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Hamburg, Lübeck, St. Petersburg und mehreren Finnischen Hafen­

städten. Von einem finnischen Schiffe, welches schon seit mehreren

Wochen im Hafen gelegen war, wurden am 24. Juni 3 Cholerakranke

angezeigt, und in das Civil - Krankenhaus befördert. Ob der zuerst

erkrankte Marinearbeiter m it der Mannschaft dieses Schiffes in Be­

rührung gekommen war, konnte nicht eruirt werden. Die meisten

Aerzte in Kopenhagen, von welchen nur sehr wenige früher Gelegen­

heit gehabt hatten, Cholerakranke zu beobachten, sahen die K rank­

heit nach der damals herrschenden Anschauung als eine miasmatische

an. Man trug daher keine Bedenken, die Cholerakranken in die

C ivil-K rankenhäuser zu transportiren, und mit anderen Patienten

zusammenzulegen, was sehr viel dazu beitrug, dass die Krankheit

sich schnell entwickelte und weiter verbreitet wurde, wie denn auch

die mit dem grossen Civil - Krankenhaus in Verbindung stehende

Versorgungsanstalt gleichfalls von derselben ergriffen wurde. Die

Epidemie dauerte in Kopenhagen vom 12. Jun i bis zum ersten

October, in welcher Zeit 7219 Personen von derselben befallen und

4737 weggerafft wurden. Die Stadt hatte damals circa 130.000

Einwohner, und das Mortalitätsverhältniss, nämlich 3‘65°/0 war im

Vergleiche mit jenem mehrerer anderer europäischer Hauptstädte,

die früher oder später von der Cholera angegriffen wurden, ein sehr

hohes. Von Kopenhagen aus verbreitete sich die Epidemie im Laufe

von

6

V

2

Monaten nach den übrigen Theilen des Landes, vorzüglich

aber nach den Seestädten und den in der Nähe der Hauptstadt

gelegenen Dorfgemeinden. Im ganzen Königreiche, die Hauptstadt

inbegriffen, kamen (nach dem diesfälligen, von dem Königl. Sanitäts­

kollegium erstatteten officiellen Berichte) im Ganzen

6688

Todesfälle

in Folge von Cholera vor.

Während der Zeit, als die Cholera in Kopenhagen ausgebrocheu

wa r , war ich als Medicinal-Inspector für das Herzogthum Schleswig,

welches seine von dem übrigen Königreiche getrennte Medicinal-

Administration h a tte, angestellt. Auch ich war damals geneigt,

die Cholera als eine miasmatische d. i. nicht contagiöse Krankheit

anzusehen, in welcher Auffassung ich bestärkt wurde, nachdem ich

einige Jahre vorher sowohl in Edinburgh als in London gesehen