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28

GOLF TIME

|

1-2017

www.golftime.de

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INTERVIEW

also erst einmal lernen, mit den vielen Kame-

ras vor meinem Gesicht umzugehen oder wie

man Interviews gibt. Wenn man mir direkt

nach der Runde ein Mikrofon vor die Nase

hält, dann erzähle ich einfach los, so, wie es

war. Ich wurde dazu erzogen, stets die Wahr-

heit zu sagen, und so halte ich nichts zurück.

Mit der Zeit habe ich dann gelernt, mich

etwas zurückzunehmen und mit Situationen

besser umzugehen, die mich frustrierten. Für

mich gab es während meiner ersten drei Jahre

dort, und auch nach meinem ersten Jahr auf

der PGA Tour, eine Menge Höhen und Tiefen.

Ich war immer so nervös und aufgeregt, dass

ich fünf Jahre brauchte, um meinen ersten

Sieg (Travelers Championship 2010;

Anm. d.

Red.

) zu holen.

Ich mühte mich weiter, kämpfte und

kam langsam dahinter, wie ich es anstellen

musste. Ich fand dabei heraus, dass Golf letzt-

lich nur ein Sport ist und keinerlei Einfluss

auf mein privates Leben und meine Familie

haben müsste.

BuBBa üBER …

veränderung

in seinem leben

Im Jahr 2009 erkrankte mein Vater schwer

und verstarb ein Jahr später. Das war auch

das Jahr, in dem ich mein erstes Turnier auf

der PGA Tour gewann. Damals habe ich mich

zudem zum ersten Mal für den Ryder Cup

qualifiziert, und von da an ging es steil bergauf.

Als ich 2012 das Masters zum ersten Mal

gewann, fühlte ich mich zurückversetzt in

meine Rookie-Saison, denn auf einmal war

dieses enorme Interesse an meiner Person

wieder so hoch wie seitdem nicht mehr. Die

Medien, die Sponsoren und natürlich auch

die Fans möchten noch mehr von einem. Also

zog ich mich wieder zurück und musste nach

neun Jahren erneut lernen, damit in diesem

Ausmaß umzugehen. Das war ein schwieriges

Jahr für mich, vor allem, was meine Form auf

dem Platz anging.

Dann wurde ich 2012 auch noch zum ersten

Mal Vater – Angie und ich hatten Caleb zwei

Wochen vor dem Masters adoptiert. Dass ich

dann auch noch das Green Jacket holte, stellte

meine Welt zu dem Zeitpunkt komplett

auf den Kopf.

BuBBa üBER …

seine

selbst gesteckten

ziele

Natürlich möchten wir alle so

erfolgreich sein wie Tiger,

aber man muss sich rea-

listische Ziele stecken.

Ich habe einmal in

und der dann irgendetwas tat. Das hat schon

früh meine Kreativität gefördert.

Es gab keinen Golfplatz in der Nähe,

daher nutzte ich unser Haus als Spielwiese.

Ich malte einen Kreis in unsere Einfahrt als

Loch und dann spielte ich einmal rechts ums

Haus herum und anschließend links herum

zurück. Über Bäume und darunter hindurch,

über das Hausdach und um die Ecken.

Dadurch entwickelte ich schon früh das

Gefühl, wie man Schläge gezielt manövriert

– und es machte mir sehr viel Spaß, denn es

klappte mit der Zeit immer besser.

BuBBa üBER …

den griff

Das Erste, was mich mein Vater lehrte, als er

mir damals den Schläger schenkte, war der

Griff. Obwohl er selbst kein besonders guter

Golfer war, wusste er um die Bedeutung eines

korrekten Griffs für den Treffmoment. Alle

großen Namen des Golfsports mögen zwar

einen unterschiedlichen Stil und eine unter-

schiedliche Herangehensweise haben, was sie

aber alle gemein haben, ist, den Ball immer

sauber und konstant gut zu treffen.

Mein Vater ließ mich also mit dem rich-

tigen Griff zunächst einfach nur schwingen,

damit ich selbst ein Gefühl dafür bekam, wie

sich ein offenes oder geschlossenes Schläger-

blatt anfühlte. Und was es jeweils bewirkte.

BuBBa üBER …

golf und

zeit mit der familie

Mein Vater war ein furchtbarer Golfer (

lacht

).

Jetzt, da er nicht mehr bei uns ist, kann ich

das ja sagen. Ich glaube, er hat es in seinem

Leben nur eine Handvoll Mal geschafft, Run-

den in den 80ern zu spielen. Aber Golf ist

natürlich mehr als nur das Spielen um Tro-

phäen. Ich sehe es auch als die Möglichkeit,

gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbrin-

gen. Meine Mutter hat nie damit angefangen,

aber mein Vater und auch meine Schwester

spielten Golf. Da ich der Jüngste war, machte

meine Mutter immer Caddie für mich und so

verbrachten wir vier viel Zeit miteinander.

Irgendwann stellte sich dann heraus, dass

ich gut im Golfen war, aber dennoch bedeutet

es für mich nach wie vor die Möglichkeit, Zeit

mit meiner Familie zu verbringen.

BuBBa üBER …

erfolg auf

der tour

Der Lernprozess stellte sich bei mir nur sehr

langsam ein, als ich auf der Nationwide Tour

(heute

Web.com

Tour;

Anm. d. Red.

) anfing.

Ich komme aus einem kleinen Ort und mag

keine großen Menschenmengen. Ich musste

Masters 2014: Bubba auf dem Weg zu seinem zweiten Green Jacket

Masters-Titelvertei-

diger 2014: Watson

mit seinem zweiten

Green Jacket