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GOLF TIME
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8-2016
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interview
Themen wurden auf einen Block geschrieben.
Dann standen da am Ende acht Gründe,
warum man Angst vor dem Fliegen haben
könnte. Ich sitze also da und denke mir: Hey,
Punkt drei und sieben sind eigentlich valide,
warum hatte ich davor eigentlich noch keine
Angst? Ich bin also am Ende des Tages mit
einem Problem hin- und mit drei Problemen
nach Hause gefahren.
Ich habe zudem zwei Freunde, die Piloten
sind. Mit denen bin ich regelmäßig diverse
Berichte durchgegangen. Ich muss aber leider
sagen, dass einige Bedenken, die ich hatte,
auch durch sie bestätigt wurden. Das hat dem
Ganzen natürlich nicht geholfen. Es gab zwar
einige gute Ansätze, die alle ihre Berechti-
gung haben. Bei mir haben sie aber leider
nicht angeschlagen, in manchen Punkten das
Problem eher schlimmer gemacht.
Was war die ursache des Problems, gab es
da einen bestimmten Vorfall?
Ja, ich kann mich konkret an eine Situa-
tion erinnern, zuvor bin ich problemlos
geflogen und habe mir nie Gedanken dazu
gemacht. Das war ein Flug von Frankfurt
nach Turin, zur Einzel-EM 2005 nach Biella.
Bei diesem Flug hat es über den Alpen so sehr
geruckelt wie noch nie zuvor. Und da habe
ich mir zum ersten Mal Gedanken darüber
gemacht, worin ich eigentlich sitze, das ganze
Phänomen Flugzeug also. Ich habe dann
meinen damaligen Nationaltrainer, der neben
mir saß, gefragt, was denn passieren würde,
wenn etwas passiert. Und der hat nur geant-
wortet: Wenn etwas passiert, dann geht es
recht schnell.
Von dieser Situation an war die Flugangst
bei mir aber noch nicht mit voller Macht da,
sondern sie wuchs mit der Zeit. Zunächst war
das nur eine Art Wahrnehmung, dann ein
Interesse an der Situation, dann ein Unwohl-
sein hin zur Skepsis, bis schließlich Angst
daraus wurde. Das ging über einen Zeitraum
von fünf Jahren, bis 2010. Da habe ich dann
beschlossen, dass es zuviel für mich war
und ich flog von da an nicht mehr. Ich habe
es dann noch drei Jahre lang mit Therapien
versucht und bin auch punktuell in Flieger
gestiegen, durfte dann oft auch vorne im
Cockpit mitfliegen.
Wurde es dadurch etwas besser?
Nicht wirklich, denn ich wusste ja, dass ich
mich noch immer in 13 Kilometern Höhe
befinde. Ich war zwar etwas abgelenkt durch
die Piloten, aber dennoch immer wieder froh,
wenn ich auf dem Boden war.
Was ich spannend fand, war ein Gespräch
mit Prof. Jürgen Margraf, einem Angst- und
Phobienforscher, der mir erzählte, dass er und
sein Team ein Gen im menschlichen Körper
entdeckt haben und isolieren konnten, das für
Höhenangst zuständig sein soll. Und da Höhen-
angst beim Fliegen ja sehr relevant ist, hat mich
das insofern beruhigt, als es scheinbar normal
ist, in solchen Situationen Angst verspüren
Ehepaar Fritsch: Bei der Porsche European Open (o.) und der Alfred Dunhill Links Championship (u.)
begleitete inga ihren Mann am Bag. Mit Erfolg: Jeweils der siebte Platz war das resultat
zu können. Das wiederum hat mich angeregt,
darüber nachzudenken, ob es überhaupt ge-
recht ist, Menschen mit Flugangst als Phobiker
zu bezeichnen. Wenn also Autofahren 16 Mal
so gefährlich ist wie Fliegen, warum gibt es
dann keine Anti-Autofahrangst-Seminare?
Angenommen, Sie qualifizieren sich nächstes
Jahr für die race-to-dubai-Play-offs. dann
müssten Sie gezwungenermaßen wieder in
ein flugzeug steigen.
Wenn die Situation eintritt, dass ich mich
für die Finalturniere qualifiziere, dann
heißt das zunächst nicht, dass ich sie auch
spielen muss. Das Wort „Muss“ gibt es also
an der Stelle nicht. Ich kann. Ich kann teil-
nehmen, muss aber nicht. Wenn es aber dazu
kommen sollte, werde ich erst einmal über-
legen, in welchem Zustand ich mich befinde
und ob ich mir das zutraue. Und dann erst
würde ich eine Entscheidung treffen. Des-
wegen kann ich das jetzt noch nicht konkret
beantworten.
GT
Das komplette interview im internet
unter
Golftime.de»Das Wort
FInaLTuRnIeRe
MUss
gibt es an der Stelle nicht.
Ich kann teilnehmen, muss
aber nicht«