unter elf nun mit Namen genannten
Jungfrauen Ursula auf, am Ende
dieses Jahrhunderts rückt sie als
Anführerin einer Gruppe von Ge-
fährtinnen in den Mittelpunkt. Aus
der gleichen Zeit stammt auch die
früheste, schriftlich fixierte Form der
Legende in lateinischer Sprache. In
einer zweiten Fassung ist dann vom
Martyrium der 11.000 Jungfrauen
die Rede. Die Vermehrung dürfte
einem Lesefehler geschuldet gewe-
sen sein, indem die Abkürzung ‚XI
M.V.‘ nicht mehr als ‚UndecimMar-
tyres Virgines‘, das heißt elf jung-
fräuliche Märtyrerinnen, sondern
als ‚Undecim Milia Virginum‘, also
11.000 Jungfrauen, verstanden
wurde. Dies wurde sogar plausibel,
als man Anfang des 12. Jahrhun-
derts in der Nähe der damaligen
Ursulakirche Erdreich aushob und
auf ein römisches Gräberfeld mit
zahllosen Gebeinen stieß. Diesen
,Ager Ursulanus‘ (,Ursulaacker‘)
brachte man mit den ‚Heiligen
Jungfrauen‘ in Verbindung.
Die Verehrung erhielt immensen
Aufschwung und war vermutlich
auch der Anlass zum Bau der
romanischen St. Ursulakirche, die
den Kern des heute bestehenden
Gotteshauses bildet. Ab dem 12.
Jahrhundert verbreitete sich der
Kult der Heiligen Ursula und ihrer
Gefährtinnen mehr und mehr, zu-
mal Reliquien aus der Vielzahl der
gefundenen Gebeine in alle euro-
päischen Länder verbreitet wurden.
Dazu entstanden auch jene typi-
schen Reliquienbüsten, die Anmut
und Schönheit der Märtyerjungfrau-
en, vor allem durch das Lächeln,
zeigen, das auf den Gesichtern
liegt.
Auch die in verschiedenen Varian-
ten überlieferte Legende von St. Ur-
sula und den 11.000 Jungfrauen
war äußerst populär – ein dramati-
scher Erzählstoff von europäischer
Dimension, der auch vielfach von
Malern aufgegriffen und in Bilder-
zyklen geschildert wurde.
Ursula soll in Britannien als Toch-
ter eines christlichen Königs auf-
gewachsen sein. Ein heidnischer
König hörte von ihrer Schönheit
und Tugend; deshalb wollte er sie
mit seinem Sohn verheiraten. Die
Werbung durch Gesandte war zu-
nächst erfolglos, weil das Heiden-
tum und das Jungfrauengelöbnis
Ursulas dagegen standen. Als sich
sogar ein kriegerischer Konflikt da-
raus zu entwickeln drohte, hatte
Ursula eine göttliche Eingebung.
Bedingungen für eine Heirat sollten
sein: Der Bräutigam müsse sich
taufen lassen und bis zur Hoch-
zeit eine Frist von drei Jahren ein-
räumen. Innerhalb dieser Zeit wolle
sie mit 11.000 Gefährtinnen eine
Pilgerfahrt nach Rom unternehmen.
Auf der Fahrt rheinaufwärts in Köln
angelangt, erschien Ursula ein En-
gel im Traum mit dem Auftrag, von
Rom nach Köln zurückzukehren,
da es für sie und ihre Begleiterinnen
bestimmt sei, dort den Märtyrer-
tod zu erleiden. Auf der Rückrei-
se, auf der sie sogar vom Papst
selbst begleitet wurden, erfüllte sich
dann das Schicksal der Pilger. Die
Hunnen belagerten Köln und er-
mordeten umgehend die frommen
Frauen mit großer Brutalität. Auch
ihr Bräutigam Aetherius, der das
Christentum angenommen hatte
und Ursula entgegengefahren war,
wurde getötet.
Ursula überlebte zunächst, weil
der Hunnenkönig von ihrer großen
Schönheit beeindruckt war. Als Ur-
sula jedoch empört das Angebot,
seine Frau zu werden, ausschlug,
ließ der abgewiesene König sie mit
einem Pfeil erschießen. Engelshee-
re sollen die Hunnen dann aus Köln
vertrieben haben. Die Kölner aber
sammelten die Toten und begruben
sie in allen Ehren.
CellitinnenForum 3/2017
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