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EuroWire – Mai 2009

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technischer artikel

Tiefsee-ROV-Kabel

Von Jarrett S Shinoski Research & Development, CommScope Claremont, NC;

DaveWeaver und TomTolman Oceaneering International Inc, Hanover, MD

Übersicht

Tiefseekabel für ferngesteuerte Tauchroboter

(Deep-Sea ROV cable) haben die Welt der

Tiefseeforschung grundlegend verändert.

Dank dieser Technologie haben Forscher und

Historiker das Innere von Schiffswracks wie

z. B. der Titanic und der Bismarck erkunden

können. Dieses einzigartige Kabel wurde

zur

Datenübertragung

zwischen

dem

Bediener und zwei speziell entworfenen

ferngesteuerten Tauchrobotern (ROVs -

Remote Operated Vehicle) eingesetzt, einem

Tiefsee-Tauchroboter

„Deep-Sea

ROV“

und einem „Hybrid-AUV“ (Auto- nomous

Underwater Vehicle)/ROV. Dieses Kabel weist

einen Durchmesser von 900 Mikron auf und

trägt eine Einzelfaser um Informationen zum

und vom LWL-Telemetriesystem zu senden.

Mike Cameron von Dark Matter LLC

entwickelte diese Technologie ursprünglich

1999. Mike Cameron und sein Bruder James

Cameron

haben

diese

ROV-Technologie

für Dokumentarfilme benutzt, bevor die

Technologie im Januar 2005 von Oceaneering

International erworben wurde. Oceaneering

hat vor, diese Technologie als auf breiter Basis

anzuwenden Hauptrichtung zu verfolgen,

indem die beiden besonderen Möglichkeiten

des ROV, für potentielle Einsätze wie z. B.

die Prüfung von Unterwasserausrüstungen,

Sicherheitsüberwachung in den Häfen sowie

Such- und Rettungsmissionen genutzt werden.

Die ROVs von Oceaneering sind revolutionär

und haben einen Paradigmenwechsel im

ROV-Entwurf geschaffen. Die zwei ROVs sind

autonome Einheiten, in denen eigene Batterien

für die Stromerzeugung und das Ausspulen

ihrer Kommunikationskabel untergebracht

sind. Ein typischer ROV überträgt Strom und

Steuerbefehle über ein dickes Kabel, das

den Weg eines Fahrzeugs einschränkt und

bestimmt, wie tief das Fahrzeug in ein Wrack

eindringen kann. Außerdem wird das Kabel

üblicherweise von der zentralen Leitstelle

aus durch eine sehr große Spule abgerollt.

Da das LWL-Kabel nicht wiederverwendbar

ist, weisen die ROVs von Oceaneering die

besondere Fähigkeit auf in eine Öffnung

hineinzufahren und aus einer anderen

Öffnung herauszufahren, ohne durch die Ein-

und Auslaufstellen sowie von der Eindringtiefe

in einen Hohlraum eingeschränkt zu werden.

Tiefsee-ROV-Kabel verleihen diesen ROVs

ein Wettbewerbsvorsprung. Das Kabel wird

durch ein selbst entworfenes mechanische

Ablaufsystem ausgespult, das im ROV selbst

eingebaut ist. Somit wird die Notwendigkeit

eines LWL-Schleifrings vermieden. Tiefsee-ROV

enthalten zirka 600 Meter dieses sehr dünnen

900 Mikron Kabel, während Hybrid-AUV/ROV

2.000 Meter enthalten.

Dieses Kabel enthält einen Lichtwellenleiter,

besondere

Tragorgane

und

Öl.

Der

Lichtwellenleiter ist eine typische Mono-

modefaser mit einem Durchmesser von

255 Mikron, die für Steuerungen und

Rückmeldungen

eingesetzt

wird.

Die

Tragorgane

bieten

eine

Unterstützung

für die Spannungsregelung und für die

Haltbarkeit des Kabels. Das Öl verleiht dem

Kabel seine inkompressiblen Eigenschaften

bei Wassertiefen von 6.100 Metern (20.000

Fuß). Die Außenumhüllung ist eine spezielle

Polymermischung, die benutzt wird, um

die richtige Schwimmfähigkeit des Kabels

in der Wassersäule zu erreichen. ROVs sind

so klein und enthalten derart viele Kabel,

daß ein unsachgemäß gewichtetes Kabel

verheerenden Schaden an der Steuerung

der Schwimmfähigkeit eines ROV anrichten

würde.

Dieses Kabel erwies sich sowohl als geeignet

bei Verwendung der Standard-Prüfpraxis als

auch besonders bei neuen Prüfmethoden.

