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SCHWEIZER GEMEINDE 4 l 2015
44
Man lebt gut so, wie es ist
Die Anforderungen an die Gemeinden bezüglich IT und E-Government steigen.
Einheitliche IT-Infrastrukturen würden vieles vereinfachen. Dies umzusetzen, ist
jedoch schwierig, wie das Beispiel der Schwyzer Gemeinden zeigt.
RZ–Einsiedeln
RZ–Freienbach
Selbstversorger
E-Government soll in der Schweiz weiter
vorangetrieben werden. Vor Kurzem hat
der Steuerungsausschuss E-Govern-
ment Schweiz die Konsultation zur wei-
terentwickelten Strategie eröffnet. Das
Problem: Die IT-Strukturen und einge-
setzten E-Government-Lösungen in den
Kantonen und noch viel mehr in den
Gemeinden sind sehr heterogen. Im
Kanton Schwyz beispielsweise setzen
die 30 Gemeinden für das Finanz- und
Rechnungswesen sowie für die Einwoh-
nerkontrolle drei verschiedene Produkte
ein. Dies geht aus der Antwort des
Schwyzer Regierungsrates auf eine In-
terpellation von zwei Kantonsräten her-
vor. Sie wollten von der Regierung wis-
sen, ob eine einheitliche Softwarelösung
oder ein zentrales Rechenzentrum als
Dienstleistungszentrum für die verschie-
denen öffentlichen Körperschaften nicht
effizienter und sicherer wäre. Im Kanton
gibt es zwei kommunale Rechenzentren.
13 Gemeinden sind beim Rechenzent-
rum Einsiedeln angeschlossen, von dem
sie alle ihre IT-Dienstleistungen bezie-
hen. Vor Ort haben diese 13 Gemeinden
hauptsächlich nur Bildschirme, Eingabe-
geräte und Drucker. Elf Gemeinden sind
beim Rechenzentrum Freienbach ange-
schlossen, von dem sie Dienstleistungen
zu einer Fachanwendung
beziehen. Weitere IT-Dienst-
leistungen organisieren und
betreiben sie jedoch auto-
nom. Dafür verfügen sie
über eigene Server vor Ort.
Schliesslich organisieren
und betreiben sechs Ge-
meinden alle ihre IT-Dienste
autonom. Eine Ausnahme
ist die Gemeinde Riemenstalden, deren
IT vollständig bei der Gemeinde Ingen-
bohl angeschlossen ist.
Gemäss der Antwort des Schwyzer Re-
gierungsrats gab es in jüngster Vergan-
genheit auf kommunaler Ebene nur drei
Veränderungen: Die Gemeinde Schwyz
hat sich vor drei Jahren vollständig
dem Rechenzentrum Einsiedeln ange-
schlossen. Die Gemeinden Wollerau
und Arth beziehen ihre Fachanwendung
vom Rechenzentrum Freienbach. Zuvor
hatten diese drei Gemeinden ihre ge-
samte IT-Infrastruktur autonom betrie-
ben. «Ohne bewusste Absicht praktizie-
ren die Gemeinden nahezu eine Zwei-Lie-
feranten-Strategie, was eine mögliche
Harmonisierung vereinfachen würde»,
schreibt die Schwyzer Regierung in ihrer
Antwort auf die Interpellation. Bis heute
sei aber auch noch kein Softwarewechsel
vollzogen worden, «was darauf schlie-
ssen lässt, dass die Gemeinden mit den
Leistungen ihrer Softwarelieferanten
zufrieden sind».
Für Engagement fehlt das Geld
Die Frage, ob eine einheitliche Software-
lösung oder ob ein zentrales Rechenzen-
trum als Dienstleistungszentrum für die
verschiedenen Gemeinwesen effizienter
und sicherer wäre, könne im Rahmen
einer Interpellationsantwort nicht ab-
schliessend beantwortet werden, hält
die Schwyzer Regierung fest. «Je nach
Bereitschaft für eine allgemeine Stan-
dardisierung sowie Erwartungen an
Qualität, Verfügbarkeit, Flexibilität und
Sicherheit der Dienstleistungen werden
die Antworten differenziert ausfallen.»
Der Regierungsrat weist zudem darauf
hin, dass eine Zentralisierung im Rah-
men eines Konsultationsverfahrens bei
den Bezirken und Gemeinden vertieft
geprüft werden müsste. Dies schreibt
das E-Government-Gesetz vor. Für ein
Engagement des Kantons in
einem solchen Prozess fehl-
ten zurzeit jedoch die finan-
ziellen Mittel und die perso-
nellen Kapazitäten. Ein sol-
cher zusätzlicher Aufwand
sei kaum begründbar, zumal
es keine unmittelbare Not-
wendigkeit dafür gebe,
schreibt der Regierungsrat.
Die Situation bezüglich IT-Infrastrukturen
im Kanton Schwyz sei zwar nicht opti-
mal, «aber man lebt gut damit», sagt
denn auch Herbert Reinecke, Leiter Amt
für Informatik des Kantons Schwyz. Die
Voraussetzungen für eine Optimierung
wären im Grunde genommen gut. Der
«Im
Vordergrund
stehen die
Prozesse,
nicht die
Strukturen.»
Die IT-Landschaft im Kanton Schwyz. Gewachsene Strukturen
Grafik: czd
und verschiedene Anbieter sind kaum unter einen Hut zu bringen.
INFORMATIK