shops im offenen Dialog. Im genau-
en Hinsehen, Einschätzen und Be-
nennen haben die Klinikmitarbeiter
ein Gefühl dafür entwickelt, welche
Situationen, Strukturen, Abläufe so
sind, dass sie potenziellen Über-
griffen Gelegenheit geben könnten.
All diese Erkenntnisse fließen ein in
das unternehmenseigene Schutz-
konzept, das in den Händen der
Steuerungsgruppe inzwischen
Form annimmt. Im Dialog mit den
Mitarbeitern wird sich herausstel-
len, ob es wirkt und Schutz genug
bietet. Keine leichte Aufgabe: Das
Cellitinnen-Forum hat die Mitglieder
der Steuerungsgruppe nach ihrer
Motivation gefragt:
Christine Becker,
Stationsleitung der geriatrischen
Rehabilitationsklinik im
Petrus-Krankenhaus, Wuppertal
Ich dachte zuerst, „ Oh, das ist ein
schwieriges Thema.“ Bei meinen
Überlegungen stellte ich fest, dass
sich das Krankenhaus sehr wenig
mit sexualisierter Gewalt ausein-
andersetzt. Eines hat es mir nach
sieben Monaten gezeigt: Das The-
ma geht uns alle an. Deshalb finde
ich die Herangehensweise prima.
Es werden alle Mitarbeiter ins Boot
geholt: Wichtig ist mir, dass wir er-
kennen, dass auch imKrankenhaus
die sexualisierte Gewalt kein Ta-
buthema sein darf. Wir entwickeln
Strukturen, um Patienten und Mit-
arbeiter zu schützen und Betroffe-
nen im Schadensfall zu helfen.
Wolfgang Allhorn,
Diakon und Leiter Kirchliche
Unternehmenskultur
Ich finde diesen Auftrag in seiner
kombinierten Wirkungsweise sehr
wichtig: Auf allen Ebenen und in
den verschiedenen Situationen ge-
winnen wir mehr Sensibilität, die
allein schon der Prävention dient.
So wird das Erarbeitete tatsächlich
zu einem Schutzkonzept, das sei-
nen Namen verdient. Wir müssen
entschieden dafür eintreten, dass
Menschen möglichst vor Leiderfah-
rungen bewahrt werden. Jede Ver-
letzung der personalen Integrität ist
eine zu viel.
Lorenz Auweiler,
ehrenamtlicher Mitarbeiter und
Pflegedirektor im Ruhestand,
St. Marien-Hospital Köln
Mir wurde bewusst, wie viel ver-
steckte Gewalt, auch sexualisierte
Gewalt, in unserem Alltag zu finden
ist. Viele so dahin gesagte Sätze
sind schon sehr verletzend. Da-
bei unterstelle ich nicht in jedem
Fall Absicht. Oft ist Oberflächlich-
keit und mangelndes Wissen im
Spiel. Es ist sehr wichtig, Probleme
transparent zu machen und Lösun-
gen anzubieten. Diesen Bewusst-
seinsprozess halte ich für dringend
nötig. Sachgerecht geschulte und
gut informierte Mitarbeiter tragen
zu einem Klima bei, in dem Gewalt
erst gar nicht aufkommt.
Angela Kauffmann,
Strategische Personalentwicklung
bei der Stiftung der Cellitinnen zur
hl. Maria
Zunächst habe ich gedacht, dass
die Eingrenzung auf ‚sexualisierte
Gewalt‘ zu eng ist, da Mitarbei-
ter und Patienten verschiedenste
Formen von Gewalt erleben. Inzwi-
schen bin ich aber überzeugt, dass
wir über die Bearbeitung des The-
mas sexualisierte Gewalt eine sehr
gute Grundlage schaffen können,
damit Gewalt in unseren Häusern
keinen Raum hat. In den Work-
shops hat sich gezeigt, dass die
verbalen Übergriffe einen großen
Raum einnehmen. Das hat mich
besonders betroffen gemacht und
auch hier müssen wir konsequent
handeln. Eine Kultur der Acht-
samkeit zu schaffen und so allen
Sicherheit geben zu können, wird
eine große Herausforderung für die
nächsten Jahre.
Maria Adams,
Mitarbeiter-Seelsorgerin der
Stiftung der Cellitinnen
Ein schweres Thema: Wir müssen
dazu erst eine Sprache finden! Doch
es wird unsere Wahrnehmung ver-
ändern. Kein Papier kann Gewalt
verhindern: Wo aber Menschen
achtsam in einem Cellitinnen-Haus
arbeiten und leben, können wir eine
schützende Atmosphäre gestalten,
in der Täter keine Chance haben:
Null Toleranz gegen Gewalt!
Anselmo Knoblauch,
Leiter des Cellitinneninstituts
für Qualitätssicherung,
Düren-Niederau
Qualität muss jeden Tag erarbeitet
werden und ist kein Selbstläufer.
Gewaltprävention muss jeden Tag
betrieben werden, da Gewaltfreiheit
ebenfalls kein Selbstläufer ist. Als
Qualitätsmanager
freue ich mich,
auch dieses
sehr wichti-
ge Thema
intensiv mit-
zugestalten.
49
Idee | Einsatz
CellitinnenForum 3/2018