Cellitinnen 4_2014_051114-1 - page 55

gehend bewahrt hat. Nach einem
Besuch beim Dorfchief konnten wir
das Dorf besichtigen. Hier oben
gab es eine große Rundhütte, die
als christliche Kirche fungierte. Da-
neben existiert aber nach wie vor
die Naturreligion. Bald hatten wir
den Kontakt zu den Bewohnern
hergestellt, die uns allerlei selbst
hergestellte Dinge zum Kauf anbo-
ten. Nach dem Abstieg genossen
wir ein Picknick im Schatten eines
großen Mangobaumes, bevor es
dann weiter nach Salémata ins
Kerngebiet der Bassari ging.
Die Bassari sind eines der ältesten
Völker Senegals. Sie leben traditio-
nell in aus Lateritsteinen errichteten,
mit Strohdächern gedeckten Hüt-
ten, bestellen ihre Felder, gehen auf
die Jagd, leben im Einklang mit der
Natur und haben sich damit ihre Ur-
sprünglichkeit bewahrt. Ihre Dörfer
liegen meist auf Hügeln,
von denen aus sie sich
in früheren Zeiten bes-
ser verteidigen konnten.
Sie haben eine eigene
Sprache, die auch unser
Reiseleiter nicht ver-
stand. Ihre Lebensweise
ist animistisch geprägt,
das heißt, Ahnenkult und
Geisterglaube spielen
eine große Rolle, weshalb andere
Völker des Senegals sie eher herab-
lassend behandeln.
Wir sollten am Initiationsfest, ei-
ner Art ‚Jugendweihe‘ der männ-
lichen Bevölkerung, teilnehmen
und mussten dazu zum etwa zehn
Kilometer entfernten Dorf Ethiolo,
einem religiösen Zentrum der Bas-
sari, wandern. Die Inition geschieht
in drei Schritten, jeweils im Abstand
von sechs Jahren. Sie bedeutet den
Übertritt vom Kindes- (12-13 Jahre)
zum Mannesalter. Während dieser
Zeit werden alle jungen Männer in
den Bräuchen und Gebräuchen
unterrichtet, erlernen die Jagd, die
Landwirtschaft, das Erbauen ihrer
Hütten, das Verhalten Erwachse-
nen gegenüber und das Leben im
Einklang mit der Natur. Mit dem
ersten Schritt der Weihe erfolgt die
Loslösung von der Mutter bezie-
hungsweise den Eltern.
Ein dreitägiges Fest
Frühmorgens ging es durch abge-
erntete Hirsefelder, über ausgedörr-
te Weiden und über kleinere und
größere Steinbrocken allmählich
immer weiter hinauf. Frauen trugen
unbeschwert Lasten und Wasser-
vorräte auf ihren Köpfen. Schließ-
lich erreichten wir das Dorf des
ranghöchsten Bassari namens
Balingho, dem wir bereits ange-
kündigt waren und der uns herz-
lich zum Essen eingeladen hatte.
Wir wurden freundlich begrüßt mit
„Kamera“, unsere Antwort musste
lauten: „Ba“. Damit waren wir will-
kommen. Kurz darauf marschierten
wir den Hügel nach Ethiolo und
seinen Ritualplätzen weiter hoch.
CellitinnenForum 4/2014
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Begrüßung im Dorf
Goldgräber
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