SCHWEIZER GEMEINDE 9 l 2015
58
Dann kam der Anruf
des Kantons Bern
Wohlen bringt Kriegsflüchtlinge oberirdisch
und dezentral unter. «Massenhaltung» in der
Zivilschutzanlage kommt nicht infrage.
Die Zivilschutzanlage inmitten des Wohn-
gebietes Kappelenring in Hinterkappelen
sollte für 100 Asylbewerber geöffnet wer-
den. Das veranlasste unsere Gemeinde,
sich konkret und differenziert mit der
Asylproblematik auseinanderzusetzen.
Schnell war klar, dass 100 Flüchtlinge am
gleichen Ort, in einer unterirdischen An-
lage inmitten eines Wohnquartiers, für
Wohlen undenkbar sind. Im Wissen,
dass die Flüchtlingssituation dramatisch
ist und dass dieser Situation nur im Zu-
sammenspiel von Gemeinden und Kan-
ton begegnet werden kann, hat sich die
Gemeinde entschieden, aktiv an einer
alternativen Lösung zu arbeiten.
Denn: Selbstverständlich ist die Ge-
meinde bereit, ihre humanitäre Aufgabe
wahrzunehmen, und selbstverständlich
ist sie bereit, Flüchtlinge aufzunehmen.
Wir wollen aber mitreden. Mitreden in
Bezug auf die Anzahl der Personen, die
Unterbringungsart und den Ort. So erar-
beiten wir, unterstützt von der Rudolf und
Ursula Stiftung, das Wohlener Asylpro-
jekt. Verteilt auf mehrere, oberirdische
Standorte, wo jeweils 15 bis 30 Personen
Platz finden, wollen wir 60 bis 70 Flücht-
linge aufnehmen. Zusammenmit Freiwil-
ligen unterstützen wir die Betreiberorga-
nisationen und helfen mit, frühzeitig mit
der Integration zu beginnen.
Verzweifelter Kanton Bern
Wie dramatisch die Situation im Kanton
ist, wurde uns zu Beginn des Juli vor
Augen geführt, als wir vom Migrations-
dienst angerufen wurden. Verzweifelt
suchte der Kanton eine Notlösung für
minderjährige Asylsuchende, welche in
den vorhandenen Zentren einfach kei-
nen Platz mehr hatten. Dies war die Ge-
legenheit, zu beweisen, dass wir es mit
unserem Asylprojekt ernst meinen. Wir
funktionierten für die Dauer der Sommer-
ferien den Jugendtreff zum Ferienlager
um. Mittlerweile sind die Jugendlichen
im Pfadiheim in Säriswil untergebracht.
Das Verständnis in der Bevölkerung be-
stärkt uns, den eingeschlagenenWegwei-
terzugehen. Dezentrale, kleinere, überir-
dische Unterkünfte sind sowohl für die
Bevölkerung als auch für die Flüchtlinge
die bessere Lösung als unterirdische
«Massenhaltung» in Zivilschutzanlagen.
Dies sieht auch die Bevölkerung so und
unterstützt die Behörden bei der Umset-
zung desWohlener Asylprojekts.
Bänz Müller
Vorschau
Im Oktober steht der Winter vor
der Tür. Wir zeigen, was sich beim
Winterdienst Neues tut.
Ausserdem lesen Sie, wie eine
Gemeinde eine traditionsreiche
Industriebrache entwickelt.
MOSAIK
Impressum
52. Jahrgang / Nr. 527 / September/septembre
Herausgeber/éditeur
Schweizerischer Gemeindeverband
Association des Communes Suisses
Partnerschaften/partenariats
Fachorganisation Kommunale Infrastruktur
organisation Infrastructures communales
Konferenz der Stadt- und Gemeindeschreiber
Conférence des Secrétaires Municipaux
Verlag und Redaktion/éditions et rédaction
Laupenstrasse 35, Postfach, 3001 Bern
Tel. 031 380 70 00
www.chgemeinden.ch www.chcommunes.chPeter Camenzind (czd), Chefredaktor
Philippe Blatter (pb), Redaktor
Beatrice Sigrist (bs), Layout/Administration
info@chgemeinden.chChristian Schneider, Redaktion SKSG
Nachdruck
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit
Genehmigung der Redaktion. Verlinkung erwünscht.
Druck und Spedition/impression et expédition
Anzeigenmarketing/marketing des annonces
Stämpfli AG, Postfach, 3001 Bern
Tel. 031 300 63 82, Fax 031 300 63 90
inserate@staempfli.comDie nicht autorisierte und ohne gewichtige Eigenleis-
tung erfolgende Bearbeitung und Verwertung von
abgedruckten oder in elektronische Datenbanken
eingespiesenen Inseraten durch Dritte ist unzulässig
und wird vom Inserenten untersagt. Dieser überträgt
derWerbegesellschaft insbesondere das Recht, nach
Rücksprache mit dem Verlag mit geeigneten Mitteln
dagegen vorzugehen.
Auflage/tirage (WEMF/REMP 2014/2015)
Verkaufte Auflage/tirage vendu 2063 Ex.
Gratisauflage/tirage gratuit
1156 Ex.
Total/total
3627 Ex.
Bänz Müller, Gemeindepräsident vonWohlen bei Bern.
Bild: zvg