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Technischer Artikel

November 2015

57

www.read-eurowire.com

V e r s i c h e r u n g s u n t e r n e h m e n

verwenden

die

Risikoberechnung

entsprechend der

Gleichung (1)

bei der

Risikobewertung, die die Grundlage

ist um die Versicherungsbeiträge zu

bestimmen. Hier werden beide Faktoren

- Fehlermöglichkeit und -einfluss - auch

berücksichtigt.

Gleichung (1)

zeigt, dass es sich lohnt,

beide Faktoren zu berücksichtigen. In

vielen realistischen Fällen sind beide

Risikofaktoren aufeinander angewiesen.

Bei einem aus diesem Thema zum

Brandschutz

genommenen

Beispiel

zeigt

sich,

dass

die

Verwendung

von

halogenhaltigem

Material

die

Fehlermöglichkeit reduziert, jedoch die

mögliche Auswirkung auf die persönliche

Gesundheit durch Ersticken oder ähnliches

erhöht.

Erfahrungen aus der Praxis von FMEA

zeigen den Vorteil, beide Faktoren bei

einem ähnlichen niedrigen Niveau zu

halten. Wenn beide Faktoren in einem

Bereich von 1 bis 10 variieren können,

variiert das Risiko von 1 bis 100. Wenn sich

die Möglichkeit runter auf 4 verringert

und die Einwirkung runter auf 5, wird

ein Risikoniveau von 20 als ein Produkt

der Faktoren 4*5 erreicht. Wenn die

Einwirkung auf deren hohen Niveau von

10 bleibt, besteht die Möglichkeit runter

auf 2 zu reduzieren, um das gleiche

Risikoniveau zu erreichen. Beachtet man

das Pareto-Prinzip, ist es klar, dass der

Aufwand, um dieses extrem niedrige

Niveau von einem Faktor zu erreichen, den

Aufwand überschreiten wird, um beide

Faktoren auf einem mittleren Niveau zu

halten.

Der

Vorteil,

den

Aufwand

zur

Risikoreduzierung auf beide Faktoren

(Vermeidung

und

Reduzierung

der

Einwirkung) zu verteilen, wird in der

Abb.

2

dargestellt. Die gestrichelte Linie zeigt

das Risiko je nach dem Aufwand zur

Reduzierung, wenn der ganze Aufwand

in die Vermeidung der Gefahr investiert

wird. Die durchgezogene Linie zeigt das

Risiko, wenn der Aufwand zur Reduzierung

sowohl auf die Vermeidung wie auf die

Reduzierung der Einwirkung im gleichen

Anteil verteilt wird. Einige vereinfachende

Annahmen werden in diesem Ansatz

geschaffen, um das Grundprinzip einfach

darzustellen.

Es ist deutlich zu erkennen, dass nur im

mittleren Teil des Bereichs, die Verteilung

des Aufwands auf beide Faktoren klare

Vorteile bringt.

Dieser Beitrag taucht nicht in Statistiken ein,

um die Fehlermöglichkeit zu untersuchen,

weder in Wirtschaftswissenschaften, um

die finanziellen Auswirkungen möglicher

Schäden zu quantifizieren. Im Fokus steht

dabei die Brandschutzstrategie für die

Inhouse-Verkabelung.

3.3 Kabelbrandverhalten

Kabel

sind

wichtige

Elemente

in

Brandschutzkonzepten von Gebäuden. Es

gibt verschiedene Arten von Stoffen, die

das Brandverhalten von Kabelcompounds

erhöhen.

Halogenhaltige

Polymere

sind selbstlöschend durch chemische

Reaktionen, aber im Brandfall erzeugen

sie giftige Gase. Halogene sind Elemente

der 7. Hauptgruppe: Cl, F, Br, J. Im

Oxidationsprozess reagieren sie auf

Säurereste, die Säuren durch Reaktion auf

Wasserstoff erzeugen. Wenn Halogene

bei niedrigen Temperaturen brennen,

werden Dioxine erzeugt. Die Folgen

der

Körperverletzungen

oder

einer

Beschädigung von Gütern sind vorstehend

beschrieben.

Halogenfreie Flammschutzmittel, z. B.

Mg(OH)

2

oder Al(OH)

3

, verhindern die

Brandausbreitung

indem

Sauerstoff

eingefangen wird. Die chemische Reaktion

erzeugt Wasser, die eine zusätzliche Lösch-

und Kühlwirkung ergibt.

Diese mineralischen Flammschutzmittel

erzeugen sehr wenig Rauch beim Brennen

und der Qualm ist ungiftig und enthält

keine Säuren.

Diese Materialklasse ist aber auch nicht

die perfekte Lösung. Um ein wirklich

gutes

Brandverhalten

zu

erzielen,

muss man diese Stoffe in höherer

Konzentration verwenden. Dies reduziert

die

mechanischen

Eigenschaften

des entsprechenden Kabels, bewirkt

Versprödung

oder

verringert

den

Betriebstemperaturbereich.

Mehrere

Brandprüfverfahren

für

Kabel werden von nationalen und

internationalen Standardisierungsgremien

bestimmt.

Jedes davon stellt allein nur eine der

verschiedenen Brandgefahren dar.

Tabelle

1

zeigt eine Übersicht.

3.3.1 Selbstentzündung

Kabel

sollten

sachgemäß

entworfen werden, damit weder die

Spannungsspitzen

noch

eine

hohe

Strombelastbarkeit zur Selbstentzündung

führen könnten. Die Spannungs- und

Strombelastbarkeitsprüfung

bestimmt

die Fähigkeit eines Kabels hinsichtlich der

Selbstentzündung. Der Parameter der

Selbstzündung ist mit der Möglichkeit

eines Brandes verbunden.

3.3.2 Flammenausbreitung

Kabel

sind

Verbindungselemente.

Daher bergen Kabel die Gefahr, dass

sich ein Brand entlang des Kabels von

einem Teil des Gebäudes zum anderen

ausbreiten könnte. Das ist der Effekt

einer Zündschnur. Zur Bestimmung der

Eigenschaften der Flammenausbreitung

(oder Zündschnur) der Kabel, definiert IEC

60332 Prüfverfahren auf mehreren Ebenen

(z. B. IEC 60332-1-2,

Abb. 3

).

Die gemeinsame Idee all dieser Prüfungen

ist gleich: ein brennendes Kabel in einer

bestimmten Position sollte sich löschen,

bevor die Flamme in einem bestimmten

Abstand propagiert. Die Probenposition

kann horizontal oder vertikal sein, die

Probe kann ein Einzelkabel oder ein

Kabelbündel sein. Die Parameter der

Flammenausbreitung

beziehen

sich

sowohl auf die Brandvermeidung als auch

auf die Reduzierung der Einwirkung.

3.3.3 Brandwiderstand

Besonders

für

Kabel,

die

in

B r a n d s c h u t z a n w e n d u n g e n

verwendet werden, gibt es spezielle

Brandwiderstandsanforderungen, die in

IEC 60331 definiert werden. Das bedeutet,

dass ein Kabel in einem Feuer seine

Funktion zumindest für eine bestimmte

Zeit aufrecht erhalten sollte.

Parameter

Vermeidung

Reduzierung der

Einwirkung

Selbstzündung

X

Flammenausbreitung

X

X

Brandverhalten

(X)

X

Entrauchung

X

Halogenfrei

X

Tabelle 1

:

Parameter zum Brandverhalten und deren Korrelation zu Brandriskoelementen

Abb. 3

:

Prüfung für die Flammenausbreitung