Previous Page  38 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 38 / 68 Next Page
Page Background

Da schreien mindestens zwei

Käuzchen. Oder ist es doch was

anderes? Ich stehe nachts um 3:00

Uhr an der Landstraße, weit hinter

Kleve-Materborn. Hin und wieder

rast ein Auto die Straße hoch, voll-

besetzt mit Menschen, die irgend-

wo am Niederrhein gefeiert haben

und nun nach Hause wollen. Und

ich? Mein Anker in dieser Nacht ist

der blaue Bus des Seniorenhauses

Burg Ranzow. Und Paul. Der neun-

jährige Sohn von Pflegedienstlei-

terin Christiane Ribbrock versucht

gerade, auf der vordersten Sitzreihe

in den Schlaf zu finden, nachdem er

eine Etappe der Fußwallfahrt nach

Kevelaer mitgelaufen ist. Es wird

nicht seine letzte sein. Der Grund-

schüler ist begeistert von diesem

nächtlichen Abenteuer. Die anderen

Pilger, Mitarbeiter und Ordensfrau-

en aus dem Seniorenhaus und den

Hausgemeinschaften, Gäste aus

Köln sowie Gemeindemitglieder

von St. Anna in Materborn beten

und schnaufen irgendwo auf der

Triftstraße, die sich endlos durch

die stillen Wiesen zieht. Paul und

ich sind mit dem blauen Bus vor-

gefahren und der nächste Anlauf-

punkt für die Pilgergruppe, die sich

in dieser Nacht fast 27 Kilometer bis

Kevelaer vorgenommen hat.

Von Kleve-Materborn …

Gemeinsammit den Rad- und Bus-

pilgern wollen sie am Morgen um

9:00 Uhr an der Gnadenkapelle sein

und das Pontifikalamt in der Basilika

feiern.

Noch ist es aber nicht soweit. Der

Plan erklärt aber das enorme Tem-

po, das die erfahrenen Pilgerführer

vorlegen, um auf den Punkt am be-

liebten Wallfahrtsort anzukommen.

Mit dem Rosenkranzgebet auf den

Lippen geht es sich noch mal so

gut, kommt der Pilger doch so in ei-

nen gleichbleibenden Gehrhythmus

hinein. Ich bete, entspannt an den

Bus gelehnt, mit. Eine Katze kreuzt

den Weg, beäugt uns kritisch, ver-

schwindet in den Wiesen. Plötzlich

habe ich das Gefühl, dass mein

eigenes Murmeln verstärkt wird;

schon sehe ich in der Ferne den

Lichtschein der ersten Taschenlam-

pen der Pilger, schaukelnde Punkte

in der Dunkelheit, die schnell näher

kommen. Ich stelle eine Leuchtlam-

pe vor den Bus, damit die Kollegen

das Etappenziel auch sehen.

… über Goch und Weeze…

Kurze Absprache mit der Pilgerfüh-

rerin, wo das nächste Zwischen-

ziel ist, ein paar Schlucke Wasser,

schon ziehen die Pilger weiter.

An die Kaffeekannen dürfen sie

noch nicht ran. Die wird es erst

in Weeze geben. Bis dahin sind

es noch 15 Kilometer. Dann kli-

ckern die Walkingstöcke auch

schon wieder auf dem Asphalt,

mit ‚Maria breit den Mantel aus...‘

macht sich die Gruppe auf den

Weg.

Nacht-Wallfahrt nach Kevelaer

Cellitinnen-Mitarbeiter meistern 27 Kilometer

v. li. Diakon Wolfang Allhorn, die Schwestern Renzy und Teresia mit Paul

38

CellitinnenForum 4/2017

Glauben | Leben