Madagaskar! Eine Insel vor Afri-
ka, die nach Urlaubsabenteuer
und traumhaften Sandstränden
klingt. Aber tatsächlich auch ein
Land, das zu den ärmsten unserer
Welt zählt. Korruption in der Ver-
waltung, schlechte medizinische
Versorgung, Familien, die täglich
auf der Straße ums Überleben
kämpfen und eine sehr schlechte
Infrastruktur prägen leider das Bild
der Städte und Dörfer.
Meine Kollegin Giovanna Giorgio
und ich beschlossen, unseren eh-
renamtlichen Einsatz in diesem Jahr
in Madagaskar zu leisten. Im Land
‚der roten Erde‘ unterstützten wir
die Arbeit von Tanja Hock, die als
deutsche Hebamme und Rettungs-
sanitäterin mit Lehrberechtigung für
Hebammen und Krankenschwes-
tern nach Madagaskar kam und
dort sesshaft geworden ist. Sie
gründete den Verein Mobile-Hilfe-
Madagaskar e.V., welcher sich un-
ter anderem das Ziel gesetzt hat,
die Mütter- und Säuglingssterblich-
keit im Land zu senken.
Unsere Wirkungsstätte war Ambo-
vo, ein Buschdorf mit etwa 2.000
Einwohnern, 17 Kilometer von der
Hauptstadt Antananarivo, von den
Einheimischen Tana genannt, ent-
fernt. Die Bewohner leben dort
ohne Strom und fließendes Wasser.
Öffentliche Verkehrsmittel gibt es
erst in drei Kilometern Entfernung.
In Ambovo befinden sich unter
einem Dach eine Ambulanz, eine
Krankenstation und ein
Kreißsaal, die alle auf-
grund des Einsatzes
von Tanja Hock ge-
baut werden konnten.
Dank Spendenmitteln
und der Unterstützung
deutscher Ärzteteams,
die zweimal jährlich
operieren, und ehren-
amtlicher Hebammen
sind die Behandlungen
für die Bevölkerung
kostenlos. Tanja Hock
bietet aber auch mo-
bile medizinische Hilfe
an, wie der Name des
Vereins schon sagt:
Ein Rettungswagen,
ein Zahnarztmobil, in dem täg-
lich etwa 30 Patienten behandelt
werden, und ein Hebammenmobil
sind regelmäßig im Einsatz. Das
Hebammenmobil versorgt zweimal
pro Woche obdachlose Frauen in
Tana und Bewohner in entlegenen
Buschdörfern. Zudem steht für die-
se Aufgabe ein Ultraleichtflugzeug
zur Verfügung.
Zuerst die Arbeit…
Unsere madagassischen Heb-
ammen-Kolleginnen hießen uns
herzlich willkommen und gaben uns
das Gefühl, gleich ein Mitglied ihres
Teams zu sein. Sie waren hoch-
motiviert zu lernen, denn unsere
Aufgabe bestand im Wesentlichen
darin, mit den einheimischen Heb-
ammen Schwangerschaftsvorsor-
geuntersuchungen sowie Geburten
durchzuführen und dabei Hilfestel-
lungen zu geben und Wissen zu
vermitteln. In Madagaskar absol-
vieren Hebammen eine kombinierte
dreijährige Krankenschwester- und
Hebammenausbildung, sodass die
Wissensdefizite bei der praktischen
Hebammenarbeit teilweise sehr
groß waren. Mitunter kam es vor,
dass eine Kollegin nicht sagen
konnte, wie lange eine Schwanger-
schaft in Wochen dauert.
Meine Kollegin und ich arbeiteten
in acht-und-24-Stunden Schichten,
mit ein bis zwei madagassischen
Hebammen pro Schicht. Im Schnitt
gibt es 40 Geburten pro Monat.
Dienstag- und Donnerstagvormit-
tag führten wir Schwangerschafts-
vorsorgen durch. Der Kreißsaal war
Mobile Hilfe Madagaskar e.V.
Ein Reisebericht aus dem Land der roten Erde
CellitinnenForum 4/2017
59
Kultur | Freizeit