Da schreien mindestens zwei
Käuzchen. Oder ist es doch was
anderes? Ich stehe nachts um 3:00
Uhr an der Landstraße, weit hinter
Kleve-Materborn. Hin und wieder
rast ein Auto die Straße hoch, voll-
besetzt mit Menschen, die irgend-
wo am Niederrhein gefeiert haben
und nun nach Hause wollen. Und
ich? Mein Anker in dieser Nacht ist
der blaue Bus des Seniorenhauses
Burg Ranzow. Und Paul. Der neun-
jährige Sohn von Pflegedienstlei-
terin Christiane Ribbrock versucht
gerade, auf der vordersten Sitzreihe
in den Schlaf zu finden, nachdem er
eine Etappe der Fußwallfahrt nach
Kevelaer mitgelaufen ist. Es wird
nicht seine letzte sein. Der Grund-
schüler ist begeistert von diesem
nächtlichen Abenteuer. Die anderen
Pilger, Mitarbeiter und Ordensfrau-
en aus dem Seniorenhaus und den
Hausgemeinschaften, Gäste aus
Köln sowie Gemeindemitglieder
von St. Anna in Materborn beten
und schnaufen irgendwo auf der
Triftstraße, die sich endlos durch
die stillen Wiesen zieht. Paul und
ich sind mit dem blauen Bus vor-
gefahren und der nächste Anlauf-
punkt für die Pilgergruppe, die sich
in dieser Nacht fast 27 Kilometer bis
Kevelaer vorgenommen hat.
Von Kleve-Materborn …
Gemeinsammit den Rad- und Bus-
pilgern wollen sie am Morgen um
9:00 Uhr an der Gnadenkapelle sein
und das Pontifikalamt in der Basilika
feiern.
Noch ist es aber nicht soweit. Der
Plan erklärt aber das enorme Tem-
po, das die erfahrenen Pilgerführer
vorlegen, um auf den Punkt am be-
liebten Wallfahrtsort anzukommen.
Mit dem Rosenkranzgebet auf den
Lippen geht es sich noch mal so
gut, kommt der Pilger doch so in ei-
nen gleichbleibenden Gehrhythmus
hinein. Ich bete, entspannt an den
Bus gelehnt, mit. Eine Katze kreuzt
den Weg, beäugt uns kritisch, ver-
schwindet in den Wiesen. Plötzlich
habe ich das Gefühl, dass mein
eigenes Murmeln verstärkt wird;
schon sehe ich in der Ferne den
Lichtschein der ersten Taschenlam-
pen der Pilger, schaukelnde Punkte
in der Dunkelheit, die schnell näher
kommen. Ich stelle eine Leuchtlam-
pe vor den Bus, damit die Kollegen
das Etappenziel auch sehen.
… über Goch und Weeze…
Kurze Absprache mit der Pilgerfüh-
rerin, wo das nächste Zwischen-
ziel ist, ein paar Schlucke Wasser,
schon ziehen die Pilger weiter.
An die Kaffeekannen dürfen sie
noch nicht ran. Die wird es erst
in Weeze geben. Bis dahin sind
es noch 15 Kilometer. Dann kli-
ckern die Walkingstöcke auch
schon wieder auf dem Asphalt,
mit ‚Maria breit den Mantel aus...‘
macht sich die Gruppe auf den
Weg.
Nacht-Wallfahrt nach Kevelaer
Cellitinnen-Mitarbeiter meistern 27 Kilometer
v. li. Diakon Wolfang Allhorn, die Schwestern Renzy und Teresia mit Paul
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CellitinnenForum 4/2017
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