Mechanische

und

umweltbedingte

Leistungen wurden getestet und das Kabel

wurde

den

strengsten

Anforderungen

dreier verschiedener Standards unterzogen.

Diese drei Standards waren: ANSI/ICEA

S-87-640-2006, GR-20-CORE und EN 187105.

Um sich eine bessere Vorstellung von der

Leistung dieses Kabels machen zu können,

wurde es einer Fehlerprüfung gemäß den

allgemeinen Richtlinien der Spezifikationen

unterzogen.

Darüber

hinaus

wurden

verschiedene Kundentests entwickelt, um die

Zuver- lässigkeit des Kabels vorhersagen zu

können. Oceaneering setzte einen speziellen

hydrostatischen Druckprüfstand ein, um den

Druck auf das Kabel bei extremen Ozeantiefen

zu simulieren.

Außerdem

entwarf

Oceaneering

eine

Prüfungsanforderung

bezüglich

der

Schwimmfähigkeit,

um

die

geeignete

Schwimmfähigkeit

zu

erreichen.

Eine

spezielle

Prüfung

für

die Verwicklung

„hockling“ (Begriff in der Marine für

Verknotung) wurde von CommScope kreiert,

um jedem Kabel eine Bezugsgröße zur

Verwindungsleistung zu geben. Aufgrund

der Ergebnisse dieser Prüfungen konnten wir

Oceaneering das bestmöglichste Kabel für ihre

Sonderanwendung versichern.

1 Einleitung

Das Tiefsee-ROV-Kabel wurde von den

Herstellern sowie von den Endnutzern

für zwei unterschiedliche, doch ähnliche,

Anwendungen bewertet.

Dieses spezialisierte Kabel wurde bereits

für Tiefsee-ROV eingesetzt, mußte jedoch

optimiert werden, um in einer neueren

Anwendung gute Leistungen zu zeigen.

Diese neue Anwendung war ein Hybrid-AUV/

ROV mit autonomen sowie normalen

ROV-Fähigkeiten. Viele Verkabelungs-, Labor-

und Feldtests wurden durchgeführt um den

passenden Kabelaufbau zu verbessern.

2 Kabelaufbau

2.1 Kundenanforderung

Oceaneering

fragte

forderte

einen

neuen Kabelaufbau Kabeldesign an, der

nur eine Faser mit einem Durchmesser

nahe 900 Mikron enthalten sollte. Diese

Erfindung war ein Tiefsee-ROV-Kabel der 3.

Generation.

2.1.1 Kabel der ersten Generation

Das Kabel der ersten Generation war

ein 2-Faser-Kabel, bestehend aus zwei

Multimodenfaser mit einem Gesamtdurch-

messer von ca. 1,4mm. Mit einer Faser sandte

man Informationen an das ROV (um das ROV

zu steuern) mit der anderen erhielt man vom

ROV gesandte Informationen zurück (Live-

Videofeedback). Dieses Kabel enthielt viele

Enden von Tragorganen für eine erhöhte

Zugfestigkeit. Das Team von Oceaneering

ersetzte später die Lichtwellenleitersysteme,

so daß Informationen in zwei Richtungen

über eine Einzelfaser statt über zwei getrennte

Fasern gesendet werden konnten.

2.1.2 Kabel der zweiten Generation

Mit dem selben Durchmesser für die

mechanische

Verträglichkeit,

enthielt

dieses Kabel der zweiten Generation nur

eine Einzelfaser. Das Kabel wies daher

immer

noch

einen

Durchmesser

von

1,4mm auf, jedoch wurde eine zusätzliche

Schutzummantelung hinzugefügt. Zwischen

den zwei Mantelschichten befand sich eine

Schicht von Tragorganen für eine zusätzliche

Zugfestigkeit

und

Abriebfestigkeit.

Die

Kabel der ersten sowie jene der zweiten

Generation mußten keine Anforderungen an

die Schwimmfähigkeit erfüllen, sie mußten

lediglich das Absinken garantieren.

2.1.3 Tiefsee-ROV-Kabel

Diese

dritte

Generation

von

Kabeln

unterscheidet sich von den vorherigen zwei

Generationen anhand der nachfolgend

beschriebenen verbesserten Eigenschaften:

Kleinerer Durchmesser - Dieses Kabel

1

war fast halb so groß wie die beiden

vorherigen Versionen, dies ermöglichte

eine kompaktere Spule und demzufolge

einen kleinerem ROV-Aufbau oder eben

potentiell längere Kabeltrassen.