zum
U.S. Open-Sieg am Loch vorbei und auch
der Rückputt, der ein Stechen gegen Jordan
Spieth bedeutete hätte, findet das Loch nicht.
Doch nur wenige Wochen nach diesem
Erlebnis, das wohl viele seiner Kollegen auf
die Couch eines versierten Trauma-Thera-
peuten befördert hätte, reflektiert DJ: „Es war
enttäuschend, aber nicht schmerzhaft. Ich
bin darüber weg.“ Der amerikanische Sport-
journalist Rick Reilly scherzte einst über DJ:
„Sein Spiel ist lang, sein Gedächtnis kurz.“
Bei 28 Major-Starts seit 2008 kam Dustin
Johnson zehnmal unter die Top 10, bevor er
bei der U.S. Open 2016 in Oakmont antrat.
Auf dem geradezu grotesk langen (das längste
Par-3-Loch maß 274 Meter) und zudem
knackschweren Platz fühlte sich der Ameri-
kaner pudelwohl. Denn eine seiner Super-
heldeneigenschaften ist die Fähigkeit, mit
dem Driver unglaublich lang (seit Johnson
2008 auf die Tour kam, war er immer unter
den Top 4 der Longdriver), aber eben auch
extrem genau schlagen zu können. „So ge-
winnt man Golfturniere“, schwärmt Phil
Mickelson über seinen Kollegen.
In Oakmont drivte er den Ball durch-
schnittlich nicht nur fast 20 Meter weiter als
der nächstbeste Kollege im Feld, er rangierte
auch in puncto Präzision auf Rang 11 in der
Statistik. Mit drei Schlägen Vorsprung setzte
sich DJ letztendlich durch und stellte dabei
erneut sein stoisches Gemüt unter Beweis.
Denn im Laufe der Finalrunde ereignete sich
wieder eine Regelunstimmigkeit, als sich
Johnsons Ball beim Ansprechen mit dem
Putter minimal bewegte. Ein Platzrichter ent-
schied, dass Johnson keinen Regelverstoß be-
gangen habe, doch der Turnierausrichter, die
USGA (Amerikanischer Golfverband), infor-
mierte Johnson, dass er erst nach der Runde
erfahren würde, ob er doch noch einen Straf-
schlag erhalten würde. Johnson schaffte zuvor
Tatsachen und kam mit drei Schlägen Vor-
sprung ins Ziel, während sich die amerikani-
schen Regelhüter ob ihrer Unfähigkeit, eine
TV-Aufnahme innerhalb eines vernünftigen
Zeitraums zu analysieren, lächerlich machten.
Viele Experten und Kollegen prophe-
zeien, dass Dustin Johnson nach seinem ersten
Major-Sieg eine völlige neue Qualität errei-
chen wird, da er nun befreit aufspielen kann.
Colt Knost, einer seiner Kumpel auf der
Tour, schwärmt: „Er wird mich wahrschein-
lich töten, weil ich das sage, aber er wirkt
immer ein wenig planlos. Doch er verfügt
über mehr Talent als die meisten von uns. Er
ist wirklich enorm begabt.“
Nur zwei Wochen nach dem Sieg in Oak-
mont gewann Johnson auch das hochkarätig
besetzte WGC-Bridgestone Invitational. Als
neue Nummer 2 der Welt hinter dem Austra-
lier Jason Day ist er nun der beste U.S.-Spieler
in der Weltrangliste.
Dank seines Talents und seiner Gabe, nega-
tive Dinge schnell abhaken zu können, lebt
Dustin Johnson auf dem Golfplatz immer im
Augenblick. Sollte er zukünftig einen klaren
Kopf behalten, wird er sich langfristig als
einer der absoluten Top-Spieler etablieren –
vielleicht sogar eine neue Ära der Golfdomi-
nanz einläuten.
GT
2010: In der Finalrunde der U.S. Open
verhackte DJ auf dem zweiten Loch seinen
Vorsprung von drei Schlägen wie ein
Anfänger und kam mit einer 82 ins Club-
haus. Bei der PGA Championship ignorierte
Dustin einen Aushang in der Umkleide-
kabine, der auf die besonderen Bunker
auf der Anlage hinwies. Die beiden Straf-
schläge kosteten ihn den Sieg.
2011: Bei der Open Championship 2011
semmelte er einen unnötig riskanten
Eisenschlag ins Aus, der ihn seiner Sieg-
chancen beraubte.
2015: Bei der U.S. Open 2015 machte er
auf dem finalen Grün einen Dreiputt und
fiel auf Rang 2 zurück.
DUMM UND DüMMER?
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