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nicht die Kuration einer oder mehrerer Krankheiten, sondern die Steigerung

einer aus welchen Gründen immer reduzierten Gesundheit. So verstanden ist

die Kurmedizin ein wesentliches Handlungsfeld einer modern verstandenen

Gesundheitsförderung.

Vielfach zitiert wird die Formulierung, wonach Gesundheit dort erzeugt

wird, wo Menschen „leben, lieben, arbeiten und spielen“. Damit wird als

aktiver Erzeuger von Gesundheit das Individuum benannt, wobei allerdings

die Verantwortung für Gesundheit nicht nur beim Individuum liegt, sondern

darauf hingewiesen wird, dass die Individuen in der Sorge um sich und die Ihren

von den sozialen Bedingungen abhängen, in denen sie agieren.

Für die Umsetzung einer gesundheitsfördernden Politik wurden in der

Ottawa Charta fünf strategische Handlungsfelder benannt, in denen jeweils

Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen zu entwickeln waren. Diese grund-

legenden Strategien sind:

Entwicklung einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik

Gesundheitsförderliche Lebenswelten schaffen

Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen stärken

Persönliche Kompetenzen entwickeln

Gesundheitsdienste neu organisieren

Diese Strategien weisen auch eine Beziehung zur Kurmedizin auf. Diese Art

der medizinischen Intervention scheint als besonders geeignet bei den Kur-

gästen anhaltende Veränderungen in der Lebensweise herbeiführen zu können.

Dafür sprechen:

Dem Kuraufenthalt gehen zumeist eine mehr oder weniger gravierende

gesundheitliche Krise oder zumindest eine konstatierte Beeinträchtigung

voraus. Wie aus der Interventionsforschung bekannt ist, sind Menschen in

Krisen eher bereit, Veränderungen vorzunehmen und zu akzeptieren.

Kurgäste kommen mit der Motivation, etwas für ihre Gesundheit zu tun.

Kurgäste sind durchschnittlich in einemAlter, da die Sorge um sich selbst mit

anderen Interessen von Beruf und Familie nicht mehr so hart konkurrieren

muss, sondern selbstverständlich angenommen werden kann.

Der Kuraufenthalt dauert im Durchschnitt deutlich länger als ein

Krankenhausaufenthalt, die Interventionszeit ist also ausreichend lang bzw.

es können komplexe Interventionen durchgeführt werden.

Der Kuraufenthalt muss keine spezifischen Probleme lösen, etwa kurativer

Art, und kann mit großer Gelassenheit andere Seinsmöglichkeiten jenseits

des instrumentellen Funktionierens im Alltag eröffnen und ansprechen.