Cellitinnen 4_2014_051114-1 - page 56

Hier wurden Verwandte von nah
und fern zum Fest erwartet. Man-
che kamen mit großen Limousinen
und in städtischer Kleidung, andere
reisten auf Lastwagen an. Alle fielen
sich lachend und freudestrahlend
um den Hals und bezogen ihre Hüt-
ten und Plätze. Schon von weitem
war ein lautes Pfeifkonzert zu hö-
ren, das die Dorfjugend mit bunten
Plastik-Trillerpfeifen veranstaltete.
Die Weihlinge selbst wurden mit be-
sonderen Frisuren und Geschenken
herausgeputzt. Manche machten
einen etwas ängstlichen Eindruck.
Allen waren Betreuer zugeteilt, de-
ren nackte Oberkörper mit bunten
Bändern und Perlen festlich ge-
schmückt waren. An Bäumen an-
gebunden standen Opfertiere wie
Ziegen, Schafe und ein junges Rind.
Schließlich formierten sich die Be-
treuer und begannen nach einem
stampfenden Rhythmus, um den
Dorfplatz zu tanzen. Allmählich ge-
sellten sich die Jungen dazu. Hir-
sebier und Palmwein machten die
Runde und wurden reichlich kon-
sumiert, so dass der Alkoholpegel
stieg. Da machten wir uns auf den
Rückweg, dieses Mal mit einem
Geländewagen. Als Vorbote der
nahenden Regenzeit entlud sich
in der Nacht ein kräftiges Gewitter
mit Wetterleuchten und heftigem
Regen.
Um sechs Uhr in der Frühe wan-
derten wir erneut nach Ethiolo. Bei
unserer Ankunft herrschte schon
wieder reges Treiben und ein lautes
Pfeifkonzert. Die größeren Opfertiere
waren bereits geschlachtet und hin-
gen zerlegt in einem großen Baum.
Nach einer bestimmten Zeremo-
nie wurden Hähne geschlachtet,
wobei die Jungen ihren Mut unter
Beweis stellen und die zappelnden
Körper festhalten mussten. Den
toten Tieren wurden die Flügel ent-
fernt, dieselben mit spitzen Holz-
stäben präpariert und den Jungen
als Schmuck in die Haare gesteckt.
Bald darauf steigerte sich der Ge-
räuschpegel und die Spannung
stieg. Es kamen Flötentöne hinzu
und dumpfe Geräusche. Aus dem
Wald näherten sich Maskenmänner
mit stampfenden Schritten. Ihre Kör-
per waren mit rotem Lateritschlamm
eingerieben, mit bunten Bänder und
Perlenschürzen geschmückt und
die Gesichter mit großen Masken
verhüllt. So schritten sie auf den
Dorfplatz. Allmählich reihten sich
die Weihlinge ein. Nachdem der
Dorfplatz mehrfach umrundet
war, marschierten alle auf einen
etwas tieferliegenden Ritualplatz.
Dort musste jeder Junge gegen
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CellitinnenForum 4/2014
Kultur
Freizeit
Die Goldmine
Einreihung der Jugendlichen
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