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GOLF TIME
|
1-2017
www.golftime.deCOVER |
INTERVIEW
also erst einmal lernen, mit den vielen Kame-
ras vor meinem Gesicht umzugehen oder wie
man Interviews gibt. Wenn man mir direkt
nach der Runde ein Mikrofon vor die Nase
hält, dann erzähle ich einfach los, so, wie es
war. Ich wurde dazu erzogen, stets die Wahr-
heit zu sagen, und so halte ich nichts zurück.
Mit der Zeit habe ich dann gelernt, mich
etwas zurückzunehmen und mit Situationen
besser umzugehen, die mich frustrierten. Für
mich gab es während meiner ersten drei Jahre
dort, und auch nach meinem ersten Jahr auf
der PGA Tour, eine Menge Höhen und Tiefen.
Ich war immer so nervös und aufgeregt, dass
ich fünf Jahre brauchte, um meinen ersten
Sieg (Travelers Championship 2010;
Anm. d.
Red.
) zu holen.
Ich mühte mich weiter, kämpfte und
kam langsam dahinter, wie ich es anstellen
musste. Ich fand dabei heraus, dass Golf letzt-
lich nur ein Sport ist und keinerlei Einfluss
auf mein privates Leben und meine Familie
haben müsste.
BuBBa üBER …
veränderung
in seinem leben
Im Jahr 2009 erkrankte mein Vater schwer
und verstarb ein Jahr später. Das war auch
das Jahr, in dem ich mein erstes Turnier auf
der PGA Tour gewann. Damals habe ich mich
zudem zum ersten Mal für den Ryder Cup
qualifiziert, und von da an ging es steil bergauf.
Als ich 2012 das Masters zum ersten Mal
gewann, fühlte ich mich zurückversetzt in
meine Rookie-Saison, denn auf einmal war
dieses enorme Interesse an meiner Person
wieder so hoch wie seitdem nicht mehr. Die
Medien, die Sponsoren und natürlich auch
die Fans möchten noch mehr von einem. Also
zog ich mich wieder zurück und musste nach
neun Jahren erneut lernen, damit in diesem
Ausmaß umzugehen. Das war ein schwieriges
Jahr für mich, vor allem, was meine Form auf
dem Platz anging.
Dann wurde ich 2012 auch noch zum ersten
Mal Vater – Angie und ich hatten Caleb zwei
Wochen vor dem Masters adoptiert. Dass ich
dann auch noch das Green Jacket holte, stellte
meine Welt zu dem Zeitpunkt komplett
auf den Kopf.
BuBBa üBER …
seine
selbst gesteckten
ziele
Natürlich möchten wir alle so
erfolgreich sein wie Tiger,
aber man muss sich rea-
listische Ziele stecken.
Ich habe einmal in
und der dann irgendetwas tat. Das hat schon
früh meine Kreativität gefördert.
Es gab keinen Golfplatz in der Nähe,
daher nutzte ich unser Haus als Spielwiese.
Ich malte einen Kreis in unsere Einfahrt als
Loch und dann spielte ich einmal rechts ums
Haus herum und anschließend links herum
zurück. Über Bäume und darunter hindurch,
über das Hausdach und um die Ecken.
Dadurch entwickelte ich schon früh das
Gefühl, wie man Schläge gezielt manövriert
– und es machte mir sehr viel Spaß, denn es
klappte mit der Zeit immer besser.
BuBBa üBER …
den griff
Das Erste, was mich mein Vater lehrte, als er
mir damals den Schläger schenkte, war der
Griff. Obwohl er selbst kein besonders guter
Golfer war, wusste er um die Bedeutung eines
korrekten Griffs für den Treffmoment. Alle
großen Namen des Golfsports mögen zwar
einen unterschiedlichen Stil und eine unter-
schiedliche Herangehensweise haben, was sie
aber alle gemein haben, ist, den Ball immer
sauber und konstant gut zu treffen.
Mein Vater ließ mich also mit dem rich-
tigen Griff zunächst einfach nur schwingen,
damit ich selbst ein Gefühl dafür bekam, wie
sich ein offenes oder geschlossenes Schläger-
blatt anfühlte. Und was es jeweils bewirkte.
BuBBa üBER …
golf und
zeit mit der familie
Mein Vater war ein furchtbarer Golfer (
lacht
).
Jetzt, da er nicht mehr bei uns ist, kann ich
das ja sagen. Ich glaube, er hat es in seinem
Leben nur eine Handvoll Mal geschafft, Run-
den in den 80ern zu spielen. Aber Golf ist
natürlich mehr als nur das Spielen um Tro-
phäen. Ich sehe es auch als die Möglichkeit,
gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbrin-
gen. Meine Mutter hat nie damit angefangen,
aber mein Vater und auch meine Schwester
spielten Golf. Da ich der Jüngste war, machte
meine Mutter immer Caddie für mich und so
verbrachten wir vier viel Zeit miteinander.
Irgendwann stellte sich dann heraus, dass
ich gut im Golfen war, aber dennoch bedeutet
es für mich nach wie vor die Möglichkeit, Zeit
mit meiner Familie zu verbringen.
BuBBa üBER …
erfolg auf
der tour
Der Lernprozess stellte sich bei mir nur sehr
langsam ein, als ich auf der Nationwide Tour
(heute
Web.comTour;
Anm. d. Red.
) anfing.
Ich komme aus einem kleinen Ort und mag
keine großen Menschenmengen. Ich musste
Masters 2014: Bubba auf dem Weg zu seinem zweiten Green Jacket
Masters-Titelvertei-
diger 2014: Watson
mit seinem zweiten
Green Jacket