CellitinnenForum 4/2017
55
Die beiden ersten Teile des Reise-
berichtes führten in den Norden
des afrikanischen Landes, auf den
Spuren frühchristlicher Missionare.
Beeindruckende Königspaläste und
zahlreiche Kirchenbauten, die sich
in zerklüftete Felsformationen ein-
fügen, beeindrucken ebenso wie
die artenreiche Flora und Fauna
des abessinischen Hochlandes.
Der dritte Teil des Berichtes führt in
den Süden Äthiopiens mit seinen
vielfältigen Bevölkerungsgruppen:
Während der nächsten Tage ging
es immer weiter Richtung Süden,
zunächst entlang von erntereifen
Mais- und Sorghumhirsefeldern.
Auf Plattformen in Bäumen stan-
den Kinder oder Erwachsene mit
schwingenden Peitschen oder
Steinschleudern, um Vögel von den
reifen Ähren zu verscheuchen. Dann
führte der Weg vorbei an bizarren
Auswaschungen eines während der
Regenzeit tosenden Flusses und
an kunstvoll angelegten Terrassen-
feldern. Bald wurde die rote Erde
von einem satten Grün abgelöst und
es zeigte sich eine fruchtbare Land-
schaft mit bis zumHorizont reichen-
den riesigen Feldern. Hier lernten
wir auch den Kohlbaum kennen,
der in der Ernährung eine wichtige
Rolle spielt. In einem kleinen Ort
war gerade Schulschluss und ganze
Klassenverbände liefen lachend und
winkend neben unseren Autos mit
lautem „Juju, Juju“ her.
In Key Afer besuchten wir den quir-
ligen Wochenmarkt der Benna und
Ari, der aber schon teilweise auf
Touristen zugeschnitten war. Dafür
bot der Viehmarkt ein ursprüngliches
Bild. Hier wurde palavert, Ziegen
vor dem Verkauf gewogen und um
Rinder und Hühner gefeilscht. Bei
der Weiterfahrt nach Jinka konnten
wir noch einen kleinen Stoffmarkt
besuchen und außerdem sehen,
was man aus alten Autoreifen her-
stellen kann, nämlich Sandalen.
Landestypisches
Schönheitsideal
Am nächsten Morgen ging es zu-
nächst durch die Furt eines kleinen
Flusses, dann einen Hügel hinauf,
bevor sich die Ebene des Flusses
Omo öffnete und wir in den Ma-
go-Nationalpark fuhren. Der 760
Kilometer lange Omo entspringt in
Nekemte in 2.400 Metern Höhe.
Er fließt gen Süden über tosende
Stromschnellen und Wasserfälle,
bevor er im Turkana-See mündet.
Zu beiden Seiten des Flusses be-
finden sich Nationalparks. Paviane
und Perlhühner kreuzten unseren
Weg und mit weißen Mustern an-
gemalte Kinder und Jugendliche
versuchten, sich für ein Foto ein
paar Birr (äthiopische Währung) zu
verdienen. Schließlich erreichten wir
das Dorf der Mursi, die vor allem
durch den Lippentellerschmuck der
Frauen weltbekannt sind. Die Mäd-
chen weiten sich in jungen Jahren
ihre aufgeschnittene Unterlippe zu-
nächst mit einem Pflock, später mit
immer größer werdenden Tontellern
(ca. 15 cmDurchmesser). Erst dieser
Schmuck macht die Frauen für die
Äthiopien, Teil 3
Vom Abessinischen Hochland zu den Völkern des Südens
Vögel verjagen
Kultur | Freizeit