Cellitinnen 4_2014_051114-1 - page 58

Oberkörper und in Naturkleidung.
Ihre Häupter waren gesenkt und
sie blieben abrupt stehen, sobald
ein langer, dumpfer Trommelschlag
ertönte. Ihre Fußhaltung wurde
dann von begleitenden Männern
mit einem dünnen Stock korrigiert.
So umschritten sie den Dorfplatz
mehrfach. Einmal wurde ihnen
bei einem Stillstand eine Wasser-
flasche gereicht, aus der sie, ohne
selbst Hand anzulegen, tranken.
Es herrschte eine andächtige Stille,
der auch wir uns nicht entziehen
konnten. Ihre Betreuer trugen
dünne, etwa 1,50 Meter große,
halbierte Holzstämme mit sich, die
viele Rillen aufwiesen. Der Dorf-
chief nahm eine große, mit Perlen
bestückte Kalebasse (ausgehöhlter
und getrockneter Kürbis) zur Hand,
begann einen leisen Rhythmus zu
schlagen und zu singen. Die Be-
treuer bildeten einen Kreis, stimm-
ten in den Gesang ein und tanzten
im Kreis. Eine Art Fußschelle und
die Schläge der Djembé ergänzten
den Klangkörper. Wenn die Männer
sich der Mitte näherten, ratschten
sie mit einem dünnen Stock über
die Rillen der Baumstämme. Das
ergab einen eigentümlichen Ton
und eine ganz besondere Atmo-
sphäre. Nach einer ganzen Weile
endeten Tanz und Gesang und die
Weihlinge zogen, begleitet von ihren
Betreuern, wieder in den Wald. Nun
hieß es auch für uns, Abschied zu
nehmen. Am Abend erreichten wir
unser Hotel in Tambacounda.
Bleibende Eindrücke
Für den nächsten Tag brauchten
wir gutes Sitzfleisch, denn es ging
zurück an die Petite Côte, vorbei
an typischer Savannenlandschaft
und Baobab-Wäldern. Unterwegs
sichteten wir ein Warzenschwein
und eine Affenherde am Stra-
ßenrand. Im Bus selbst waren alle
etwas in sich gekehrt und dachten
über die letzten Tage und die Er-
eignisse im Bassari-Land zurück.
Schließlich erreichten wir in M‘bour
ein kleines Hotel mit einem blumen-
geschmückten Innenhof direkt am
Atlantikstrand. Rasch waren die Ba-
deanzüge übergezogen und hinein
ging es in das herrlich frische Meer-
wasser. Bei der klaren Seeluft und
den angenehmen Temperaturen
hätte ich es hier noch gut ein paar
Tage aushalten können, doch am
Abend des nächsten Tages stand
der Rückflug auf dem Plan.
In Erinnerung werden mir viele Er-
eignisse bleiben. Herausragend
waren das Sklavenhaus auf der
Insel Gorée, die Herzlichkeit der
Dorfbevölkerung im Sine-Saloum-
Delta, der Goldgräber direkt am
Gambia-Fluss, der Besuch der Be-
dik und natürlich die drei Tage im
Land der Bassari, die an ihren über-
kommenen Sitten und Gebräuchen
festhalten und trotzdem teilweise
christliche Symbole an Halsketten
tragen. Dass ich dies alles erleben
und erfahren durfte, dafür bin ich
sehr dankbar.
Doris Strehlow
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CellitinnenForum 4/2014
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